Wer einmal mit dem Virus „Ackerlauf“ infiziert wurde, für den gibt es kaum Heilung. Und das infizierte Gen wird auch prompt weiter gegeben. Wie bei Annett Schulze aus Brandenburg. Im vergangenen Jahr ging sie noch an den Start. In diesem Jahr stand sie mit rundem Babybauch bei der Anmeldung und wäre zu gern mitgelaufen. Das war den Veranstaltern aber dann doch zu heiß – schließlich wollte niemand eine „Wassergeburt“ riskieren. So blieb der werdenden Mutter nur die Zuschauerrolle bei der nunmehr 6. Auflage des Reetzerhüttener Ackerlaufs. Zahlreiche Besucher säumten die neu gestaltete Strecke. In diesem Jahr wurden die Hindernisse in Form einer 8 aufgebaut. Woran die über 30 Ackerläufer dann doch ganz schön zu knabbern hatten. Völlig außer Puste kamen die meisten am Ziel an, jedoch teilweise in einer blendenden Zeit. Kaum zu glauben, dass man die Strecke unter eineinhalb Minuten bewältigen kann. Und das sowohl kostümiert, als auch in den obligatorischen Gummistiefeln. Die sind Pflicht und müssen am Ende auch mit ins Ziel kommen. So manch anderes ging allerdings auf der teils unwegsamen, teils nassen Strecke verloren: Mützen, Perücken und ausgestopfte Brüste. Denn auch in diesem Jahr hatten die meisten sich wieder fantasievolle Kostüme einfallen lassen. So waren sowohl Superman mit seiner Partnerin Superwoman am Start, Sumoringer, die sich in ihren luftgefüllten Anzügen mehr recht als schlecht bewegen konnten und aus dem Märchenland kamen Rotkäppchen und der Wolf. Wie im Märchen hatte Rotkäppchen auch beim Ackerlauf die Hosen an – und musste sich sogar noch handwerklich betätigen. Eines der Hindernisse wurde beim Lauf beschädigt und musste kurzfristig repariert werden und Rotkäppchen zeigte, dass es nicht nur einen Korb mit Kuchen und Wein tragen , sondern auch mit einem Akkuschrauber umgehen kann. Dass das Körbchen und vor allem dessen Inhalt heil und trocken am Ziel ankam, ist nicht zuletzt Pressefotograf Dirk Fröhlich zu verdanken, der kurzzeitig Kamera gegen Seil tauschte und den Korb über das feuchte Hindernis zog.
Am Ende ging es knapper zu als beim Motorsport. Nur 6 Zehntel trennten den ersten vom zweiten Platz. Und für den Sieger war das wohl ein ganz besonderes Erlebnis. Nicht nur, dass Khalil Ehmed prinzipiell den weitesten Anfahrtsweg hatte. Der Kurde lebt zwar inzwischen seit mehr als 2 Jahren in Deutschland, stammt aber aus Syrien. Durch seine Freundin kam er mit den Organisatoren des Ackerlaufes in Kontakt. Obendrein bekam er als Gewinner auch noch ein Schaf geschenkt, zu dem gleich nach der Siegerehrung die ersten zarten Bande geknüpft wurden. Bei den Kindern bestätigte Tim Fröhlich seine Ausnahmestellung und wurde wiederum Erster. Und der Preis für das beste Kostüm ging – wie kaum anders zu erwarten – an Rotkäppchen und den Wolf. Nach der Siegerehrung durften alle Gewinner in der großen Preiskisten wühlen, für die die VR Bank und die Sparkasse Wiesenburg, die Apotheken in Görzke und Wiesenburg, die Abfallwirtschaft Niemegk und der Rollladenbau Kowalewski Preise gespendet hatten.