Reime über Reetz
Seit Dieter Wankmüller sich in Reetz
niedergelassen hat, kam auch seine poetische Ader zum Vorschein. Hier einige
seiner Gedichte. Aber es gibt auch noch andere Poeten in unserem Ort. Auf dieser
Seite können sich alle an Reimen und Versen erfreuen.
Dieter Wankmüller
zeigt Schülern aus Berlin das Backhaus
Spute
dich, Gevatter Frost!
Gevatter
Frost, beeile Dich!
Natur
kann so nicht schlafen.
Am
Strauch die Knospen öffnen sich
Bei
diesen warmen Tagen.
Fluss,
Bach und See gefroren?
Nur
Tiefs aus den Azoren!
Das
Wasser wäscht den Boden aus
und
nimmt der Erd die Kraft.
Puste
die Backen endlich auf,
mach
Eis aus diesem Saft!
Ich
wache auf - das gibt es nicht:
Herr
Frost ist schwer am Zocken.
Der
Schnee macht hell des Tages Licht,
noch
immer wirbeln Flocken.
OeLaLa-Flur
hat endlich Ruh!
Das
ist die frohe Kunde.
So
mach auch ich die Augen zu
und
schlaf noch eine Runde.
(DW
aus gegebenem Anlass am 28.1.2012)
Vorfreude
Sterne am Himmel, Glöckchengebimmel,
Duft aus der Küche - Weihnachtsgerüche,
heimlich verstecken wir Geschenke in Goldpapier,
warten auf Schnee und Eis auf dem See......
dann ist es soweit - es ist Weihnachtszeit!
Winter
Raureifbärte
an den Zweigen der Bäume
glitzern
silbern wie im Märchen,
Eiswind
färbt die Wangen rot,
die
Natur hält Winterschlaf.
Kinderlachen
tönt vom
gefrorenen
Teich,
blitzende
Schlittschuhkufen in der Sonne,
dicke
Pudelmützen halten die Ohren
warm.
Spaziergänger
trotzen dem
Eishauch
des Windes,
ihr
Atem gefriert,
Vorfreude
auf die warme Stube
daheim
-
beflügelt
den Schritt.
Marion
Gante
Winter
legt sacht ein weißes Band
Über
das graue weite Land.
Schneeflocken
rieseln leis in der Nacht,
fröhliche
Weihnachtszeit erwacht.
Würziger
Duft dringt aus Häusern und Stuben,
Hört
ihr die Glocken, ihr Mädchen und Buben?
Sie
läuten besinnliche Weihnachtszeit ein.
Jesus,
der Retter, wird bei uns sein.
Eva
Loth
Das Jahr geht zu Ende, wir falten
die Hände
und halten Gericht, was war und was nicht.
Was hab´n wir erreicht, was fiel uns
leicht,
was ist geschehen, worüber man spricht.
Ein Vorsatz fürs Neue, vor dem ich mich
scheue,
weil ich den Plan meist nicht einhalten
kann.
Doch freu ich mich heute aufs
Glöckchengeläute,
mit Freude im herzen und Blick auf die
Kerzen.
Eva Loth
Oh
Herbst, mach mich wach!
Der
Hof liegt da in kalter Stille,
Die
Elster auf dem Pflaster krächzt,
Der
Hunger treibt sie, nicht ihr Wille.
Nur
Karges zwischen Steinen wächst.
Der
Himmel drückt mit bleierner Gräue.
Zwei
Krähen rudern übers Dach.
Die
schwarzen Schatten im Gebräue
fliegen
zurück zur vergangenen Nacht.
Ich
gehe aufrecht und suche das Licht,
Die
Gärten sie liegen bedeckt mit Laub,
Der
Wind bläst mir kalt ins noch müde Gesicht.
Doch
der Schlaf hält mich fest und macht mich taub.
(Dieter
Wankmüller
, am Morgen des 1. Novembers 2008)
Kerzenlicht
Ohne
Kerzen würde Weihnachten etwas fehlen,
das
möchte ich hier nicht verhehlen,
denn
ihr sanfter warmer Schein,
hüllt
mich in Kindheitserinnerungen ein,
wie
es bei Muttern früher gewesen,
haben
dabei Weihnachtsgeschichten gelesen,
gebastelt
und Plätzchen gebacken,
unterbrochen
nur vom Nüsse knacken,
Kerzen,
Tannenbaum und Weihnachten
sind
für mich immer als GANZES zu betrachten.
