Abschied von Karin Priebe
Karin Priebe war die dienstälteste Erziehern einer Kita in der Gemeinde
Wiesenburg – und ist stolz darauf. Jetzt geht sie in den wohlverdienten
Ruhestand. Über 30 Jahre leitete sei die Kita „Zwergenland“ in Reetz,
ehe sie diese Funktion vor einigen Jahren in jüngere Hände abgab. Da
ließen es sich Bürgermeister Marco Beckendorf, der Ortsbeirat und
ehemalige Weggefährten nicht nehmen, sie gebührend zu verabschieden.
„Ich kann mich nicht erinnern, dass Sie mal krank waren“, so Beckendorf,
„auf sie war immer Verlass.“ Aber Karin Priebe konnte auch sehr
hartnäckig sein, wenn es um Belange der Kita ging.
Der
Berufswunsch stand für Karin Priebe schon während der Schulzeit fest.
Schon damals ging sie oft hinüber zu den Kindern, las ihnen vor und
spielte mit ihnen. So reichte sie ihre Bewerbung bei der damaligen
Abteilung für Volksbildung ein und wurde angenommen. Die gebürtige
Reetzerin durchlief ihre Ausbildung in der Fachhochschule Luckenwalde.
„Wir waren der erste Jahrgang, der über 3 Jahre die Bildungsstätte
besuchte“, erzählt sie. Nach erfolgreichem Abschluss bewarb sich Karin
Priebe bei der Gemeinde Wiesenburg als Kindergärtnerin und wurde prompt
angenommen. An ihren ersten Arbeitstag kann sie sich noch genau
erinnern. Damals wurde in den Einrichtungen noch selbst gekocht und so
hieß es – Bohnen schnippeln.
Sieben Jahre arbeitete sie im dortigen Kindergarten bis sie hörte, dass
in Reetz eine neue Leiterin gesucht wurde. Seit dem 20. August 1984 ist
Karin Priebe nun wieder in ihrem Heimatort beschäftigt. Nach der Wende
mussten sich alle Mitarbeiter durch den Trägerwechsel von Volksbildung
zum Schulamt erneut bewerben. Außerdem standen für sie noch einmal
zahlreiche Weiterbildungen auf dem Programm, da in der neuen Kita auch
Krippen- und Hortkinder betreut werden. Durch ihre spezielle Ausbildung
als Leiterin vertrat Karin Priebe auch schon Kolleginnen in Reppinichen
und Medewitz. Ein Instrument hat sie auch gelernt – Karin Priebe kann
Flöte spielen. „Das mache ich aber nicht mehr, da ich ja mitsingen muss,
wenn die Kinder neue Lieder lernen“. Damit die Eltern auch zu Hause mit
den Kindern üben können, erscheint regelmäßig der „Kita Bote“, in dem
alle Lieder und Termine zu finden sind. Die Auftritte der Reetzer Kita-
Kinder bei den Rentnern und Dorffesten kommen immer gut an, was neben
ihrem auch der Verdienst ihrer Kolleginnen ist.
Neben ihrem Beruf war Karin Priebe schon immer im Dorf aktiv. Lange
Jahre engagierte sie sich in der Reetzer Karnevalsgesellschaft . „Das
würde ich sicher heute noch machen, wenn der Verein noch bestehen
würde“, so Karin Priebe, „ es war eine lustige Zeit“. Ehemals Mitglied
der Frauenchores Reetz singt Karin Priebe jetzt in der Wiesenburger
Chorgemeinschaft und in der Reetzer Singegruppe. Jeden Mittwoch ist
Sport angesagt, wenn sie sich zur Gymnastik trifft. Seit zwei Jahren
geht sie zum Kegeln. Außerdem ist sie Vorsteherin der Jagdgemeinschaft
Reetz/Reetzerhütten, war Mitglied des Personalrates der Gemeinde
Wiesenburg/Mark und arbeitet im Verein „Pro Reetz“ mit. „Da muss man
schon aufpassen, dass die Familie nicht zu kurz kommt“, aber Ehemann Uwe
und Sohn Heiko haben sie immer unterstützt. Sollte dann wirklich noch
Zeit übrig bleiben, gibt es noch Haus, Hof und Garten. Oft sieht man sie
mit ihrer Schwester unterwegs auf dem Fahrrad.
Nun
ist der reguläre Abschied gekommen. Besonders die Jüngsten, die Karin
Priebe in den letzten Jahren betreut hat, sind traurig. „In dem Alter
bauen die Kinder noch eine ganz besondere Beziehung auf und gewöhnen
sich an die Erzieherin“, sagt sie. Musste sie einmal in eine andere
Gruppe, hatte sie sofort einen Rattenschwanz an Kindern hinter sich.
Aber so ganz abschließend ist ihre Tätigkeit doch noch nicht. Einige
Stunden im Monat will sie weiterhin für die Kinder da sein. „Die Arbeit
hat mir immer Spaß gemacht, ich hätte mir nichts anderes vorstellen
können“, so Karin Priebe. Und so freuen sich nun neben den Kindern auch
ihre Kolleginnen und auch die Gemeinde, dass sie noch eine Weile mit Rat
und Tat zur Seite steht.
Eiserne Hochzeit bei Irene
und Egon Liero
Nun sind Irene und Egon
Liero schon 65 Jahre verheiratet. Kennengelernt haben sich die beiden
heute 86 jährigen beim Männertag in Grimme. Da machten die Reetzer Jungs
einen Ausflug dorthin. Die Grimmer Mädchen hatten dort alles für eine
zünftige Rast vorbereitet. Unter ihnen war auch Irene. Sie servierte mit
ihren Freundinnen neben Getränken Fisch aus Büchsen und dazu Brötchen.
Vielmehr konnte nicht angeboten werden. Schon mit 17 Jahren war Irene
Liero in Grimme Verkaufsstellenleiterin und erinnert sich, dass es
damals alles noch auf Marken gab. So konnte den Jungs nur angeboten
werden, was da war.
Irene Liero stammt aus
Niederschlesien und kam nach dem Krieg, kurz vor Weihnachten 1946, mit
ihren Eltern nach Grimme. Dort ging sie zur Schule und lernte den Beruf
einer Bürokraft. Egon Liero wurde in Reetz geboren und ist gelernter
Ofensetzer. Aber seine Leidenschaft galt dem Auto- und LKW Fahren. So
sattelte er sehr schnell um und übte diesen Beruf bis zur Rente aus.
Auch Irene Liero hatte mit
dem Bürojob nicht ihren Traumberuf. Sie liebte den Kontakt mit Menschen
und übernahm letztendlich das damalige Bekleidungsgeschäft in Reetz. Der
sogenannte „Zeugkonsum“ ist heute noch vielen ein Begriff.
Das Paar bekam 2 Söhne,
inzwischen sind 5 Enkel und 3 Urenkel dazu gekommen. Irene Liero war
Mitglied im Reetzer Chor und im RCG (Reetzer Karnevalsgesellschaft).
„Das war meine Welt“, erinnert sie sich noch heute gern. Ihr Mann
beschäftigte sich dagegen mit dem Garten in Mahlsdorf, das war sozusagen
die zweite Einnahmequelle. Viel davon wurde in das Elternhaus gesteckt,
in dem teilweise bis zu 4 Generationen lebten. Eltern und
Schwiegereltern wurden von dem Paar bis an deren Lebensende betreut.
Auch als Rentner waren
beide noch sehr aktiv. Oft halfen sie Sohn Edgar in der Wiesenburger
Tankstelle aus, bis die Gesundheit nachließ. Außerdem sind beide viel
gereist. „Wir haben viel von der Welt gesehen“, so Irene Liero, „und
jede Reise für sich war schön.“ Besonders gern erinnern sie sich an eine
Fahrt nach Seiffen. Irene Liero fragte nach dem gebuchten Hotel und
stand bereits genau davor. Das Gebäude sah von außen aus wie eine ganz
normale Gaststätte, war aber innen wirklich top, erinnert sich das Paar.
Oben schaute eine Frau aus dem Fenster, welche die Neuankömmlinge
betrachtete. „Jetzt sind die richtigen gekommen, mit denen können wir
uns halten“, sagte diese dann zu ihrem Mann. Und der Eindruck hatte
nicht getäuscht, es entstand eine jahrelange Freundschaft.
Mit zunehmendem Alter
wurde das große Stück Garten in Mahlsdorf das zu anstrengend. Also wurde
ein kleines Stück gegenüber dem Wohnhaus erworben und angelegt. Dort
pflanzte das Paar, was man so über das Jahr braucht. Neben Kräutern und
Gemüse auch viel Kartoffeln und Erdbeeren. Irene Liero hat so ihre
Methoden für reiche Erträge. Küchenabfälle werden im Herbst mit
untergegraben. „Bis zum Frühjahr ist das alles verrottet“, sagt Irene
Liero. Dann kommt nochmal Mist in den Boden. Die Kartoffelernte ist
gigantisch. Nur bei Erdbeeren macht es nicht unbedingt der Preis. Ihr
Sohn brachte ihr Pflanzen, pro Stück 1 Euro. „Bist denn Du verrückt“,
schalt ihn Irene Liero, aber sie versuchte es. Aber die Ernte war mager
und den Preis der Pflanzen nicht wert. Jetzt nimmt sie lieber wieder
„normale“ Pflanzen und fährt damit gut.
Eine große Feier wird es
auch aus gesundheitlichen Gründen nicht geben. Nur die engste Familie
wird dabei sein. Aber Irene Liero backt natürlich einige ihrer leckeren
Kuchen für die Gratulanten aus der Nachbarschaft.
Zu Besuch bei Hobbyimker
Mario Binte
Im Garten von Kerstin und
Mario Binte summelt es. Die 17 Bienenvölker gehen auf Nahrungssuche und
haben im Moment durch die Frühjahrsblüte große Auswahl. Wer aber nun
denkt, ich lass mal die Bienen die Arbeit machen und ernte dann nur den
Honig, der irrt. „Imkern ist ein Job über das ganze Jahr“, sagt Mario
Binte. Wenn es ans Honig Schleudern und Abfüllen geht, hilft die ganze
Familie mit. Auch die Freundinnen der beiden Söhne packen mit zu. Dazu
hat Mario Binte extra einen Schuppen hergerichtet, wo er bequem all
seine notwendigen Gerätschaften unter bekommt. „Noch ist es nicht so,
dass die Jungs unbedingt imkern wollen“, sagt Mario Binte. Aber sie
haben auch schon Schwärme eingefangen. Man dürfe nicht unterschätzen,
dass imkern viel Arbeit bedeutet, so Binte.
Angefangen hat Mario Binte
2016 mit dem Imkern. Sein Schwiegervater ist Hobbyimker und brachte ihm
das erste Volk. Zuvor hatte sich Mario Binte viel belesen. Ob es Absicht
war, wissen Mario und Kerstin Binte nicht zu sagen. Aber das Volk des
Schwiegervaters war sehr bissig und giftig. „Wenn ich den Kasten
aufgemacht habe, haben sie sofort losgebrummt“, erinnert sich Mario
Binte. Auch jetzt gibt es immer mal wieder einige Bienen, die aggressiv
sind. Obwohl Mario Binte sich jetzt Schutzkleidung den Kästen nähert.
Für Besucher liegen aber diese Dinge bereit. Jedoch ließ er sich durch
das bissige Volk nicht abbringen von seiner Idee. „Aber Papa, wehe Du
bringst uns nochmal so eins“, sagte Kerstin Binte zu ihrem Vater, als
ihr Mann um ein weiteres Volk bat. Der hatte jedoch etwas Bestimmtes
bezweckt, denn wer mit so einem Volk klarkommt, der ist geeignet als
Imker. Nach und Nach sammelte Mario Binte seine Erfahrungen, besuchte
Lehrgänge und bildete sich weiter. Interessiert hat ihn die Imkerei
schon immer. „Irgendwann kam der Rappel, jetzt mach ich es“, schmunzelt
er heute.
Mario Binte stellt fast
alles selbst her. Im Winter wird alles vorbereitet. Die Zargen werden
gereinigt, das gewonnene Wachs wird in Blöcke gegossen. Daraus entstehen
die Mittelwände. So weiß Mario Binte, was in seinem Wachs vorhanden ist.
Um allen Wachs aus den alten Waben zu gewinnen, hat sich Mario Binte
einen „Schmelzofen“ zugelegt. Von weitem könnte man meinen, das ist ein
Solarpanel. Es sieht fast so aus und auch die Funktionsweise ist
ähnlich. Die alten Waben werden eingelegt und der Kasten verschlossen.
