Nach der
Ortsrundfahrt durch die einzelnen Orte der Gemeinde Wiesenburg hatten viele
wohl etwas mehr Verständnis für die Arbeiten des Bauhofs – es sind doch ganz
schöne Entfernungen zu überwinden. Und so kamen alle am vergangenen Samstag
auch mal in die entlegenen Ortsteile unserer Gemeinde. Eingeladen hatte
Bürgermeisterin Barbara Klembt die Gemeindevertreter, Ortsbeiräte,
Kandidaten für die kommende Kommunalwahl und Gäste aus Vereinen. Und sie
redete sich buchstäblich den Mund fusslig und spielte den ganzen Tag über
die perfekte Fremdenführerin. In jedem Ort erfuhren die Anwesenden Details
zu Gebäuden, Straßen und Plätzen. Auf der Fahrt in Richtung Bahnübergang gab
es neues zum Areal des alten Sägewerkes. Dort gibt es Überlegungen des
Eigentümers, dort vorerst mit 2 Wohnhäusern bauen. Für mehr müsste erst ein
neuer Bebauungsplan erstellt werden. Auch für die kurvenreiche und
unfallträchtige B 102 in Richtung Jeserig gibt es Pläne für Radweg und
Begradigung. Ein Planfeststellungsverfahren soll eingeleitet werden,
Gespräche mit der Naturschutzbehörde gab es schon. Das größte Gewässer der
Gemeinde ist der Seegraben, der von Neuehütten bis Spring reicht .
In den
Ortsteilen Setzsteig und Spring interessierte vor allem die Historie.
Setzsteig war Vorwerk von Wiesenburg sind den ursprünglichen Gebäuden sind
nur noch die Fundamente erhalten, das ehemalige Gutshaus wurde früher als
Madchenheim der Junkerswerke Dessau genutzt. Spring wurde 1736 erstmals
urkundlich erwähnt, 1873 wurde der Forsthof erbaut, seit 1965 gibt es eine
Stromversorgung, seit 1967 eine zentrale Wasserversorgung. Dort befindet
sich auch die Allee der Bäume des Jahres. Während es 1847 noch 50 Einwohner
gab, sind es heute grad mal noch 9 – alle anderen sind Wochenendbesucher.
Der große frühere Bevölkerungszahl hing mit der damaligen Wirtschaft
zusammen, es gab in Spring Teeröfen und Köhlereien.
In Medewitz
besichtigten alle die neu renovierte Kita. Die Gemeinde ist froh, den
Standort noch halten zu können, „Freizeitomas“ sichern mit Hilfe der
Festangestellten die Betreuung ab. In Medewitz soll auch der Bahnübergang
modernisiert werden. Das Bahnhofsgebäude selbst in an eine indischen Familie
verkauft. Dabei darf sich Medewitz als einziger noch Bahnhof nennen, da es
dort wegen des Tanklagers noch eine Güterabfertigung gibt – die meisten
anderen kleinen Stationen sind nur noch Haltepunkte. Das Tanklager selbst
hat einen Ölvorrat für 90 Tage und gilt mit als Reserve der Bundesrepublik.
Güterschuppen
Bahnhof Wiesenburg
Neben einem
kleinen Imbiss im Bahnhofscafe Wiesenburg informierte Dorothee Bornath über
die weiteren Pläne für das Bahnhofsgebäude. Derzeit ist man dabei, den
Güterschuppen herzurichten, um ihn im Sommer als Tanzsaal nutzen zu können.
Der momentane Tango Kurs erfreut sich großer Beliebtheit und auch die
Kinovorstellungen werden gut besucht – da wird mitunter schon der Platz
knapp. Außerdem sind im Obergeschoß der Ausbau von 2 Wohnungen und einer
Ferienwohnung geplant. Im Moment tragen Cafe und Veranstaltung zwar die
anfallenden Kosten, aber die Genossenschaft möchte natürlich ein
wirtschaftliches Unternehmen auf die Beine stellen. Bisher konnte man ohne
Bankkredite auskommen, die Finanzierung erfolgte über freiwillige Tätigkeit,
Spenden und Privatkredite. Die an der B 246 gelegene alte Ziegelei soll
möglicherweise demnächst in Angriff genommen werden. Vor allem muss dort
erst einmal Bausicherheit geschaffen werden. Im Ortsbereich Reetz ist der
Ausbau der Bundesstraße intensiv geplant, ein Kreisverkehr im Zentrum ist
angedacht. Auch gibt es in Reetz das einzige Freibad der Gemeinde, welches
in den Sommermonaten durch ehrenamtliche Rettungsschwimmer betreut wird.
Auch der Mühlenberg ist durch seine Motocrossveranstaltungen über die
Landesgrenzen hinaus bekannt. Am 12./13. April startet dort die Saison mit
einer Landesmeisterschaft. Auch ist der Wald in der Region inzwischen
„Wolfsland“. In Reetz und Reppinichen waren vor allem die Pläne des
Landgutes Reppinichen noch einmal Thema, in der Obstbrennerei Reppinichen
zeigte sich wiederum, dass immer noch viel Handarbeit gefordert ist. Neben
der obligatorischen Verkostung informierte man sich aber auch über
Herstellung und Gewinnung neuer Absatzmärkte.
Zum neu
gestalteten Dorfanger in Reppinichen kann man nur sagen – Daumen hoch!
Einrichtung Benken
Über die
Wohnstätte in Benken, die sowohl erwachsene als auch jugendliche Behinderte
betreut, ging es zum Gut Schmerwitz, wo Rita Neumann einen kurzen Überblick
über die wirtschaftliche Lage gab, ebenso über die Pläne, sich von einigen
Wirtschaftzweigen zu trennen.
Gut Schmerwitz
Das hat
einfach ökonomische Gründe, denn die Preise für verschiedene Produkte sind
einfach mal im Keller. Ein Zuschussgeschäft kann sich kein Betrieb leisten.
Töpferei in
Schmerwitz
Auch Wiesenburg
hat seine „Sorgenkinder“ in Form von Gebäuden und Grundstücken, sei es die
alte Brennerei oder die „rote Villa“ neben dem Netto Markt.
Blick auf
Wiesenburg
In kleineren
Orten wie Mützdorf, Lehnsdorf oder Klepzig kommt vor allem der
Gemeinschaftssinn der Bürger zum Ausdruck. Dort wird viel in Eigeninitiative
gemacht und jeder mit einbezogen.
Kirche Mützdorf
"Doppelhaus" in
Lehnsdorf
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