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Dr. Wieland Meinhold beim Orgelspiel zu beobachten, ist schon allein ein Erlebnis. Er führt schon fast ein Zweigespräch mit dem Instrument. Sein Auftritt ist nicht zu vergleichen mit dem steifen Spiel von Organisten beim Gottesdienst, er ist ständig in Bewegung, sein Spiel ist impulsiv. Mimik und Gestik zeigen seine Begeisterung beim Spielen der verschiedenen Musikstücke auf der Königin der Instrumente, mitunter mischt sich auch ein Stirnrunzeln darunter. Letzteres geschah des öfteren an der Reetzer Orgel, denn die alte Dame hat einige Reparaturen nötig. Dr. Wieland Meinhold machte dort und in Jeserig während seines „Orgel- Wandel- Konzertes im Fläming Station. Zu hören war Georg Friedrich Händel und Festliches aus England in Jeserig und Orgelromantik aus dem hohen Norden in Reetz. Der nördliche Teil Europas, der sich für viele Menschen hierzulande mit großer Sehnsucht nach unberührter Natur, intakter Gesellschaft und atemberaubender Landschaft verbindet, hat auch eine stille, aber intensive Musikkultur. Die Auswahl der Stücke war für jedermann geeignet. Nach dem Konzert erläuterte der Universitätsorganist Erfurt/Weimar Aufbau und Funktionsweise des königlichen Instrumentes und beantwortete die vielen Fragen der Anwesenden. Direkt neben dem Spieltisch der romantischen Eiffert- Orgel konnte man erfahren, wie der höchste, wie der tiefste Ton klingt, wie viel Pfeifen stehen in dem Instrument, wie funktioniert die Übertragung zwischen Taste und Ventil, wie schwer ist so eine Orgel, welches Material wurde beim Bau verwendet... usw. Und die Anwesenden zeigten großes Interesse und löcherten den Organisten sowohl mit technischen als auch mit privaten Fragen. Ähnliches macht er auch für Kinder und Schulklassen, wobei mitunter einiges zum Schmunzeln zum Vorschein kommt. Bei solchen Veranstaltungen testet er das Wissen der Kinder. So versuchte er, einem Jungen herauszukitzeln, dass eine Orgel mit Luft betrieben wird. Nach langem Überlegen meinte dieser schließlich: ah, ich weiß, sie braucht Sauerstoff! Ein Mädchen fragte ihn einmal, ob die Orgel denn ein Herz hätte. Natürlich hat sie eins – und berührt wird dieses durch das Spiel des Organisten. Dr. Wieland Meinhold hat mit 13 Jahren angefangen, Klavier zu spielen. Da stand das Thema Orgel noch gar nicht auf dem Plan. Nicht zuletzt, weil man dazu groß genug sein muss, um die 3 Ebenen – Melodie, Begleitung und Bass – bedienen zu können, denn der Bass wird mit den Füßen gespielt. Das Interesse an der Orgel wuchs mit dem am Orgelbau und während seines Musikstudiums. Zeitweise hatte Dr. Wieland Meinhold auch einen Lehrstuhl inne und war Gastprofessor im Ausland. Jetzt konzentriert er sich voll auf seine Auftritte und Konzerte. „Ich bin ein sehr impulsiver Mensch, die Studenten würden unter mir leiden“, gesteht er schmunzelnd. Üben muss der 52 jährige nicht mehr, nur, wenn er ganz neue Stücke in sein Repertoire aufnimmt. Aber während seines Studiums waren schon 6 bis 8 Stunden täglich Pflicht. Heute konzentriert er sich mehr auf Turnen und Artistik, um sich fit zu halten und zu entspannen. Mal ein Rad schlagen vor dem Auftritt ist keine Seltenheit. Eine Lieblingsorgel hat er eigentlich nicht, aber es gibt einige, auf denen er immer wieder gern spielt, wie z.B. in Lausanne (Schweiz). Ab und an schweift er auch in andere musikalische Genres ab, aber nur, wo es hinpasst.