Die Wärme der Sonne lässt das Wachs in einen Auffangbehälter tropfen.
Aus diesem Wachs gießt Mario Binte dann die Blöcke.
Solange Erntezeit ist,
wird auch geerntet. Die Bienen verdeckeln die Waben, wenn sie voll sind.
Ein Zeichen, dass der Honig reif ist. Die vollen Waben werden im
Bienenkasten gegen leere ausgetauscht. Dann werden die Waben entdeckelt
und geschleudert. Den Honig lässt Mario Binte durch ein feines Haarsieb
laufen und füllt ihn in Eimer ab. Erst wenn es an den Verkauf geht, wird
er in Gläser abgefüllt. Manche Sorten wie Raps und Kastanie werden
sofort hart und müssen zum Umfüllen noch einmal erwärmt werden.
Robinienhonig bleibt dagegen flüssig. Dazu hat sich Mario Binte ein
extra Gerät gebaut. Darin wird der Honig erwärmt und dann in Gläser
abgefüllt. Auch die Etiketten sind liebevoll selbst gestaltet. Mario
Binte hat auch Stammkundschaft, die jedes Jahr wieder kommt. Im
Spätherbst, wenn die Blütezeiten vorbei sind, beginnt Mario Binte
zuzufüttern. „Das ist wichtig, denn wir nehmen ja den Bienen die Nahrung
mit dem Honig“, erklärt er. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hat er in
diesem Winter vier Völker verloren. Für die Bienen ist ein richtiger
Wintereinbruch besser, als wenn es zu mild ist. „Dann fliegen die
Bienen, wenn sie es noch gar nicht dürften“, sagt Kerstin Binte. Sie
fangen an sich zu vermehren, aber da noch nichts blüht, fehlt das
Futter. Die Bienen verhungern.
Die Ernte ist jedes Jahr
unterschiedlich und nicht vorhersehbar. Es ist eine gewaltige Leistung,
welche die kleinen Tierchen erbringen, bedenkt man, dass eine Biene in
ihrem Leben etwa einen Teelöffel Honig produziert. Eine Sommerbiene hat
eine Lebensdauer von 2-6 Wochen. Sie arbeitet sich sozusagen hoch. Erst
ist sie für Hausarbeiten zuständig, dann wird sie Wächterbiene. Erst
ihre letzten Lebenstage verbringt sie als Honigbiene.
Die Winterbienen, das sind
die letzten, die schlüpfen, sind zum Wärmen da und leben bis zu 7
Monate. Die Bienen brauchen im Winter etwa 22 Grad zum Überleben, zum
Schlüpfen brauchen sie bis 35 Grad. Für die Brut ist die Königin
verantwortlich. Auf ihrem Hochzeitsflug wird sie von mehreren Drohnen
begattet und legt so im Laufe ihres Lebens täglich zirka 2000 Eier. Die
Drohnen werden vor dem Winter bei der sogenannten Drohnenschlacht
hinausgeworfen, da sie außer der Befruchtung keine Aufgaben haben. „Sie
sind faule Hunde“, schmunzelt der Hobbyimker. Um neue Gene in das Volk
zu bringen, kann man auch Königinnen kaufen. Sie werden in einem kleinen
Käfig mit „königlichen Geleitbienen“ und etwas Futter in einem
gepolsterten Umschlag verschickt. „Es ist schon komisch, wenn man einen
Brief bekommt, der summt“, lächelt auch Kerstin Binte. So eine Königin
kostet zwischen 25 und 50 Euro. Auch sonst ist die Imkerei sehr
kostenintensiv. Ein Turm allein kostet etwa 120 Euro, dazu kommen, je
nach Bauart, die Waben für 1,20 pro Stück. Pro Volk muss man mit 100 bis
200 Euro rechnen. Und dann sind da die Kosten für Maschinen, Geräte,
Handwerkszeug, Gläser, Etiketten usw. „Und wenn man dann vier Euro für
ein Glas Honig verlangt, ziehen manche die Nase kraus“, sagt Mario Binte.
Und Platz für ein neues
Volk hat Mario Binte auch schon. Seine Nichte hat einen neuen
Bienenkasten bunte bemalt, in den bald ein Volk einziehen soll. Am
Eingang zum Grundstück möchte Mario Binte demnächst eine Schaubeute
zeigen. Den Hauseingang ziert ein Bienenkorb aus Ton, in so einem wurden
früher die Bienen gehalten. Auffallend ist ein mit Waben bemalter Stein,
ebenfalls ein Werk von Mario Bintes Nichte. Mario Binte ist offen für
alle Interessenten, die sich die Imkerei einmal vor Ort ansehen möchten.
Die Suche nach Loni
Loni ist fünf Jahre alt
und ein Cain Terrier Mix. Gemeinsam mit ihrer dreijährigen Tochter Tina
führt sie ein erlebnisreiches Hundeleben bei Andrea und Peter Woitas in
Reetz. Täglich gibt es Ausflüge in die Umgebung, manchmal geht es aber
auch etwas weiter weg. Wie am vergangenen Freitag. Peter Woitas wollte
einen Freund in Gräben besuchen und nahm die beiden Hunde mit. Dieser
hatte ein neues Haus gebaut, was man natürlich besichtigen wollte. Das
Grundstück war jedoch noch nicht eingezäunt. Als alle in das Haus
gingen, bemerkte keiner, dass Loni nicht mit hinein kam. Erst als man
das Haus wieder verließ merkten alle, dass Loni nicht mehr da war. Da
die Hündin sehr anhänglich ist, war sie wohl auf der Suche nach ihrem
Rudel, vermutet Peter Woitas. Und da sie niemanden finden konnte, suchte
sie außerhalb des Grundstücks.
Zunächst machte sich Peter
Woitas mit einem geborgten Fahrradauf den Weg in die nähere Umgebung.
Aber alles Suchen und Rufen hatte keinen Erfolg, Loni blieb
verschwunden. Die Familie des Freundes hatte sofort in der
Facebook-Ortsgruppe Bescheid gegeben, dass ein Hund entlaufen war. So
kam kurze Zeit später die Meldung, man hätte Loni auf einem Gehöft am
Ortsausgang gesehen. Der Freund von Peter Woitas fuhr sofort mit seinem
Bulli hin, aber Loni war schon wieder weg. Er verfolgte sie, sah sie
auch, rief sie. Aber Loni kannte ihn kaum und auch das Fahrzeug nicht
und lief weiter in Richtung Wald. Inzwischen war auch Peter Woitas mit
dem Rad und Tina am Bulli angekommen und so wurde gemeinsam weiter
gesucht. Tina nahm ab und zu die Witterung ihrer Mutter auf und wollte
dann nicht mehr in den Bulli einsteigen. Aber so langsam wurde es
dunkel. Gegen 23:30 Uhr brachten die beiden Freunde die Suche ab.
Peter Woitas blieb nichts
anderes übrig, als erst mal nach Hause zu fahren. Er hatte die Hoffnung,
dass Loni sich irgendwo im Wald zur Ruhe gelegt hatte. Aber natürlich
tauchten im Inneren auch Bilder auf, dass Loni wohl eine einfache Beute
für den Wolf sein könnte. Dementsprechend schlecht schlief Peter Woitas
und wurde zusätzlich von Alpträumen geplagt.
AM nächsten Morgen rief er
als erstes beim Tierschutzverein Tasso e.V. an und meldete Loni als
vermisst. Dort ist sie mit Chip und einer Nummer registriert. Dann
packte er einen Rucksack mit Fernglas und Verpflegung für den Hund und
sich und machte sich mit seiner Enduro wieder auf den Weg nach Gräben.
Bis zum Nachmittag suchte er nochmals die gesamte Umgebung ab. Der Weg
führte ihn bis zum Tierheim Verlorenwasser. Peter Woitas war froh über
seine Enduroreifen, so konnte er feststellen, an welchen Orten er
bereits war. Alle Spaziergänger wurden gefragt, jedoch ohne Erfolg. So
legte Peter Woitas seine Jacke mit ein paar Leckerli an den Waldrand in
der Hoffnung, Loni würde sie finden und dort warten.
Peter Woitas war schon
ziemlich gerädert, als er am Kaffeetisch seines Freundes einen Anruf
erhielt. Zwischen Grebs und Michelsdorf sei ein hellroter Hund außerhalb
der Ortschaft gesehen worden. Das war ja schon mal ein ganzes Stück von
Gräben entfernt. Aber Peter Woitas wollte der Spur nachgehen. In
Michelsdorf angekommen, kam ein weiterer Anruf, der Hund sei vor dem
Edeka Markt in Lehnin. Als sich Peter Woitas mit dem Motorrad dem
Supermarkt näherte, sah er schon von weitem zwei Frauen mit einem Hund
an der Leine. Es war Loni. Sie reagierte sofort, denn das
Motorengeräusch und die Ballhupe waren ihr bekannt. So konnte auch die
Mitarbeiterin des Tierschutzvereins, die zur Hilfe gerufen worden war,
die Hündin wieder in die Obhut ihres Herrchens geben, Natürlich nicht,
ohne vorher den Chip ausgelesen und die Personalien festgestellt zu
haben.
Dass Loni wohlbehalten
zurückkehren konnte, war in erster Linie der zweiten jungen Frau zu
verdanken. Nadine ist selbst Hundebesitzerin und hat immer eine Leine im
Auto. Sie verfolgte Loni, konnte so ihr Vertrauen gewinnen und sie an
die Leine nehmen. Peter Woitas hat sich dann erst einmal auf die Erde
gelegt und Loni kuschelte sich sofort in seinen Arm und schlief sofort
ein.
Ein paar Tage lang war
Loni und auch Herrchen Peter Woitas völlig platt. Die erste Zeit wich
Loni ihrem Herrchen nicht von der Seite. Bleib natürlich die Frage: Wo
wollte sie hin? Peter Woitas sah sich die Wegstrecke auf einer Karte an,
Loni war immerhin etwa 30 Kilometer gelaufen. Er stellte fest, dass sie
genau in Richtung Potsdam lief. Dort wurde sie geboren. Vielleicht hat
sich Loni gedacht, wenn ich schon mein neues Rudel nicht finde, dann
kehre ich eben zu meinem alten zurück.
Zur Erinnerung an diese
denkwürdigen Tage hat Peter Woitas den Stein aus Gräben mitgenommen, mit
dem er seine Jacke beschwert hatte und ihn als Andenken bemalt. Sein
besonderer Dank gilt neben allen anderen Helfern natürlich Nadine, denn
ohne ihre Hartnäckigkeit hätte die Suche wohl noch länger gedauert oder
wäre ganz erfolglos geblieben.
Katrin Löffler
Schon als Kind wusste
Katrin Löffler – mein Leben findet einmal auf dem Land statt. Ihre
Eltern hatten ein Grundstück bei Königswusterhausen, sie kannte das
Landleben also. So kam es, dass die in Berlin geborene
Diplom-Psychologin 2003 mit zwei Kindern und obendrein schwanger in den
Fläming zog. Anfangs lebte sie in einer Wohngemeinschaft in Reetz. Das
war jedoch etwas beengt. Schon damals liebäugelte sie über den
Gartenzaun mit dem Nachbargrundstück. Katrin Löffler wollte etwas
eigenes, mit Garten für ihre Kräuter, aber hauptsächlich auch für ihre
Kinder. Mit Hilfe von Freunden konnte sie schließlich das Haus kaufen.
Katrin Löffler ist Mutter, Großmutter, Diplom-Psychologin,
Verhaltenstherapeutin, Ayurveda-Gesundheitsberaterin, leidenschaftliche
Bio-Gärtnerin, Köchin und Hörtrainerin. Aus eigener Erfahrung weiß sie,
wie schwierig und gleichzeitig schön es ist, mit all den
Herausforderungen des Lebens umzugehen. Sie hat Psychologie
studiert und viele Jahre in Berlin im öffentlichen Dienst gearbeitet.
Das war zwar ein sicherer Job, aber erfüllt hat er sie nicht. Zusätzlich
war sie von dem ganzen Großstadttrubel gestresst. So kündigte sie zum
Unverständnis vieler den sicheren Job und zog aufs Land. Die
Partnerschaft zerbrach und so musste Katrin Löffler selbst für ihre
nunmehr drei Kinder sorgen. Vom Amt wollte sie nicht abhängig sein. So
gab sie fünf Jahre lang Wellnessmassagen, hat einige Zeit bei der Mundus
GmbH in Reetz gearbeitet. Sie fand es interessant zu sehen, wie die
Naturschallwandler der Firma hergestellt werden. Außerdem arbeitete sie
als Sekretärin und Hörtrainerin in der Firma von Anton Stucki.
