So was gibt
es doch nur in der Stadt – so denken viele über das Thema
„Rechtsextremismus“. Leider ist dem nicht so. Auch wenn es im ländlichen
Raum nicht das Ausmaß an Aktivitäten gibt, wie in größeren Städten, heißt
das lange nicht, das man auf dem Land sicher ist. Denn viele aus der Szene
leben auf dem Land, teilweise unbescholten und unentdeckt. Das zeigt nicht
zuletzt die Verhaftung eines Mannes im vergangenen Jahr in Grabow auf Grund
des Verdachtes, die Zwickauer Neonazizelle unterstützt zu haben. In den
Medien wurde ausführlich darüber berichtet. Besonders ältere Menschen, die
den braunen Terror in den Jahren des 2. Weltkrieges erlebt haben, schauen
besorgt auf die Entwicklung der neonazistischen Auswüchse und fragen sich,
wie alle anderen auch, wie man dem entgegenwirken kann.
Aus diesem
Grunde fand in Wiesenburg am 15.02. eine erneute Informationsveranstaltung zum
Thema „Rechtsextremismus“ statt, zu der der Landfrauenverband eingeladen
hatte, da besonders Mütter eine große Rolle bei der Erziehung der Kinder im
richtigen Sinne spielen.
Frauke
Postel, Mitarbeiterin des Mobilen Beratungsteams Tolerantes Brandenburg,
informierte die zahlreichen Anwesenden besonders über Symbole, Kleidung und
andere Merkmale, die von Leuten mit rechtsextremistischer Gesinnung verwendet
werden. Denn allein am kahlen Kopf und Springerstiefeln können heutzutage
solche Menschen nicht mehr unbedingt erkannt werden. So gibt es z.B. ein
T-Shirt der Marke „Thor Steinar“, das auf den ersten Blick ganz normal
aussieht, auf dem aber versteckte Nazisymbole vorhanden sind. Außenstehende
nehmen das kaum wahr. Ebenso könnte man bei den Wahlplakaten der NPD denken,
jawohl, das will ich auch – man muss lernen, zwischen den Zeilen zu lesen
und Hintergründe zu erkennen. Allein in Potsdam – Mittelmark hat die NPD
etwa 50 aktive Mitglieder. Und diese sind sehr aktiv, wie zum Beispiel mit der
Verteilung von Werbeflyern, auf denen sie sich gegen den Eurorettungsschirm
und für die Wiedereinführung der D – Mark aussprechen – „Möchtest Du
Mitglied werden?“ steht darunter. So kann der Flyer gleichzeitig als
Aufnahmeantrag genutzt werden. Und einige reagieren sicher darauf, weil sie
sich eigentlich mit gewissen Aussagen identifizieren können. Deshalb sind
Hintergrundinformation so extrem wichtig.
Sehr
aufmerksam werden daher die Aktivitäten der Kreis- und Ortsverbände der NPD
beobachtet. Da in den kommenden Jahren Landtag und Kommunalpolitiker gewählt
werden, rechnet man mit einem verstärkten Auftreten der Partei, besonders, um
Jung- und Erstwähler zu ködern. Deshalb muss unbedingt gehandelt werden, ist
nicht nur Bürgermeisterin Barbara Klembt der Meinung. Es muss mehr Angebote für
unsere Jugendlichen geben. Ein ganz wichtiger Punkt ist die Aufarbeitung der
Geschichte des Naziregimes in den Schulen, denn das wurde in den vergangenen
Jahren eindeutig vernachlässigt.
Jeder muss
mit seinen Sorgen und Problemen ernst genommen werden und in den
Gestaltungsprozess der einzelnen Ortschaften eingebunden werden. Jeder muss
Farbe bekennen – auch in Alltagssituationen. Nur so kann verhindert werden,
dass sich die Menschen einer rechten Linie zuwenden.