Marion
Gante
Weihnachtsgeschichte
"Die Welt sei groß - der Mensch sei klein",
so sagt es Gott, so soll es sein.
Fünf Kontinent´ die Erde hab,
zu jedem er ein Menschpaar gab.
"Schützt meine Gärten", sagt er Ihnen,
"nur diese Ordnung kann Euch dienen!"
Der Mensch jedoch sagt: "Diesen Willen,
möcht ich mit etwas andrem füllen:
Der Mensch sei groß, die Welt sei klein,
der Stärkste soll der Herrscher sein."
Sie streiten sich viel tausend Jahr,
Die Gärten werden große Wüsten,
der Eigennutz Gewalt gebar,
die Schwachen mit dem Leben büßten.
Gott schaut herunter voller Zorn:
Hört auf, sonst ist mein Werk verlorn!
Doch seine Worte sind wie Schweigen,
Die Erde, sie muss weiter leiden.
In seiner Not den Sohn er schickt:
"Die Lage dort ist sehr verzwickt.
Dir fällt doch sicher etwas ein,
So schwer kann Frieden doch nicht sein."
Der Sohn nimmt sich ´nen
Ste
rn als Schimmel,
stürzt sich hinab vom dunklen Himmel..
Begleitet von der Engel Chören,
lässt er als Kind sich neu gebären.
"Ihr Menschen all, seht auf das Kind,
empfindet Liebe ganz geschwind!
Schluss mit Gewalt sei meine Bitte,
Friede, kehr ein in jede Hütte!"
Doch hat der Sohn eins nicht bedacht,
dass Herrschsucht größer ist als Liebe,
dass dem Besitz von großem Gut,
vorausgegangen ist Betrug.
Und dass es bleibt des Reichen Streben:
Nehmen ist stärker als zu Geben.
Und wer ihm sein Gesetz berühret,
gleich seine Feindschaft grässlich spüret.
So ist dem Kinde vorbestimmt,
dass es ein übles Ende nimmt.
Ja, dass sein
Ste
rben für die Liebe,
missbraucht wird von der List der Diebe:
"Oh Christen, gebt dem Fest euch hin,
wir - geben ihm den rechten Sinn."
Und die Moral von der Geschicht?
Gott sagt dazu: Jüngstes Gericht!
Doch diese Drohung, sie blieb leer.
Der Reiche lacht: "Mein Geld ist mehr.
Das macht Gesetze hier und Recht,
so geht`s mir gut und gar nicht schlecht.
Was schert mich schon die Not der Armen,
die Kirchen sollen sich erbarmen."
Der Arme aber ist verwirrt,
sein Geist umhüllet Nebelschwaden
von falschem Mitleid, Angst und Sorgen.
Die Lösung bleibet ihm verborgen.
(Dieter
Wankmüller
, 14.12.2003,
am 3. Advent)
Nachtrag:
Und wenn der Leser nicht zufrieden,
such er ihn selbst - bei sich - den Frieden.
Meine
Ostergedanken.
Ein
Hase saß im hohen Gras,
Er
löffelte mit seinen Ohren,
Des
Winters Kälte er vergaß,
Denn
Wärme drang in seine Poren.
Und
lauschend hört er in der Fern,
Der
Menschen Städte dunkles Rauschen.
Und
denkt: „Was soll der ganze Lärm.
Natur
und Ruh möcht´ ich nicht tauschen.
Auch
Osterhas möcht´ ich nicht sein,
Nicht
Nester füllen mit viel Gaben.
Das
wäre wohl die höchste Pein,
Denen
zu schenken, die mich jagen.“
Ich
denke wohl wie jener Has
Und
pflanze stille meine Bäumchen.
Hör
auf die Stimmen aus dem Gras
Und
schmücke sie mit meinen Träumchen.
(D.
Wankmüller
, Am 4.4.2007 in Reetz,
morgens bei strahlender Sonne).
Frühlingssehnen
Frühling
lass dein blaues Band
Endlich
flattern durch die Lüfte!
Oh,
ihr wohlbekannten Düfte,
streift
doch endlich durch das Land!
Veilchen
schimpfen schon:
„Möchten
endlich Sonne!“
Horch,
es heult ein frost´ger Ton!
Wintersturm,
hau ab!
Frühling
hörst Du: Komme!!!