Zusätzlich hat sie gekocht, auch für die Wildnisschule Hoher Fläming.
Nicht zuletzt dadurch kam ein früheres Interessengebiet wieder zum
Vorschein – Ayurveda. Vor mehr als 20 Jahren hatte sie begonnen,
ayurvedisch zu kochen. „Das Interesse an diesem Gebiet war geweckt, ist
aber erst einmal wieder eingeschlafen“, erinnert sie sich. Aber in Reetz
konnte sie die Anregungen wieder in der Küche mit anwenden, bei ihr kam
viel Vegetarisches aus regionalen Produkten mit vielen Kräutern auf den
Teller. Inzwischen gibt Katrin Löffler ayurvedische Kochkurse und
arbeitet mitunter auch als Dozentin. Vor kurzem hielt sie im Projekt
„Aktiv sein im Alter“ einen Vortrag über Arthrose.
Seit sie sich mit Ayurveda
beschäftigte, wusste Katrin Löffler auch eines: ich will noch einmal
etwas ganz selbstständig machen, noch einmal etwas lernen. Die Kinder
sind inzwischen groß, so konnte sie sich ganz auf ihren Plan
konzentrieren, in die Selbstständigkeit zu gehen. Und mit einem Thema,
welches den ganzen Menschen betrachtet. Katrin Löffler ist mit Leib und
Seele Therapeutin und möchte nun in Kombination mit Ayurveda ihren
Klienten Ratschläge und Hinweise für eine gute Lebensweise geben. Dafür
gibt es ein kostenloses Erstgespräch, bei dem man sich kennenlernt und
das ansprechen kann, was bedrückt. „Ayurveda ist für jedermann und man
muss dafür auch nicht nach Indien“, so Katrin Löffler, „alle dort
verwendeten Kräuter wachsen auch bei uns.“
Katrin Löffler fühlt sich
wohl in Reetz. Vor einiger Zeit hat sie ihre pflegebedürftigen Eltern
ins Haus geholt. Das bringt natürlich zusätzlich Arbeit, aber für Katrin
Löffler stand nichts anderes zur Diskussion. Und durch ihre
Selbstständigkeit kann sie sich die Arbeit einteilen und sich dabei auch
um ihre Eltern kümmern.
https://www.ayurveda-deinweg.de/
Eine Stiftung für Reetz
Reetz erhält eine Stiftung, die
Erich-Hahn-Gedächtnisstiftung zur Förderung des kirchlichen und
kulturellen Lebens in Reetz. Möglich wurde dies durch den kürzlich
verstorbenen Erich Hahn. Da er keine Nachkommen hat, wollte er sein
Vermögen dem Ort zukommen lassen, in dem er fast sein ganzes Leben
verbracht hat. Jetzt ist es an Testamentsvollstrecker Helmut Kautz, zu
dem er eine besondere Bindung hatte, alles Notwendige in die Wege zu
leiten und so dem Ort die Möglichkeit zu geben, die verschiedensten
Dinge im Sinne des Verstorbenen zu tun.
Aber wer war eigentlich Erich Hahn? Die meisten
kennen ihn unter seinem Spitznamen „Hahnepiepert“. Jedoch wie kam er zu
diesem merkwürdigen Namen? Die Erklärung ist eigentlich ganz simpel.
Erich Hahn bekam Stiefel vom Belziger Schuster Piepert! Stolz trug er
sie. Auf die Frage woher die seien antwortete er: Von Piepert! So bekam
Erich Hahn den Namen!
Er war ein echter Reetzer, freundlich,
kinderlieb, Frauenfreund, ein Bauer durch und durch. Mit schiebern hat
er nie aufgehört, er konnte handeln, liebte Trecker und Pferde und
hatte ein schelmisches Lächeln. So erinnert sich Pfarrer Helmut Kautz
an ihn.
Erich Hahn wurde 1934 in Dessau als drittes von
vier Kindern geboren. Zwei seiner Schwestern starben kurz nach der
Geburt, die andere war behindert und kam in ein Heim und wurde Opfer des
Euthanasie – Programms der Nazis. Man hätte sie gern nach Hause geholt,
aber die Familie hatte keine Kraft dafür. „Da haben sie ihr etwas
gegeben“, erzählte Erich Hahn Pfarrer Helmut Kautz.
Der Vater von Erich Hahn Vater war Soldat im
Krieg und kam noch einmal nach Hause auf Fronturlaub. „Nun höre was
Mutter Dir sagt“ sind seine letzten Worte an seinen Sohn. Schließlich
wird er vermisst und Erich Hahn erlebt, wie er durch die Mutter für tot
erklärt wird. So lange Ida Hahn lebte, hörte Erich Hahn auf sie und
manche Frau wurde von ihr vergrault. Der Verlust des Vaters bewirkte in
ihm eine große Verlustangst, die ihn zum Messi werden ließ. Er konnte
nichts loslassen oder wegwerfen.
Das Kriegsende nahte. Bevor die Russen kamen
wurde das Schloss in Mahlsdorf geplündert. Erich Hahn erzählte, dass der
Gutsherr da war und ihn ermutigte: „Geh ruhig rein und nimm“.
„Die Russen hatten auf den Wiesen das Vieh
zusammengetrieben und haben Pfannkuchen gebacken und den Kindern
abgegeben“ erinnert sich Erich Hahn. Im Hause Hahn waren noch
Fremdarbeiterfrauen, die die Russen fernhielten, allerdings fanden sie
mit langen Eisenstangen vergrabene Schätze und Alkohol. Aber er war Kind
und nahm das alles als großes Abenteuer.
Erich Hahn musste früh seinen Mann in der
Landwirtschaft stehen und hat sein Leben lang schwer und gern darin
gearbeitet, immer hat er neben der Arbeit in der LPG Schweine gefüttert
und Ziegen gehalten.
Erich Hahn war zweimal verheiratet. Allerdings
war, solange seine Mutter lebte, kein Platz für eine zweite Frau im
Haus. Seine letzte Frau taugte nicht für die Landwirtschaft und ging mit
einem Bierbrauer fremd, so wurde er zweimal geschieden. Erich Hahn und
seine Arbeitskollegen unternahmen immer wieder Versuche per Anzeige eine
Frau zu finden. Ganze Stapel solcher Post finden sich in seinem Nachlass
Mitte der 70er Jahre stirbt seine Mutter. Seine
letzte Frau verlässt ihn und er schafft wieder Pferde an- Stepke ist
das erste Ross! In dieser Zeit taucht Helmut Kautz erstmals mit seiner
kleinen Schwester bei Erich Hahn auf. Die beiden freunden sich an. Der
jetzige Pfarrer ist viel mit auf dem Feld, wo er eine Menge über
Landwirtschaft lernt, aber er ist auch bei so mancher „Handelsreise“
dabei. Was Erich Hahn schließlich zum Verhängnis wird.
1982 will er sich scheiden lassen. Aber seine
Frau zeigt ihn wegen Schwarzhandels an. Es kommt zur Hausdurchsuchung
und Erich Hahn wird wegen illegaler Lagerung von einigen 1000 Liter
„Russendiesel“ und dem Besitz unzähliger Reifen und Motoren zu einer
Bewährungsstrafe verurteilt. Einen Tag vor der Scheidung versucht sein
Stiefsohn ihn mit einer Pistole zu erschlagen. Die Nachbarn finden Erich
blutüberströmt mit zerrissenem Nachtgewand unter der Laterne vor seinem
Haus vor. „Helmut ich lebe noch!“ rief er dem Pfarrersjungen bei der
ersten Begegnung nach dieser schaurigen Tat zu.
Nach der Wende wird Erich Hahn Frührentner, die
LPG braucht ihn nicht mehr. Aber nun beginnt für ihn eine wunderbare
Zeit. Überall werden Dinge weggeworfen, die er einfach mitnehmen kann.
Sein ganzer Hof ist bis unter den letzten Dachbalken voll mit
wundersamen Dingen –Erich Hahn konnte alles gebrauchen und dazu eine
Geschichte erzählen, was daraus werden konnte. Dabei entfernte er sich
nie weit von der Kirchturmspitze, nur soweit, wie ihn sein 11er Deutz
Traktor oder das Fahrrad trug. Er kannte jeden Pferdebesitzer, alles
andere interessierte ihn nicht. Er trug nie eine Uhr und lebte mit den
Jahreszeiten.
Aber Alter und Krankheiten forderten Tribut.
„Dass ich so lange zappeln muss hätte ich nicht gedacht“ sagte Erich
Hahn acht Wochen vor seinem Tod zu Helmut Kautz. Auf eigenen Wunsch ging
er ins „Hospital zum Heiligen Geist“.
Nun hat sein Herz aufgehört zu schlagen, aber
den Reetzern wird er auf Grund seiner Stiftung auch noch nach
Generationen in Erinnerung sein.
Fabio Scheibel fährt
Motorradbiathlon
Auf die Frage: Was willst
du mal werden? Antworten viele kleine Jungen Feuerwehrmann, Polizist
oder ähnliches. Anders bei Fabio Scheibel aus Reetz. Da lautet die
Antwort mit Sicherheit: Motorradrennfahrer. Der 8-jährige ist nämlich
jetzt schon ein großes Talent im Motorradbiathlon. Da es im Land
Brandenburg selten Wettkämpfe in dieser Disziplin gibt, nehmen er und
Opa Peter Woitas regelmäßig an Wettkämpfen in Sachsen-Anhalt teil.
Der Motorradsport liegt in
der Familie. Neben Opa Peter war auch sein großer Bruder Danilo bereits
aktiv. Schon als kleines Kind durfte Fabio bei Opa auf dem Kindersitz
mitfahren. Auch zu Wettkämpfen nahm dieser seine beiden Enkel gern mit.
So wuchs das Interesse am Motorradsport. Als beide zur Saisoneröffnung
in Klöden (Sachsen-Anhalt) waren, wollte Fabio unbedingt auf die
Strecke. Vorher hatte Peter Woitas seinen Enkel noch immer ein bisschen
zurück gehalten, immerhin ist der Sport auch nicht ungefährlich. Aber
auch er wusste, dass Fabio irgendwann nicht mehr nachgeben würde. Und
nun war es soweit. Zumal die Strecke in Klöden den Vorteil hat, auch für
Anfänger geeignet zu sein. Jedoch hatte man kein passendes Motorrad
dabei dabei. „Vielleicht kann Papa ja mein kleines Motorrad herbringen“,
quengelte Fabio. Aber man konnte die Eltern leider nicht erreichen. So
musste der Knirps bis zum nächsten Wettkampf warten. Dieser fand in
Ferchland bei Genthin statt und war Fabio Scheibels erster offizieller
Wettkampf. Trotz schlechter Witterung ließ er sich nicht beirren, andere
traten erst gar nicht an. Opa Peter spornte ihn an: „Ankommen ist alles,
wir müssen die Zielflagge sehen“, sagte er zu seinem Enkel. In Ansprache
mit dem Rennleiter durfte er Fabio auf seiner Fahrt begleiten. Und Fabio
kam an – und das sogar auf dem ersten Platz! Da fuhr Fabio noch mit
einer kleineren Kubikzahl. Ebenso im zweiten Rennen auf der neu
eröffneten Strecke am Zerbster Flugplatz.
Das Talent ist da, sah
auch Peter Woitas von Anfang an. Deshalb machte er sich daran, ein etwas
stärkeres Motorrad wieder gangbar zu machen. Nachdem die fehlenden
Ersatzteile besorgt waren, läuft die Maschine nun wieder. Und Fabio,
dessen Lieblingsfach in der Schule Sport ist, kann sich auf die
kommenden Rennen vorbereiten. Angst vor Stürzen hat der Drittklässler
schon ein bisschen, aber bisher ist außer ein paar blauen Flecken nichts
passiert. Sieben Rennen ist Fabio Scheibel in diesem Jahr gefahren. Ende
September wird er an den deutschen Meisterschaften in seiner Klasse
teilnehmen – und hoffentlich gut abschneiden.
Gute Ernte
Es ist Tomatenzeit bei
Familie Woitas aus Reetz auf dem Hof. Und eine außergewöhnliche. Denn
entgegen aller Pflegehinweise ließ Peter Woitas seine Tomaten im Kübel
wachsen. Immer wieder befestigte er sie mit Stäben, so dass sie
inzwischen eine stattliche Höhe von über 2,50 Meter erreicht haben. Und
trotzdem tragen sie reichlich und vor allem große Früchte. Gekauft hat
er die Pflanzen in der Gärtnerei. Die Erde wurde kräftig mit Pferdemist
versetzt. Vielleicht liegt es daran oder an der guten Pflege, dass die
Familie jetzt eine so gute Ernte hat. Auf jeden Fall wurden die Pflanzen
gut gewässert. Mindestens 10 Liter Wasser hat Peter Woitas in jeden
Kübel täglich gegossen. Aber das war es wert, wie man sieht. Da kann man
nur sagen – Guten Appetit.
