Mode aus Walk und Filz
In den Regalen
stapeln sich Wolle und Stoffe, der große Webstuhl füllt das halbe Zimmer aus
und sieht doch recht kompliziert aus. Daneben stehen Spinnrad und
Nähmaschine. Das Besondere daran ist, alle Materialien werden von Marion
Berendt selbst hergestellt. Die 54 jährige Mutter eines erwachsenen Sohnes
ist seit der Wende selbstständig im Bereich Mode. Schon als Kind spürte sie
ihre Ambitionen zur Handarbeit, lernte aber ganz traditionell den Beruf
einer Sekretärin – oder Fachkraft für Schreibtechnik, wie es damals in der
DDR hieß. Marion Berendt ist in Cottbus geboren, verbrachte aber den
Großteil des Lebens in Leipzig. Zu ihrem 18. Geburtstag bekam sie von ihrer
Mutter eine Nähmaschine geschenkt. Das ist dieselbe, mit der sie auch heute
noch ihre Kreationen fertigt. Marion Berendt ist Autodidakt, alles, was sie
derzeit tut, hat sie sich selbst beigebracht.
Ihr erstes
selbstgefertigtes Stück war ein langer kleinkarierter Rock, erinnert sie
sich. Auch für den Sohn wurde viel selbst genäht. Da es in der DDR nicht
allzu viel Modisches für junge Leute gab, kamen damals schon Anfragen von
Freundinnen: „Kannst Du mir das nähen“? Schon damals verkaufte Marion
Berendt ihr Produkte auf Flohmärkten. 1994 eröffnete sie einen Laden in Grimma. Sie hat eine eigene Modelinie unter dem Namen Lea Magno (www.leamagno.de
) entwickelt und beliefert derzeit Geschäfte in Stralsund und Potsdam. Durch
ihre langjährige Freundin und den Wunsch, aufs Land zu ziehen, kam sie erst
nach Reetz zu Kathleen Dahl, bekannt durch ihre Wollwerkstatt. Jedoch war
das Haus für 2 Personen mit 2 notwendigen Werkstätten einfach zu klein. Also
machte sich Marion Berendt mit dem Fahrrad auf die Suche nach einem kleinen
Häuschen und fand es in Reetzerhütten, wo sie nun seit einem Jahr lebt.
Ihre Stücke
sind ausnahmslos Unikate. Die Materialien kommen aus der Region, wie zum
Beispiel die Wolle. Diese erhält Marion Berendt von Schafzüchtern. Nach dem
Waschen wird die Wolle mit Pflanzen gefärbt, anschließend gekämmt und
gesponnen. Danach kann sie Stoffe daraus weben. Die verschiedenen Farben
entstehen durch Pflanzen und Kräuter, die – fast – überall wachsen. . Die
Pflanzen werden etwa eine Stunde ausgekocht, die Wolle mit Rinden vorgebeizt
und schließlich ebenfalls 1 Stunde in dem Farbsud gekocht. Wolle kochen
scheint mancher Hausfrau absurd zu klingen, aber auch dabei gibt es einen
Trick. In dem Sud muss die Wolle auch abkühlen und nicht bewegt werden,
sonst verfilz sie. Gelbtöne entstehen unter anderem durch Zwiebelschale,
Rainfarn und Kerbel, einen grau-lila Ton liefert der Essigbaum, Rottöne die
Krappwurzel. Diese wächst eigentlich in Südeuropa und bisher hat Marion
Berendt sie im Großhandel gekauft. Aber im nächsten Jahr will sie
versuchen, diese im eigenen Garten anzubauen. „Wenn ich einen schönen,
sonnigen Platz finde, könnte es funktionieren“, meint sie.
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