(D.
Wankmüller in Ungeduld am 14.3.2010)
Huuuuuuuuuuu..............
Es
bläst der Sturm von Süden,
daß
sich die Bäume biegen.
Der
Protz faßt an die Türen,
Er
will, daß wir ihn spüren.
Er
pfeift durch alle Ritzen.
Ihr
Ziegel bleibt schön sitzen!
Wir
Reetzer trotzen Dir, Du Sturm.
Ein
Zeuge ist der Kirche Turm.
Die
Seelen der Erbauer
Beschützen
ihre Mauer.
(D.
Wankmüller
am 28.2.2010 bei Sturm und Rotwein)
Der
Schnee von Reetz
O
ihr Wolken mit Schnee
habt
begraben mein Reetz.
Doch
die Menschen in Eile,
gönnen
sich keine Weile.
Müssen
schippen und schaufeln,
bauen
Hügel und Haufen.
Die
Schneestürm´ vergangen,
der
Himmel verhangen,
Der
Frost weggeweht.
Der
Schneemann noch steht
zwischen
Bergen von Weiß.
Und
der Tau kommt ganz leis,
Lässt
zerrinnen das Eis.
Wir
wünschen uns Grün
und
dass Schneerosen blühn.
Doch
hervor kommt der Müll,
der
dort ruhte ganz still.
(Dieter
Wankmüller
am 26.2.2010)
An
Reetz
Wo
hat es mich da hin verschlagen
in
meinen späten Lebenstagen?
Ein
einsam Dorf am Rand der Mark
wurde
mein Glück - und macht mich stark.
Denn,
wer hier lebt, entwickelt Kräfte,
muss
stärker sein als Flämings Mächte.
Es
prüft des Hohen Fläming Geist
ein
jeden, der hier zugereist.
Und
wer von ihm zu leicht gewogen,
verliert,
zerbricht, ist weggezogen.
Doch
wer ihm trotzt mit großem Mut,
erwirbt
von ihm Haus, Hof und Gut.
Dem
ist der Geist dann zugetan.
Muss
wissen nur, wie stell ich's an,
dass
er sich zeigt mit seinem Rate.
Damit
er bleibt des Glückes Pate.
Nun
sage mir, wie find ich ihn?
Such
ihn in deines Dorfes Linde.
Leg
ab den Panzer um dein Herz.
Schau
mit den Augen gleich dem Kinde.
Blick
zu den Wolken himmelwärts.
Flieg
mit des Kirchturms Falken übers Land.
Schau
auf die Fluren und die Wälder.
Sie
alle sind des Flämings Pfand.
Er
gab sie Dir zur Pflege in die Hand.
Zeig
Fläming, dass Du liebest seine Felder
und
du erwirbst des Glückes goldne Band.
(Dieter Wankmüller am 25.12.2007)
Reetz wach auf und singe!
Lindenplatz,
oh Herz von Reetz!
Bist
Du noch der Puls der Zeit?
Auf
die Frage: "Wohin geht´s?"
Hör´
ich Schweigen weit und breit.
"Alte
Linde, Dorfes Zeuge
in
zweihundert langen Jahren!
-
Scharten hier sich Reetzer Leute,
die
dem Dorf ein Vorbild waren?"
Wohl
standen mut´ge Bürger hier,
die
des Dorfes Zukunft sah´n.
Erschien
sie unerreichbar schier,
gemeinsam
brachen sie die Bahn.
Als
ich schaute in die Linde,
hörte
ich ein leises Raunen.
war´s
das Blätterwerk im Winde,
was
mich brachte so zum Staunen?
Nein,
es öffnet sich die Rinde
und
auf wundersame Weise
formt
sich Mund und Bartgebinde,
und
der Baumstamm wird zum Greise!
"Fremder",
ächzt es aus dem Stamme.
"Mach
mich frei von diesem Traum,
welcher
fesselt´ mich so lange.
Bin
des Dorfes Schicksalsbaum.
Viele
Jahre sank ich nieder.
Doch
nun regen sich die Spitzen,
meine
Kräfte kommen wieder,
wenn
Reetzer singend um mich sitzen".
(Dieter Wankmüller am 8.1.2009)
Schau
ich übern Gartenzaun,
sehe
ich den Walnussbaum.
Majestätisch
ragt sein Stamm,
Überragt
der Dächer Kamm.