Wir gratulieren zur
Diamantenen Hochzeit
Auch wenn sich Geschwister
oft zanken, mitunter verhelfen sie einem auch zum Lebensglück. So war es
bei Lisa Striebing. Sie lebte als Kind mit ihrer Familie in Raben. Ihr
Bruder war schon der Liebe wegen in Reetz. „Er hat mich hergelockt“,
schmunzelt sie. In Reetz war nämlich 1958 Erntedankfest mit Tanz. Auf
einem Besuch bei den Eltern in Raben fragte er seine Schwester, ob sie
nicht mitkommen wolle. Sie willigte ein und so ging es mit dem Fahrrad
nach Reetz. Und dort lernte sie dann ihre große Liebe Helmut kennen.
Noch heute lebt das Paar in seinem Elternhaus. Da Helmut Striebing ein
Motorrad, eine AWO, besaß, konnte man sich jedes Wochenende sehen.
Entweder direkt in Raben, oder auch in Niemegk. Dort arbeitete Lisa
Striebing als Hausangestellte beim den Inhabern der dortigen Drogerie,
Familie Puls. Dort war sie vier Jahre beschäftigt und hat auch mit im
Haus gewohnt. Gleich nach der Schule ging sie in Stellung, wie es nach
dem Krieg fast üblich war, denn auch die sechs Geschwister mussten mit
versorgt werden. Helmut Striebing wollte Elektriker lernen. Aber die
Familie hatte eine Wirtschaft, so musste er zu Hause bleiben. Als die
LPG gegründet wurde, machte er seinen Facharbeiter in der
Landwirtschaft. Später ging er zum Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb
und auch dort erwarb er seinen Facharbeiterbrief. Dreißig Jahre war er
in der Forst beschäftigt.
1959 wurde in Raben
geheiratet. Alle Reetzer Gäste wurden mit dem Bus nach Raben kutschiert.
Die Gaststätte Aulich gibt es heute nicht mehr. Das Paar bekam vier
Kinder, vier Jungen. Anfangs blieb Lisa Striebing deswegen zu Hause.
Danach war sie 11 Jahre im Feldbau und anschließend 16 Jahre in der
Milchviehanlage beschäftigt.
Seit 1992 genießen beide
das Rentnerleben. Erst ging es in den Vorruhestand, dann in Rente. „Wir
haben die 90er Jahre voll genutzt mit Fahrten und haben uns die Welt
angesehen“, so das Paar. Sie waren in Italien, Schweden, Dänemark und
auch in Deutschland unterwegs. „Die Alpen muss man einfach gesehenen
haben“, so Helmut Striebing. Obwohl die beiden 82 jährigen
Gebirgslandschaften durchaus kannten. Durch die Verwandtschaft waren sie
oft in Tschechien. Noch heute ist das Paar Ulla Friedrich dankbar, die
jeden Monat Aktivitäten für die Reetzer Rentner organisiert hat. Da ging
es auch oft mit Fahrrädern auf Tour, das Picknick wurde mit einem Auto
zum Rastplatz hinterher gefahren. Damals war es eine Kleinigkeit, den
Bus voll zu kriegen, manchmal mussten sogar zwei Busse geordert werden,
erinnern sich beide.
Helmut Striebing war 50
Jahre lang passionierter Jäger. Besonders stolz ist er auf seinen
größten Hirsch. Den bekam er zum 70. Geburtstag als Abschuss von Graf
von Schulenburg geschenkt.
Inzwischen hat das Paar
sechs Enke und vier Urenkel. Von der früheren großen Wirtschaft sind
noch ein bisschen Garten, zehn Hühner und ein frecher Hahn übrig
geblieben. „Auf den muss man aufpassen“, schmunzeln die beiden, „der
greift gern von hinten an.“ Aber Lisa Striebing konnte sich Respekt
verschaffen.
Jetzt freuen sich Lisa und Helmut Striebing auf eine schöne Feier im
Kreise von Familie und Freunden.
Glückwunsch an das
Jubelpaar
Kinder wie die Zeit
vergeht! Nun sind es schon wieder fünf Jahre her, seit Ilse und Heinz
Eppinger ihre diamantene Hochzeit gefeiert haben. Und nun feiern sie
heute ihre eiserne Hochzeit. „Dabei ist es gar nicht so schlimm, älter
zu werden“, meint der 84 jährige Jubilar schmunzelnd, „schlimm ist, dass
man immer hübscher wird.“ Er und seine 83 jährige Ehefrau sind immer
noch zu Späßen aufgelegt. Aber das hält jung. Besonders froh ist Heinz
Eppinger, dass er immer noch in der Lage ist, Auto zu fahren. Auf dem
Land ist das fast unabdingbar. Auch versucht sich das Paar geistig fit
zu halten. „Ich mache dafür regelmäßig Kreuzworträtsel“, so Ilse
Eppinger. Seit der letzten großen Feier hat sich auch die Familie weiter
vergrößert, zu den zwei Töchtern und vier Enkeln ist inzwischen das
siebte Urenkelchen dazu gekommen. Aber ganz so viel wie früher geht es
nicht mehr auf Reisen. „Man merkt doch, dass nicht alles mehr so geht,
wie man möchte“ sagt das Paar. Aber sein Hobby lässt sich Heinz Eppinger
nicht nehmen. Gemeinsam mit den Nachbarn wird oft auf Familienfeiern und
Geburtstagen musiziert. Heinz Eppinger spielt Ziehharmonika. Als 11
jähriger bekam er zu Weihnachten so ein Instrument geschenkt. Schon am
zweiten Feiertag konnte er die ersten Lieder spielen. Vor 17 Jahren hat
er sich dann den Traum nach einer neuen Ziehharmonika erfüllt, die wird
gehütet und gepflegt.
Kennengelernt hat sich das
Paar beim Tanz. Auch das Problem mit dem Wiedersehen löste sich fast von
allein. Ilse Eppinger arbeitete in der damaligen MTS und fuhr täglich
mit dem Rad nach Wiesenburg. Heinz Eppinger war als Gärtner bei der
Firma Gebbers am Park (heute Orangerie) beschäftigt. Dort musste Ilse
Eppinger täglich vorbei – so konnte man sich auch täglich sehen. Ilse
Eppinger stammt aus Reetz – das Paar lebt noch heute in ihrem
Elternhaus. Heinz Eppinger stammt aus Deutsch-Eylau in Westpreußen.
Durch die Flucht in Kriegszeiten kam er zuerst nach Sachsen in den
Großraum Dresden, wo er auch zur Schule ging. Aber auch dort konnte die
Flüchtlingsfamilie nicht lange bleiben, es ging weiter nach Berlin und
schließlich nach Hohenwerbig bei Niemegk. In Niemegk hat Heinz Eppinger
auch seinen Beruf als Gärtner erlernt.
Am 6. Mai 1954 gaben sich
beide das Jawort. Nach der Geburt der Kinder war Ilse Eppinger eine
Zeitlang zu Hause und arbeitete in der eigenen Landwirtschaft. Danach
waren beide 28 Jahre, sie in der Buchhaltung, er als Kraftfahrer, in der
BHG Wiesenburg bzw. im ACZ Reetzerhütten beschäftigt, bis der Betrieb
nach der Wende aufgelöst wurde. 28 Jahre in ein und demselben Job – das
schafft heute kaum noch jemand. Mit der „Abwicklung“ der Firma erhielt
das Paar Altersübergangsgeld und konnte danach in Rente gehen. Aber
Rente heißt auf dem Dorf ja nicht, die Füße hochlegen, auch wenn das
Paar nun die Gartenarbeit erheblich reduziert hat.
Jetzt freuen sie sich auf
eine schöne Familienfeier, die in Kürze stattfindet.
Wahlkandidaten in Reetz
Die von vielen geforderte
Frauenquote in Politik und Wirtschaft wird zumindest in Reetz
übererfüllt. Wie schon in der vergangenen Wahlperiode stellen sich
wiederum drei Frauen zur Wahl, um in ihrem Ort etwas zu bewegen. Für die
jetzige Ortschefin Marion Gante ist es dann bereits die dritte
Wahlperiode, für Eva Loth die zweite. Obwohl Marion Gante in diesem Jahr
auch schon 65 Jahre wird, hat sie sich für eine erneute Kandidatur
entschlossen. „Mir macht es einfach Spaß und wir müssen ja auch junge
Leute „anlernen“. Der Spaß geht bei ihr sogar soweit, dass sie auch für
die Gemeindevertretung Wiesenburg/Mark und für den Kreistag kandidiert.
Da bleibt im Normalfall nicht viel freie Zeit. Wenn doch, entspannt sich
Marion Gante gern bei einem guten Buch. Und dann sind da auch noch zwei
kleine Dackeldamen, die nach Aufmerksamkeit verlangen. Für Eva Loth ist
es die zweite Wahlperiode in Folge, sie war auch schon früher in der
Reetzer Ortsvertretung, bis es sich jobtechnisch nicht mehr vereinbaren
ließ. Seit nunmehr 10 Jahren kümmert sie sich um die Reetzer Homepage
und ist Vorsitzende des Dorfvereins Pro Reetz e.V. Die meisten werden
sie jedoch als „Schreiberling“ für BRAWO und MAZ kennen. Die „Neue“ im
Bunde ist Dominique Iversen. Die 29 jährige ist gebürtige Reetzerin und
hat Kommunalpolitik schon seit ihrer Kindheit miterlebt, denn schon Mama
Ilka war und ist sehr aktiv im Ort. Sie lebt mit Partner Florian und der
2 ½ jährigen Tochter Elsa in Reetz. Dominique Iversen ist
Rettungsassistentin bei der Bundeswehr und froh, dass sie nun nach
verschiedenen Einsatzorten in Beelitz arbeiten kann. Das ermöglicht zum
einen ein geregeltes Familienleben, aber auch mögliches ehrenamtliches
Engagement. „Ich wollte mich einfach wieder engagieren“, sagt sie.
„Außerdem bin ich ein Mensch, der gern meckert“, erzählt sie nicht ohne
ein Schmunzeln, „aber das kann ich nur, wenn ich auch selbst etwas tue.“
Sie wünscht sich eine bessere Zusammenarbeit im Ort, das läuft noch
nicht immer so, wie sie es sich vorstellt. Außerdem möchte sie ihren
Heimatort in der Gemeinde wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken.
Dominique Iversen hofft, dass auch die Dörfer von dem derzeitigen Push
für Wiesenburg/Mark profitieren. Wenn sie trotz der vielen Arbeit
Freizeit hat, ist sie gemeinsam mit ihrem Partner Florian Hoffmann in
der Feuerwehr aktiv. Sie gehört zur neuen Frauenwettkampgruppe in Reetz.
In ihrer Jugend hat sie aktive Karate betrieben. „Heute mach ich das nur
noch als Ausgleich“, sagt sie.
So hat Reetz wieder drei
starke Frauen, die das Beste für ihren Ort wollen. Und mit Dominique
Iversen jemanden der jüngeren Generation gefunden, die das Werk der
„Alten“ fortführen kann.
Wir gratulieren zur
diamantenen Hochzeit
Für Marlene und Günter
Friedrich war es Liebe auf den ersten Blick. Das Paar, das am 7. März
seinen 60. Hochzeitstag feiert, lernte sich auf der Geburtstagsfeier
einer gemeinsamen Freundin kennen. Günter Friedrich war sofort
begeistert von seiner Marlene. „Schon am nächsten Tag war er wieder
ran“, schmunzelt sie heute. Obwohl Günter Friedrich in seiner Jugendzeit
durchaus kein Kind von Traurigkeit war. Er fuhr oft mit seinem Motorrad
zum Tanz, meist in Richtung Sachsen/Anhalt. Dort war er bekannt wie ein
bunter Hund. In Reppinichen hatte er jedoch einmal ein negatives
Erlebnis. Die einheimischen Jungs schoben sein Motorrad in den Dorfteich
direkt neben der Gaststätte. Als Günter Friedrich hinaus kam, suchte er
erst eine ganze Weile nach seinem Gefährt und sah es schließlich im
Teich. Die Angst, die Maschine könnte nicht mehr anspringen, war
unbegründet. „Zweimal antreten und sie lief wieder“, erinnert er sich
heute. Seitdem war er allerdings nie wieder im Nachbarort zum Tanz.
Geboren wurde der heute 82 jährige in Reetz und ging auch dort zur
Schule. Er wollte Fleischer werden, aber das durfte er nicht. „Du bist
der Älteste, Du musst die Wirtschaft übernehmen“, hieß es wie so oft.
Und so kam es wie es kommen musste, er trat 1963 in die LPG ein,
arbeitete als Aushilfe im Kuhstall. Günter Friedrich holte die 12.
Klasse nach und machte seinen Meister im Bereich Rinder- und
Milchproduktion. Mitte der siebziger Jahre wurde in Reetz ein moderner
Kuhstall gebaut. Günter Friedrich war mit dabei und war anschließend
dort 25 Jahre lang tätig. Marlene Friedrich stammt aus Wiesenburg. Die
78 jährige hätte auch gern eine Ausbildung gemacht, aber sie musste
gleich mit arbeiten und Geld für die Familie verdienen. Als sie nach der
Hochzeit nach Reetz zog, war sie an verschiedenen Orten beschäftigt,
erst in der Forstwirtschaft, dann in der Milchviehanlage, im Kinderheim
Mahlsdorf und schließlich in verschiedenen Kindergärten wie in Reetz,
Medewitz und Preußnitz. Das Paar bekam vier Kinder, inzwischen können
sie Enkel und Urenkel schon gar nicht mehr zählen. Das ist wohl etwas
ungewöhnlich, aber zu manchen Enkeln besteht sehr wenig Kontakt, was die
beiden etwas traurig stimmt. Auch heute noch fahren Günter und Marlene
Friedrich an den Wochenenden übers Land, wenn irgendwo eine
Blasmusikveranstaltung ist. „Früher hab ich gerb getanzt“, so Günter
Friedrich, „heute geht es leider gesundheitlich nicht mehr.“ Aber
zuhören und schunkeln geht immer noch gut. Günter Friedrich findet
überall hin. In seiner Jugend war er oft mit seinem Vater mit dem
Fuhrwerk unterwegs, um Ferkel zu holen. Dadurch kennt er jeden Winkel
der Region. Seit 1973 lebt das Paar in seinem eigenen Häuschen. Das
Zusammenleben im Elternhaus funktionierte nicht mehr und so schoss die
LPG dem Paar damals die Kaufsumme vor, die anschließend vom Lohn
abgestottert werden konnte. Darüber sind sie heute noch dankbar. Heute
besteht ihr Hobby neben der Blasmusik aus ein paar Hühnern, einem
Kaninchen und einem Hund. Nun freut sich das Paar auf eine schöne Feier
ihres Jubiläums mit Kindern, Verwandten und Freunden.
Die gute Seele des
Dorfgemeinschaftshauses
Das Reetzer
Dorfgemeinschaftshaus wird rege genutzt. Nachdem es nun keine Gaststätte
mehr im Ort gibt, ist es das einzige Gebäude, in dem ein etwas größerer
Raum für Festlichkeiten zur Verfügung steht. Da muss man schon schnell
sein mit der Anmeldung für eine Feier. Außerdem wird der Raum von den
Gymnastikfrauen und für Versammlungen genutzt. Damit alles seine Ordnung
hat und sich keine Termine überschneiden, braucht man jemanden, der sich
um alles kümmert. In Reetz ist das seit vielen Jahren Alma Friedrich.
Fein säuberlich notiert sie in ihrem Kalender alle Veranstaltungen,
rückt vorher Tische und Stühle zurecht und zählt nachher akribisch
Teller, Tassen und Besteck. Alles muss stimmen, schließlich ist man
froh, dass Geschirr zur Verfügung steht und die Leute nichts selbst von
zu Hause mitbringen müssen. So ist Alma Friedrich die gute Seele des
Dorfgemeinschaftshauses.
Aber die 79 jährige ist
keine gebürtige Reetzerin. Sie stammt aus Klösitz in Bessarabien. Viele
werden jetzt fragen: Wo ist denn das? „Es liegt an der Grenze zwischen
Rumänien und Moldawien“. Erklärt Alma Friedrich. Ihre Vorfahren, die aus
dem damals deutschen Posen stammten, waren dorthin ausgewandert. In der
Hitlerzeit hieß es dann jedoch – alle Deutschen heim ins Reich. So
musste die Familie im September 1940 ihren Heimatort verlassen. Alma
Friedrich war damals gerade ein halbes Jahr alt. So kam die Familie
zuerst nach Riesa in ein sogenanntes Auffanglager. Dann schickte man sie
in die Nähe von Posen, nachdem die polnische Bevölkerung von dort
vertreiben worden war. Aber kurz vor Kriegsende musste die Familie auch
von dort wieder weg. So kam Alma Friedrich mit ihrer Mutter und den
beiden Brüdern am 16. Februar 1945 nach Reetz. Ihr Vater kam erst 1949
aus russischer Gefangenschaft zurück. In Reetz lebten sie in
verschiedenen Häusern bei verschiedenen Familien. Man hatte immer nur
ein Zimmer, denn die Häuser waren klein. Auf tragische Weise verlor Alma
Friedrich dann ihre beiden Brüder. An einen Feldrand wurde eine Granate
gelegt, die eigentlich den Bauern treffen sollte, dem der Acker gehörte.
Aber die beiden Jungen waren zeitiger dort als der Bauer, spielten mit
der Granate, die schließlich explodierte. So war Alma Friedrich bis 1954
das einzige Kind, bis in dem Jahr ihr kleiner Bruder geboren wurde. 1958
baute die Familie ein Haus in der Grüne-Grund-Straße, in dem sie heute
noch lebt. Pünktlich zu Weihnachten konnte man einziehen. Alma Friedrich
ging in Reetz zur Schule, beendete diese, wie damals üblich, mit der 8.
Klasse. Das junge Mädchen wollte Friseurin werden, aber in der Umgebung
waren alle Lehrstellen besetzt. Nur in Potsdam war noch etwas frei, aber
ihr Vater wollte seine Tochter nicht gehen lassen. Schließlich hatte er
sie in den Kriegsjahren schmerzlich vermisst. Aber Alma Friedrichs Vater
war „pfiffig“. Stets hörte er sich um, wo eine Stelle frei war und so
konnte sie schließlich in der Reetzer Bäckerei Hansche anfangen. Dort
bleib sie 4 Jahre. „Mit der Zahl 4 hatte ich es“, schmunzelt die 79
jährige heute. Denn auch in der Molkerei in Wiesenburg arbeitet e sie
danach vier Jahre im Büro. Alma Friedrich war im Reetzer Sportverein als
Geräteturnerin aktiv. Dort lernte sie ihren Mann Werner – ebenfalls
Geräteturner- kennen. Das war 1957. Und wie sollte es anders sein, vier
Jahre später wurde geheiratet. Ihre Tochter Marina kam zur Welt, später
Sohn Hubert. Nach der Geburt der Tochter hörte Alma Friedrich, dass im
Kindergarten eine Urlaubsvertretung gesucht wurde. Das Ergebnis war, sie
blieb wiederum vier Jahre dort. Dann wechselte sie in die neu errichtete
Kinderkrippe. Das hieß aber erst einmal, eine entsprechende Ausbildung
zu machen. Dort arbeitete sie dann, diesmal nicht vier, sondern 23
Jahre. 1991 wurde die Krippe in Reetz geschlossen und in die Kita
integriert. So ging Alma Friedrich für ein Jahr in die Schulküche und
war anschließend bis zur Rente sozusagen Mädchen für alles. Sie half in
der Schulküche, bei der Essensausgabe und in der Kita aus. Der
Sportgemeinschaft ist Alma Friedrich bis heute treu geblieben. Die
jährliche Winterwanderung macht sie regelmäßig mit. Und mit dem
Dorfgemeinschaftshaus hat sie seit dem Tod ihres Mannes eine Aufgabe
gefunden, die ihr keine Langeweile erlaubt.
Das zweite Jahr als
Rettungsschwimmer
„Das Wetter spielt in
diesem Jahr mehr als mit“, freut sich Peter Weinert, Rettungsschwimmer
im Reetzer Freibad. Ein Blick auf die Besucherzahlen beweist es, es sind
bei weitem mehr als im vergangenen Jahr. Peter Weinert wirft einen Blick
auf seine Notizen. Manche Tage tummelten sich über 50 Besucher im
Wasser. Durchschnittlich sind es 20 bis 30 Gäste pro Tag. Immerhin gibt
es für zwischendurch dort auch Eis. Florian Jakubowski, der für die
Firma „Sanobub“ arbeitet, versorgt das Freibad regelmäßig. „Manchmal
muss er zwei Tage hintereinander kommen, weil der Absatz so groß ist“,
sagt Peter Weinert. Mitunter hat er nur 10 Euro an Eintritt eingenommen,
dafür aber 50 Euro Umsatz an Eis.
Peter Weinert betreut das
Freibad nun das 2. Jahr. Angesprochen wurde er vom damaligen
Rettungsschwimmer Felix Opitz, der wegen der Ausbildung nur noch
sporadisch zur Verfügung steht. So machte sich Peter Weinert erst mal
schlau, was man so machen muss, um Rettungsschwimmer zu werden. Alles
Weitere erfuhr er über die DLRG, wo er auch Lehrgang und Prüfungen
absolvierte. Der Knackpunkt war für ihn das Tauchen, aber auch das bekam
er hin. „Das ist eine reine Kopfsache“, erzählt er, „man muss einfach
nur denken, ich brauche keine Luft“. Was natürlich nicht so einfach ist.
Die abgeschlossene Prüfung gilt für 3 Jahre, dann muss sie wiederholt
werden. Der 33 jährige hat eigentlich Geschichte studiert in der
Hoffnung, eine Anstellung im historischen Bereich zu finden. Manchmal
suchen Stiftungen, Museen oder auch Einrichtungen, die ihre Geschichte
aufarbeiten wollen, nach Mitarbeitern für die Recherche oder es werden
Hilfskräfte für Professoren an Unis gesucht. „Aber die suchen meist 30
jährige mit 20 Jahren Berufserfahrung“ meint Peter Weinert nicht ohne
Ärger und Enttäuschung. Also hat er seine Bewerbungsbemühungen derzeit
etwas zurück geschraubt, hat lieber neben seinem Job bei Netto etwas
mehr Freizeit und kann sich ehrenamtlich für den Ort engagieren – zum
Glück für Reetz. Und sollte er nicht wirklich einen Glücksgriff auf
Grund seines Studiums landen, möchte er auch weiter als
Rettungsschwimmer arbeiten.
Das Reetzer Freibad ist
dienstags und freitags geschlossen, an allen anderen Tagen von 14 bis 19
Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Kinder 1 Euro, für Erwachsene 1,50
€.
Erfolgreich mit dem Bike
Nicht nur bei den
Schumachers liegt das Renn-Gen in der Familie, sondern auch bei Familie
Scheibel aus Reetz. Der 11 jährige Danilo hat nämlich schon so einige
Pokale im Motorradbiathlon eingeheimst. Angesteckt wurde er wohl von
seinem Opa Peter Woitas, der selbst mit über 60 Jahren immer noch Rennen
fährt. Nach 25 jähriger Rennpause stieg er wieder ins Renngeschehen ein.
Der „Anstifter“ war eigentlich Enkel Danilo. Der saß bereits als kleines
Kind stundenlang vor dem Fernseher und sah sich Motocrossrennen an.
„Opa, Du kannst das doch auch, warum fährst Du nicht mit“, drängelte er
seinen Großvater. Der Knirps stand, kaum dass er laufen konnte, ständig
am Gartenzaun und wenn ein Motorrad vorbeifuhr hieß es nur: Boah! „Also
war Motorrad einfach nur Boah“ erinnert sich Mutter Ina. Angefangen hat
die Rennlust bei Danilo mit dem Fahrrad. Opa Peter hatte ihm auf dem Hof
einen kleinen Parcours aufgebaut, aber es ging auch hinaus ins Gelände.
Die entsprechenden Pokale hat sein Opa selbst gebastelt. Als Danilo das
erste Mal auf einem richtigen Motorrad saß, war er grad einmal 4 Jahre
alt. Seine Eltern hatte ihm ein kleines Gefährt gekauft. Der Knirps
reichte noch nicht einmal mit den Füßen bis auf die Erde. So musste Opa
Peter beim losfahren und anhalten Hilfe leisten. Mit der kleinen 50 ccm
Maschine ging es durch Opas Garten, auf den Mühlenberg in Reetz und auf
eine Strecke in Gräben. Als Peter Woitas sich entschied, wieder
Motocross zu fahren, war Enkel Danilo fast immer mit dabei, um
zuzusehen. Und schließlich stand er selbst das erste Mal am Start.