Darauf
thront der Äste Dach,
Wo
das Blattwerk rauscht ganz sacht.
Grüßt
zur Dorfes großen Linde,
Daß
ihr Blick den seinen finde.
Wohl
vor mehr als hundert Jahren
Pflanzt
er sich in Kühnes Rasen
Hinterm
Pferdestall, ganz nah.
Kaum
dass einer ihn da sah.
Wuchs
ganz heimlich in den Himmel
Mit
dem Ton der Ladenbimmel.
Bäcker
Kühne sieht’s mit Sorge.
Geht
dem Walnuß an die Borke.
Baumes
Geist ruft: „Laß mich leben!
Will
dir reichlich Ernte geben.“
„Bist
zu nah an Stalles Wand.
Hab
die Axt schon in der Hand!“
Hebt
die Axt zum mächt’gen Schlage.
„Halte
ein! Hör was ich sage!
Willst
du mich vom Tod verschonen,
werd
ich dir es reichlich lohnen.
Sollst
bald stolzer Vater sein!
Stell
die Wiege mit dem Kinde
Neben
meines Stammes Rinde.
Werde
deinem Töchterlein,
stets
ein guter Diener sein.“
Bäcker
Kühne hört mit Staunen
Seines
Walnussbaumes Raunen.
Geht
verdutzt in sein Gemäuer.
Holt
die Brote aus dem Feuer.
Kaum
daß um war grad ein Jahr,
seine
Frau ein Kind gebar.
Kühne
schob an warmen Tagen
Untern
Walnussbaum den Wagen,
wo
Klein-Ulla ganz vergnügt
sich
in Nussbaumsprache übt.
Und
die Eltern wundern sich,
dass
das Kind so seltsam spricht.
Wenn’s
dem Kind Mal nicht gut ging,
Kühne
setzt’s zum Nussbaum hin.
Und
auf wundersame Weise
Ward
geheilt es rasch und leise.
Kühne
schickt sein Töchterlein,
in
den Reetzer Turnverein.
Turnt
sich in die Meisterschaft,
daß
das Herz des Vaters lacht.
Wiesenburger
Turnfest ist.
Teilnimmt
auch ein Brigadist:
Mit
„Jeserig“ auf Brust und Rücken,
er
Turnerinnen tut entzücken.
Jung-Weinert
sah die Ulla tanzen
Auf
des Balkens schmalen Kanten.
Und
mit Handstandüberschlag
Sie
in seinen Armen lag.
Viele
Jahre zieh’n dahin.
Nussbaum
altert Ring für Ring.
Mit
des Ostens schneller Wende
Kam
auch Bäcker Kühnes Ende.
Nahm’s
Geheimnis mit hinab
In
der Erde kühles Grab.
Eines
aber blieb zurück:
Unterm
Nussbaum gibt’s viel Glück!
(Nachbar
Wankmüller am 19.10.2007, angesichts der vielen Walnüsse und Weinerts leckerem
Nusskuchen)
Reetz
wacht auf
Linde
hör! Es bläst zur Jagd!
Sechs
Männer stehen auf dem Hügel
Im
Gold der Hörner blitzt das Feuer.
und
der Akkord bricht am Gemäuer
der
alten Kirche Turm und Giebel.
Advent
ist heute angesagt.
Der
Bläser Schall erreicht die Linde.
Die
kahlen Zweige fangen ihn.
Im
Klang erzittert Baumes Seele.
Sein
Geist erwacht, seufzt aus der Kehle:
"Oh
Reetz, mein Grün macht wieder Sinn.
Reetz
komm und mach Dich auf zum Kinde.
Das
Kind heißt "Hoffnung" und auch "Heil"
für´s
Dorf und seine alten Schätze.
Sie
sind zwar leidend doch nicht hin.
Ihr
Alten habt sie noch im Sinn
Sie
waren einst des Dorfes Kräfte,
gaben
Euch Brot, war´n
Dorfes Teil.
Oh
Volk aus Reetz, froh stimmt es mich:
Wir
steh´n beisammen und vereint.
Erinnern
uns der Alten Taten,
die
Reetz erbauten und bewahrten."
Und
in uns die Erkenntnis keimt:
Tust
Du´s für´s Dorf
, tust Du´s für Dich!
(D.
Wankmüller
am 27.12.2009, den ersten Adventsmarkt am 29.11.2009 erinnernd)
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