Beim Motorradbiathlon muss
man verschiedene Bereiche absolvieren, um ein gutes Ergebnis zu
erzielen, nämlich die Startprüfung, das Fahren selbst und das Schießen.
Man sitzt also nicht schon auf dem Motorrad und wartet auf den Start,
sondern man muss ab einem bestimmten Punkt zur Maschine rennen, diese
starten und über eine Lichtschranke fahren. Die Zeit bis dahin wird mit
10 multipliziert und auf die Fahrzeit dazugerechnet. Dann muss
mindestens eine Runde gefahren werden, ehe man zum Schießen darf. Die
Zeit der ersten Runde wird hochgerechnet, so dass der Betreuer weiß, wie
viele Runden bei einer Gesamtfahrzeit von etwa 20 Minuten gefahren
werden müssen. Wann er zum Schießen gehen will, kann der Fahrer dann
selbst entscheiden. Die Kinder schießen mit Lasergewehren. 6 Schuss hat
jeder zur Verfügung, 5 müssen treffen. Für jeden Fehlschuss gibt es
wiederum Strafsekunden. Seinen ersten Rennsieg errang Danilo nicht auf
Grund des Fahrens sondern wegen seiner guten Startzeit. Seit 2014 fährt
er nun Rennen. Gleich in seinem 1. Jahr wurde er mitteldeutscher
Meister. Diesen Titel errang er inzwischen dreimal. Aber nicht immer
läuft alles glatt, mitunter streikt die Technik und auch die Witterung
spielt eine Rolle. Besonders bei Regen ist es schwierig zu fahren. Dabei
stört Danilo nicht einmal der Regen selbst, dann wird einfach die Brille
hochgeschoben, sondern eher die aufgeweichte Strecke. In diesem Jahr
wird er erstmals eine Klasse höher, mit 65 ccm starten. Und solange es
Spaß macht, will er weiter fahren. Auch durch einen schweren Unfall
seines Opas hat er sich nicht beeinflussen lassen. Angst kennt der 11
jährige nicht, aber Respekt. Auch Mutter Ina hat eigentlich keine Angst,
wenn ihr Sohn auf die Strecke geht. Und so wird auch in Zukunft oft der
Wohnwagen hergerichtet werden und es geht zu Rennen und Meisterschaften.
Rosemarie und Manfred
Heinrich
„Ich bin vom Polenmarkt“
lacht Rosemarie Heinrich bei der Frage nach ihrem Geburtsort. Die heute
81 jährige stammt nämlich aus Küstrin. Der Krieg und die Flucht
verschlugen sie nach Reetz. Ehemann Manfred ist in Reetz geboren. In der
Schule hat man sich sozusagen übersehen, denn die meisten Jungen wollten
eine Reetzerin heiraten und nicht etwa ein Flüchtlingsmädchen. So haben
sich beide erst auf ihrer Arbeit – der Ziegelei- kennengelernt. Dort
haben sie im Frühsommer 1953 angefangen zu arbeiten und sozusagen auch
das Licht ausgeknipst, denn sie waren bis zum Schluss dabei. So richtig
zusammen kam man aber erst am Jahresende, es war die Weihnachtsfeier der
Belegschaft. Nach der Geburt des ältesten Sohnes zog man zusammen. Das
große Haus direkt neben der Ziegelei ist seit 60 Jahren Heimat des
Paares. 1956 wurde geheiratet und zwei weitere Söhne kamen zur Welt.
Inzwischen hat sich die Familie enorm vergrößert, neben den
Schwiegertöchtern nennen Rosemarie und Manfred Heinrich 8 Enkel und 4
Urenkel ihr Eigen. „Da wurde es zu Feierlichkeiten ganz schön eng in der
Wohnung“, erzählen die Beiden. Auch im Dorfleben waren sie immer dabei.
Manfred Heinrich, gelernter Elektriker, ist sozusagen eines der
Urgesteine der Reetzer Karnevalsgesellschaft (RCG). Von der ersten bis
zur letzten Veranstaltung saß er im Elferrat. Das färbte wohl auch auf 2
der Söhne ab, die ebenfalls mit dabei waren. “Jedes Mal diese Wäsche“
erinnert sich Rosemarie Heinrich stöhnend, denn während der Saison gab
es bis zu 3 Sitzungen in der Woche. Und jedes Mal mussten ihre 3 Männer
wieder geschniegelt und gebügelt auf der Bühne stehen. Rosemarie
Heinrich dagegen war eher bei der Feuerwehr zu finden. Jahrelang hat sie
sich aktiv, auch am Wettkampfsport beteiligt. Was ebenfalls abfärbte,
diesmal aber auf einen der Enkel, der in Bad Belzig zur FFW gehört und
nun unbedingt ein Foto von Oma in Uniform sehen möchte. „Jetzt muss ich
erst mal die Bilderkiste durchkramen“, schmunzelt sie. Das Ehepaar ist
schon immer gern verreist, sie waren in Spanien, auf Mallorca und sogar
in Sotchi auf der Krim – letzteres allerdings noch zu DDR-Zeiten. Wenn
die Kinder im Ferienlager waren, machten beide Motorradtouren durch die
DDR. Manfred Heinrichs ganzer Stolz war eine 125er ES, die er auf 150m ³
aufrüsten ließ. Außerdem hatte er ein für Männer seltenes und auch
teures Hobby, er knüpfte Teppiche und Wandbilder, die man noch heute in
der Wohnung bewundern kann. Nur die Vorlagen kosteten richtig viel Geld.
Ehefrau Rosemarie beschäftigte sich mehr mit dem kleinen Garten hinter
dem Haus. Wenn ihr Mann vor dem Fernseher saß, ging sie zwischen die
Beete. „Ich konnte dieses ewige Gedudel nicht ab“ lächelt sie. Ansonsten
haben beide das Leben genossen, solange sie konnten. Jetzt ist alles
etwas schwieriger, besonders, seit es in Reetz keine Einkaufsmöglichkeit
mehr gibt. Und den Kindern wollen sie auch nicht immer auf die Nerven
gehen. Aber der Enkel kommt schon mal und fragt: Wollt Ihr einkaufen?
Nur gut, dass die Busverbindung relativ gut ist, freut sich das Paar.
Ihren Ehrentag werden die beiden jedoch nicht zu Hause verbringen,
sondern sich eine kleine Reise gönnen.
Ursula und Günther Herbke
Ursula und Günther Herbke
sind der Beweis, dass auch eine Jugendliebe ein Leben lang halten kann.
Die Beiden sind nämlich schon seit ihrer Schulzeit ein Paar und am 10.
Mai seit 60 Jahren verheiratet. Ursula Herbke wurde in Grubo geboren,
Günther Herbke kam als Flüchtlingskind im Alter von 12 Jahren im Dorf
an. Ursprünglich stammt er aus dem kleinen Ort Walmersdorf in der Nähe
des damaligen Posen, aus dem äußersten Zipfel von Brandenburg. Schon in
der Schule liebäugelten die beiden miteinander, als Jugendliche wurden
sie ein Paar. Anfangs trafen sie sich heimlich, denn es sollte keiner im
Dorf wissen. Mit einem Flüchtling zu „gehen“, das war damals so eine
Sache. Aber irgendwann kam es natürlich heraus, auch wenn Eltern und
Nachbarn die junge Ursula auf dem Tanzball argwöhnisch beobachteten.
„Da ist doch was mit den beiden“ klatschte und tratschte man. Und so
erfuhr natürlich auch Ursula Herbkes Mutter von der heimlichen Liebe und
freundete sich mit dem zukünftigen Schwiegersohn an. Es kam eh nur auf
ihre Meinung an denn der Vater war im Krieg geblieben. Als sich das
erste Kind ankündigte und das Paar zusammen ziehen wollte, „musste“
geheiratet werden, denn ohne Trauschein keine Wohnung. Diese bekamen sie
dann und waren froh, auch wenn es nur eine „alte Butze“ war, wie sich
Ursula Herbke schmunzelnd erinnert. Weitere 3 Kinder machten die Familie
komplett, dazu kommen heute 5 Enkel und 3 Urenkel. Wie damals typisch
arbeitete Ursula Herbke in der Landwirtschaft der Eltern, später im
Feldbau in der LPG. Ehemann Günther begann nach der Schulzeit eine Lehre
beim Schmied in Grubo. Dort bildete er auch Lehrlinge aus. Ab 1959 war
er dann Landmaschinen- und Traktorenschlosser – und das bis zu seinem
Renteneintritt. Als für Ursula Herbke die Arbeit auf der LPG
gesundheitlich nicht mehr zu machen war, nähte sie in Heimarbeit
Puppenkleider für die Görzker Puppenfabrik Heinitz. Anfang der 70er
Jahre fing Günther Herbke an, sich einen Trecker selbst zu bauen. Das
zog sich über viele Jahre, zahlte sich aber aus. Mit dem
„Antiquitätenstück“ fahren heute noch Enkel Ronny samt Familie und Hund
durch Reetz. Denn hierher zog das Ehepaar im Jahr 2000, um in der Nähe
von Kindern und Enkeln zu sein, denn gesundheitlich geht es nicht mehr
so gut wie einst. Deshalb nehmen sie auch ganz selten an dörflichen
Veranstaltungen teil. Lieber genießen sie die Zeit im Garten mit einer
wunderschönen Aussicht in Richtung Mahlsdorfer Wiesen. Bis vor einpaar
Jahren weideten dort noch Kühe, heute leider nicht mehr, was das Paar
sehr bedauert. „Damals fühlte man sich wie in den Alpen“ so Ursula
Herbke. Anlässlich des Ehrentages wird es eine Feier im Familienkreis
geben.
Gisela und Erhard Hein
Eine Eiserne Hochzeit
erlebt nicht jeder. Für Gisela und Erhard Hein steht sie kurz bevor. Das
Schönste sei, dass sie beide noch gemeinsam ihren Lebensabend genießen
können, so gut es geht, meint das Paar.
Damals war es Liebe auf
den ersten Blick. Die Beiden lernten sich auf einem „Vergnügen“ in Deetz
(Sachsen-Anhalt), wie damals die Tanzveranstaltungen genannt wurden,
kennen. Erhard Hein machte dort gerade seine Lehre als Fleischer. Er
forderte seine Gisela zum Tanz auf und sofort hatte es gefunkt. Zwei
Jahre später wurde am 7. April 1951 geheiratet. „Da war es schon
passiert, ich war schwanger“, schmunzelte Gisela Hein. Und wie es früher
so üblich war hieß es: jetzt müsst ihr heiraten! So zog die junge Frau
mit in das Elternhaus ihres Mannes nach Reetz. Erst 10 Jahre später
wurde ihr zweiter Sohn geboren. „Das hättet ihr auch kurz hintereinander
machen können“ meinte ihre Schwiegermutter damals augenzwinkernd. Gisela
Hein hat immer in der Landwirtschaft gearbeitet, erst zu Hause bei den
Eltern, dann bei den Schwiegereltern und in der LPG in Reetz. Die
letzten Arbeitsjahre war sie als Reinigungskraft im Mahlsdorfer
Kinderheim angestellt. Erhard Hein war als Fleischer sehr gefragt, war
in den Fleischereien Weckewitz in Wiesenburg und Zimmermann in Görzke
angestellt und arbeitete auch einige Jahre in der Ziegelei. Nebenbei
ging er bei vielen Leuten privat schlachten – damals versorgten sich
noch sehr viele Einwohner selbst. So ein 300 Kilo Schwein war keine
Seltenheit. „Aber das war dann auch eine ganz schöne Quälerei, das
Schwein auf die Schlachteleiter zu bekommen“, so Erhard Hein. Ein
Wegeunfall machte diesem Leben ein jähes Ende, bereits mit 55 Jahren
wurde Erhard Hein Invalide. Besonders die erste Zeit war schwer, sagt
er. Er musste zusehen, wie seine Frau früh zur Arbeit ging und ihm blieb
nur der Sessel am Fenster, da er nicht viel machen konnte. Da kamen so
manchmal die Tränen und auch heute werden bei den Erinnerungen die Augen
feucht.
Trotzdem nahmen beide
immer an den Veranstaltungen des Dorfes teil, sei es Dorffest oder
Rentnerfahrten. Besonders gern gingen sie zu den
Karnevalsveranstaltungen und schwärmen noch heute davon. Wenn man abends
das Vieh versorgt hatte, ging es auf die Straße, um mit den Nachbarn ein
Schwätzchen zu halten. Früher war da noch ein richtig guter Zusammenhalt
unter den Nachbarn, so die beiden, das fehlt heute oft und macht
irgendwo auch traurig, wenn jeder nur auf den anderen neidisch guckt.
Heute macht die Gesundheit
nicht mehr so mit, so dass das Paar vorwiegend zu Hause ist. Aber sie
sind froh, dass ihr jüngster Sohn da ist und stolz, dass er sie in allem
unterstützt. Und froh, dass sie sich beide noch haben.
Renate Friedrich
Jung, hübsch und grade
fertige mit der Ausbildung – und dann ab aufs Dorf. Sicher nicht der
Traumjob eines jungen Mädchens. Aber so erging es Renate Friedrich 1960.
Die jetzt 75 jährige hatte gerade ihre Ausbildung am Institut für
Lehrerbildung in Köthen absolviert. Da sie noch nicht gebunden war,
wurde sie nach Reetz geschickt. Damals konnte man die Arbeitsstelle noch
nicht so frei wählen wie heute. Nun stand sie also mit 3 weiteren
Kolleginnen auf dem Wiesenburger Bahnhof, vor ihnen ein 4 Kilometer
langer Fußmarsch nach Reetz. Und da sich die jungen Mädchen ja hübsch
machen wollten um einen guten Eindruck zu hinterlassen, trug Renate
Friedrich Schuhe mit einem kleinen Absatz. In Reetz angekommen war der
Absatz ab und der erste Weg führte nicht in die Schule, sondern zum
Schuster. 437 Mark Anfangsgehalt gab es. Angefangen zu unterrichten hat
sie mit Musik und Russisch, wobei sie letzteres nicht wirklich studiert
hatte, sondern auf ihre Kenntnisse aus dem Schulunterricht zurückgreifen
musste. Aber es wurde jemand gebraucht, der einigermaßen russisch
sprechen konnte, denn in den 60er Jahren kamen viele Aussiedler aus
Russland in die damalige DDR. Meist konnten nur die Omas deutsch und man
war froh, jemanden zu haben, der sich verständigen konnte. Mehrmals fuhr
Renate Friedrich trotzdem zu Weiterbildungen für den Russischunterricht
nach Jüterbog. Obwohl Musik sozusagen ihr Hauptfach war, unterrichtete
sie die Erstklässler in allem. Damals gab es die Schule in Reetz noch.
In ihrer größten Klasse waren 36 Schüler, da war kaum Platz zwischen den
Bankreihen. Mit Fertigstellung der Wiesenburger Schule gingen nach und
nach auch alle Reetzer Schüler nach Wiesenburg. Renate Friedrich hat
Klavier gelernt. 1960 begann für sie die Chorarbeit. Es gab einen
Kinderchor, der aber mit dem Umzug nach Wiesenburg eingeschlafen ist,
denn dann musste man sich nach Busfahrplänen richten und die meisten
Kinder waren froh, wenn sie nach einem langen Tag endlich nach hause
konnten. Etwa gleichzeitig mit dem Kinderchor fand sich der Reetzer
Frauenchor zusammen. Dieser machte mit Gründung der
Karnevalsgesellschaft richtig Stimmung im Saal. Für Renate Friedrich hat
der Chor immer Vorrang gehabt. Selbst, wenn der Geburtstag einer ihrer 3
Töchter auf den Übungstag fiel, ging es erst zur – wenigstens
verkürzten- Chorprobe. Nach der Wende ging es auch mit dem Frauenchor
bergab, man kam zwar immer wieder sporadisch zusammen, aber eben nicht
regelmäßig. Erst mit dem Deutschen Wandertag 2012 wurde der Chor wieder
ins Leben gerufen – und Renate Friedrich war sofort Feuer und Flamme.
Unter ihrer Leitung werden heute auf den Veranstaltungen des Ortes oder
zu Jubiläen traditionelle und neue Lieder dargebracht. „Wir müssen mit
der Zeit gehen“, versucht sie ihren Mitsängern und- Sängerinnen immer
wieder einzutrichtern.
Wer aber nun denkt, bei
Renate Friedrich hat sich immer alles nur um Chor und Musik gedreht, der
irrt. Auch sie war mal ein junges Mädchen mit Flausen im Kopf. So
erinnert sie sich an so manche lustige Begebenheit, wie das stibitzen
von Birnen auf dem Weg zum Mittagessen in das damalige Mahlsdorfer
Kinderheim oder das Zusammenbrechen ihres Bettes, als es sich dort
gleich 5 Mädchen bequem machen wollten. Auch die Mode der jungen Frau
war nicht immer willkommen, da rümpfte so manche Bauersfrau ab und zu
die Nase. Das hielt aber ihren Mann Siegfried nicht davon ab, ihr den
Hof zu machen und so oft wie möglich mit dem Traktor unter dem Fenster
vorbei zu fahren. 1963 wurde geheiratet, das Paar bekam 3 Töchter.
Inzwischen hat sich die Familie mit 6 Enkeln und 2 Urenkeln ganz schön
vergrößert. Aber Renate Friedrich nimmt sich Zeit für ihre Interessen,
sie hat Regale voller Bücher, besonders interessiert sie sich für
historische Persönlichkeiten. Im Gegensatz zum Chorgesang hört sie
privat eher klassisches. Und verfolgt gespannt die Biathlon WM in Oslo.
Dafür werden auch schon mal Termine drum herum gelegt.
Irmgard Bartz
Erinnerungen sind nicht
immer leicht zu ertragen, auch für die 80 jährige Irmgard Bartz (geb.
Ihlow)aus Reetz nicht. Da kommen mitunter schon die Tränen, denn das
Landleben war alles andere als idyllisch. Die meisten Familien hatten
eine kleine Landwirtschaft, in die auch die Kinder von Anfang an mit ran
mussten. Aber erst nach den Schularbeiten – darauf hat Vater August
Ihlow stets geachtet. Dann jedoch ging es mit hinaus zu heuen und
Kartoffeln sammeln. Familie Ihlow besaß anfangs kein Pferd, Mutter Anna
musste deshalb bei Bekannten arbeiten, damit diese dann den Acker mit
umpflügten. Irgendwann war es Vater August zuviel. Er fuhr mit seiner
Frau nach Baitz, um ein Pferd zu kaufen. Völlig erschöpft kam er zu
Hause an, denn er war den ganzen Weg zurück mit dem Pferd am Zügel
gelaufen. Die junge Irmgard wollte als erstes probieren, ob man auf dem
Pferd auch reiten kann – und siehe da, es ging. Darauf bin ich nicht
gekommen, so ihr Vater, dann hätte ich doch nicht den ganzen Weg laufen
brauchen. Irmgard Bartz lernte Buchhaltung und arbeitete in der
damaligen BHG. Aber ihre Mutter erkrankte an Rheuma und so suchte sie
sich Arbeit in der LPG im Ort, um zu Hause helfen zu können. Vater
August war schon länger krank. Bei Wind und Wetter ging es mit dem
Fahrrad zur Arbeit in den Hammelstall bei Reppinichen. Zu Hause musste
die kranke Mutter von einem Zimmer zum anderen getragen werden. Beide
Eltern starben in den 50er Jahren. Ihren Ehemann Benno lernte Irmgard
Bartz beim Polterabend von Freunden kennen, 1956 wurde geheiratet. „Ich
hatte einen guten Mann“, sagt sie heute. „Er hat immer gesagt, die Küche
ist mein Revier, denn er kochte sehr gern. Auch das Umgraben im eigenen
Garten hat er allein gemacht.“ Und natürlich hatte die Familie, wie die
meisten auf dem Land, Vieh zu versorgen. Die Familie traf es jedoch
nicht nur einmal hart. 1963 schlug der Blitz in die Scheune ein.
Hochschwanger holte Irmgard Bartz die Tiere aus der Scheune und brachte
sie bei den Nachbarn unter. Nur 5 Tage später wurde ihre Tochter
geboren. 6 Kinder brachte sie zur Welt. Und ihr passierte das, was man
keinen Eltern wünscht, Sohn Hans-Jürgen stürzte als Kind mit seinem
Roller und überlebte den Unfall nicht. Und auch beruflich wurde es nicht
leichter. Die Ziegelei war einer der größten Arbeitgeber in Reetz, auch
für Frauen. Sie stellten dort die Ziegel aus Lehm her, zwar mit einer
Maschine, aber das Auf- und Abladen der Wagen, mit denen die Steine zum
Trocknen und dann zum Ringofen transportiert wurden, erfolgte per Hand.
Etwa 70 Wagen wurden pro Tag entladen. Keine leichte Arbeit für
Frauenhände. Aber man verdiente recht gut, so Irmgard Bartz. Die letzte
Arbeitsstelle vor dem Vorruhestand war für sie das Kinderheim in
Mahlsdorf bei Reetz. Dort waren schwererziehbare Kinder untergebracht.
Erst Reinigungskraft, dann Küche und zum Schluss Erzieher in einer
Gruppe – das war der Werdegang. Nach der Wende wurde das Heim aufgelöst.
Eigentlich hätte nun alles gut werden können, aber Irmgard Bartz´ Mann
wurde schwer krank und verstarb 1990. So stand sie nun allein mit Haus
und Grundstück da. Tochter Manuela zog zurück nach Haus und unterstützt
ihre Mutter, wo sie nur kann, denn das harte Leben hat deutlich
körperliche Spuren hinterlassen. Inzwischen hat sie 5 Enkel und 2
Urenkel. Auch Nachbarstochter Selina kommt oft zu Besuch, besonders,
wenn es bei den Hausaufgaben um „Früher“ geht. Da kann Irmgard Bartz
viel erzählen. Auch über die Backpfeife ihres Lehrers, die sie bekam,
weil sie ein Lied beim Singen zu früh begonnen hatte – für Selina etwas
ganz Unmögliches. Das ein und alles von Irmgard Bartz ist jetzt die 14
jährige Mopshündin Trixie. Dazu ein bisschen Haushalt, ein bisschen
Garten. „Und wenn ich nicht mehr kann, dann hör ich einfach auf.“
Ella und Gerhard Weber
Es war keine leichte Zeit,
als sich Ella und Gerhard Weber kennenlernten. Beide waren als Paten zu
einer Kindtaufe bei Bekannten in Rosian eingeladen. Da haben sie sich
das erste Mal gesehen. Man traf sich öfter, ging zusammen tanzen und
irgendwann hat es dann gefunkt. Gerhard ist gelernter Zimmermann, Ella
Fachverkäuferin. Beide fanden in Dessau Arbeit, aber leider keine
Wohnung. So pendelte Gerhard Weber täglich mit dem Zug nach Dessau,
vorher lagen aber noch 4 km mit dem Fahrrad bis zum Wiesenburger Bahnhof
vor ihm. Ella Weber konnte bei einer Freundin in Dessau übernachten. Das
Fahrrad war für Gerhard Weber in dieser Zeit das wichtigste
Transportmittel. Um seine Liebste zu sehen, musste er Kilometer durch
Wald und Flurzurücklegen. Dabei traf er des Öfteren auf Soldaten der
damals in der Region stationierten Sowjetarmee. Auf die Frage: Du,
wohin? Antwortete Gerhard dann: Matka! Du erst Wodka trinken, kam es
dann von den Soldaten – aus einem ganz bestimmten Grund, sie wollten
Fahrrad fahren. Während Gerhard Weber also ein Schnäpschen trank,
kurvten die Soldaten mit dem Fahrrad durch den Wald. Anschließend konnte
er dann endlich weiter fahren. Schließlich zog Ella Weber nach Reetz.
Zur Hochzeit am 18. Februar 1955 war Baby Nummer 1 schon unterwegs. Die
Trauung fand in Rosian statt. In diesem Jahr gab es einen sehr harten
Winter mit viel Schnee, so dass Ella Webers Mutter nicht nach Reetz
kommen konnte. Auch die Trauung konnte nicht in der Kirche stattfinden,
sondern im Pfarrhaus. „Mädel, Du erfrierst sonst mir Deinem Kind“, sagte
der Pfarrer. Mit der Hochzeit warten konnte und wollte man aber auch
nicht. Damals kostete es Geld, wenn das Kind eher zur Welt gekommen
wäre, denn es sollte ja gleich den Namen des Vaters bekommen. Sohn Uwe
ließ sich dann auch nur noch einen guten Monat Zeit. Bald darauf wurde
auch Sohn Lars geboren und man entschloss sich, das Elternhaus
aufzustocken. Als gelernter Zimmermann machte Gerhard Weber alles selbst
und half auch vielen Freunden und Bekannten beim Ausbau.
In ihrer Jugend machten
beide oft mit Freunden zusammen Ausflüge mit dem Motorrad – eine Sport-
AWO war damals das Traummotorrad. Als dann die Kinder da waren, musste
ein Auto her, da die ja keinen Platz auf dem Motorrad hatten. Das
Ehepaar hat von einem Auto auf das nächste gespart, was damals nicht
grade leicht war. Das letzte Auto, einen Opel Astra, haben sie 1993
gekauft und fahren es bis heute.
Neben Garten und Blumen
waren die Bienen ein großes Hobby der beiden. 22 Jahre lang betrieben
sie neben ihrer Arbeit die Imkerei. Gerhard Weber war bis zum
Rentenalter in der staatlichen Forstwirtschaft beschäftigt, Ella Weber
im Gemeindebüro in Reetz.
Inzwischen hat das Paar 4
Enkel und 3 Urenkel und freut sich auf eine schöne Feier mit allen
Lieben.
Ingrid Georgi
Ideen muss man haben. Und
da ist Ingrid Georgi ständig auf der Suche. Nicht zuletzt deshalb wird
sie in diesem Jahr wieder ihre Produkte auf der grünen Woche
präsentieren. Bereits vor 2 Jahren war sie schon einmal dabei, im
vergangenen Jahr hat es leider nicht geklappt. „Die Stimmung ist gut und
die Leute sind gut drauf“, so Ingrid Georgi. Deshalb hat sie sich für
2015 erneut beworben – und es hat geklappt. So bekommt sie durch Kunden
immer wieder neue Inspirationen und Anregungen. Und natürlich spielt
auch die Verkaufsmöglichkeit eine Rolle, schließlich muss sie davon
leben. Ingrid Georgi geht nur auf Märkte, auf denen sie ihre Produkte
auch verkaufen kann. Und gerade auf der grünen Woche trifft sie viele
unterschiedliche Menschen mit vielen unterschiedlichen Vorstellungen.
Die gelernte Goldschmiedin hatte in ihrer Heimat Zeitz eine eigene
Werkstatt, aber keinen Handel. Nach der Wende brach die Nachfrage nach
Goldschmuck ein, also stellte sie sich die Frage, wie es weiter gehen
sollte. Bei Schmuck wollte sie schon bleiben. Also begann sie, mit
Naturmaterialien zu arbeiten, wie Steine, Leder, Holz oder Schiefer.
Aber auch ungewöhnliche und alltägliche Gegenstände werden verarbeitet.
Selbst aus Suppenbüchsen wird tolle Deko hergestellt. Derzeit liegen auf
ihrem Arbeitsplatz Fahrradschläuche. Daraus entstehen Colliers und
Ohrringe. Weggeworfen wird nichts, zuerst überlegt Ingrid Georgi, ob sie
nicht doch etwas daraus machen kann. Bereits seit 10 Jahren lebt die 56
jährige in Reetz im Ortsteil Mahlsdorf. Nachdem ihre 3 Kinder aus dem
Haus waren, wurde dieses ihr zu groß. Neben der wohnlichen Verkleinerung
wollte sie sich aber auch landschaftlich verändern. Erst hatte sie
Mecklenburg im Visier, aber das war ihr dann doch zu weit. Auf ihren
Fahrten auf der A2 und A9 fiel ihr der Fläming auf. Das wär’s, dachte
sie sich und nutzte ihre ersten Computerkenntnisse dazu, ein Haus in der
Region zu finden. Ein altes sollte es sein, ohne Heizung, so wollte sie
es. Sie fand es in Mahlsdorf und begann dort alles wohnlich
herzurichten. Das kostete viel Arbeit, aber so etwas braucht Ingrid
Georgi, sie muss sich austoben können. An vielen Wochenenden und auf
vielen Veranstaltungen präsentiert sie ihren Schmuck. An den Ständen
arbeitet sie auch immer, so kann sie Schmuckstücke gleich vor Ort
ändern, wenn sie dem Kunden zu groß oder zu klein sind. Neben Märkten,
die sie seit vielen Jahren regelmäßig besucht, wie den Wiesenburger
Blumenmarkt, versucht sie, 2-4 neue Märkte jährlich aufzunehmen. Auch
wenn sie dafür mitunter einige hundert Kilometer fahren muss. Deshalb
ist der Verkauf auch immer wichtig, denn die Unkosten müssen wieder
reinkommen. In diesem Jahr freut sie sich besonders auf die
Kunstmagistrale auf Zingst.
Leicht hatten es Lisa und Ernst Großkopf in ihrer
Kindheit nicht. Beide sind gebürtige Reetzer. Lisa Großkopf wohnte mit
ihren Eltern und Bruder Alfred im Ortsteil Zipsdorf, also mitten im
Wald. 8 Jahre lang musste sie erst zu Fuß und später mit dem Rad nach
Reetz zur Schule. Sie erinnert sich an ihre Konfirmation während des
zweiten Weltkrieges. Die Gesellschaft kam auf dem Rückweg von der Kirche
nach Zipsdorf direkt in einen Fliegerangriff. Ihr einziges Geschenk war
damals ein Blumentopf. Nach der Einwanderung der Russen mussten sie in
einer Nacht- und Nebelaktion ihr Heim verlassen. Die Russen hatten das
Haus besetzt, die Familie musste draußen schlafen. Sie kamen
vorübergehend bei verschiedenen Leuten Unterschlupf, schliefen in
Scheunen und Ställen. „Mutter, mir ist kalt“, sagte sie oft nachts zu
ihrer Mutter. Dann wurde ein neues Haus im Siedlerweg gebaut. Bei Ernst
Großkopf war es etwas leichter, die Familie hatte noch ihr Elternhaus in
der Mühlenstraße, wo er mit 5 Geschwistern lebte. Er hatte das Glück,
einen Beruf lernen zu können, er wurde Müller, arbeitete später in der BHG und in der Forstwirtschaft. Auch Lisa Großkopf hätte gern einen
Beruf gelernt, aber ihr Vater meinte: „Zu Hause gibt es genug Arbeit“.
So arbeitete sie in der familieneigenen Landwirtschaft und musste sich
schon als Kind quälen. Gekannt hat sich das Paar bereits in der
Schulzeit, richtig zusammen gekommen sind sie aber beim Tanzen. Beide
waren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr. Lisa Großkopf erinnert sich,
dass sie ihrem Mann oft das Tor öffnete, damit er schnell bei Alarm aus
dem Haus kam. Sie selbst machte Weiterbildungen und leitet die
Frauengruppe der FFW Reetz. 1954 wurde geheiratet. Die Brautschar lief
vom Siedlerweg bis zur Kirche. Nach der Trauung wurde das Paar mit Musik
zur Gaststätte in der Dorfmitte geleitet. Lisa Großkopfs Vater war ein
sehr sparsamer Mensch. Aber für seine Tochter tat er alles. „Mäken, dau
kriegst eine grote Hochtiet“ (Mädchen, du kriegst eine große Hochzeit),
sagte er im damals üblichen Reetzer Platt, was das Paar auch heute noch
spricht. Das Glück nach der Geburt von Tochter Ilona und Sohn Holger
hielt nicht. Lisa und Ernst Großkopf erlebten, das, was kein Elternpaar
erleben möchte, sie verloren ihre beiden Kinder. Nach dem Tod von
Tochter Ilona kämpften sie mit dem Jugendamt um die beiden Enkel, man
hielt sie für zu alt, um die beiden Schulkinder zu versorgen.
Letztendlich wurde alles gut und beide Jungen konnten bei den Großeltern
aufwachsen. Dafür sind sie dankbar und sagen stets: „ Damals ward ihr
für und da, jetzt sind wir als Dankeschön für Euch da“. Als sie diese
Sätze sagte, bekam Lisa Großkopf feuchte Augen. Besonders gern erinnert
sich das Paar an ihre goldene Hochzeit. Nach dem Kirchgang standen die
Mitglieder der FFW Spalier, das Paar musste beweisen, dass es noch
Knoten binden kann. Das rührte besonders Lisa Großkopf. „Oma, was weinst
Du, freu Dich doch“, so Enkel Steffen damals. Aber es gab auch viel
Freude in ihrem Leben. Und viele lustige Erlebnisse. Ernst Großkopf
schnarchte sehr stark. Beim Sommerurlaub in Netzen teilte sich das Paar
den Bungalow mit einer befreundeten Familie. Nach der ersten Nacht
beschuldigte die Nachbarin ihren eigenen Mann: „Du schläfst bald
draußen, wenn Du weiter so schnarchst!“ Der war ganz verblüfft: „Ich war
das nicht, das war Ernst nebenan“! Auch Lisa Großkopf selbst konnte
mitunter die „Sägeeinlagen“ nicht ertragen. Sie packte ihre Bettdecke
und wollte ins Wohnzimmer ziehen. Dann zog ein Gewitter auf, vor dem sie
sich fürchtete. Also ging sie wieder zurück ins Ehebett und ertrug
lieber das Schnarchen ihres Mannes, als das Gewitter.
Am 10. Dezember feiert das Paar nun seine
diamantene Hochzeit!
Ein frisch verliebtes Par
hat nur einen Gedanken – wann sehen wir uns wieder? Und das bedarf dann
schon einiger Planung. Für Ilse und Heinz Eppinger hatte sich vor mehr
als 60 Jahren das Problem fast wie von selbst gelöst. Ilse Eppinger
arbeitete in der damaligen MTS und fuhr täglich mit dem Rad nach
Wiesenburg. Heinz Eppinger war als Gärtner bei der Firma Gebbers am Park
(heute Orangerie) beschäftigt. Dort musste Ilse Eppinger täglich vorbei
– so konnte man sich auch täglich sehen. Kennen gelernt haben sich beide
beim Tanzen. Ilse Eppinger stammt aus Reetz – das Paar lebt noch heute
in ihrem Elternhaus. Heinz Eppinger stammt aus Deutsch-Eylau in
Westpreußen. Durch die Flucht in Kriegszeiten kam er zuerst nach Sachsen
in den Großraum Dresden, wo er auch zur Schule ging. Aber auch dort
konnte die Flüchtlingsfamilie nicht lange bleiben, es ging weiter nach
Berlin und schließlich nach Hohenwerbig bei Niemegk. In Niemegk hat
Heinz Eppinger auch seinen Beruf als Gärtner erlernt. Am 6. Mai 1954
gaben sich beide das Jawort. Das Paar hat 2 Töchter, 4 Enkel und 6
Urenkel. Nach der Geburt der Kinder war Ilse Eppinger eine zeitlang zu
Hause und arbeitete in der eigenen Landwirtschaft. Danach waren beide 28
Jahre, sie in der Buchhaltung , er als Kraftfahrer, in der BHG
Wiesenburg bzw. im ACZ Reetzerhütten beschäftigt, bis der Betrieb nach
der Wende aufgelöst wurde. 28 Jahre in ein und demselben Job – das
schafft heute kaum noch jemand. Mit der „Abwicklung“ der Firma erhielt
das Paar Altersübergangsgeld und konnte danach in Rente gehen. Aber
Rente heißt auf dem Dorf ja nicht, die Füße hochlegen. Das Paar hat Haus
und Garten und gönnte sich nun viele Reisen mit der Reetzer
Rentnergruppe.
Heinz Eppinger frönt
außerdem einem sehr schönen Hobby – der Musik. Als 11 jähriger bekam er
zu Weihnachten eine Ziehharmonika geschenkt – bereits am 2. Feiertag
konnte er Lieder spielen. Vor ca. 12 Jahren hat er sich den
Kindheitstraum nach einer neuen Ziehharmonika erfüllt. Gemeinsam mit
einem Nachbarn, mit dem er sein Hobby teilt, wurde gelegentlich
Samstags geübt. Hin und wieder sind sie auch gern gesehene Gäste auf
Geburtstagen und anderen Feierlichkeiten von Freunden und Bekannten.
Musik liegt bei Eppingers in der Familie, auch einige Enkelkinder
spielen Instrumente und freuen sich, gemeinsam mit Opa musizieren zu
können. Vielleicht wird auch am Samstag, wenn alle zur Feier kommen,
noch gemeinsam musiziert.
In meinem Leben hatte ich
3 Engel, erzählt Alfred Kühne kurz vor seiner diamantenen Hochzeit.
„Den ersten, als ich in Gefangenschaft geriet und noch lebte, den
zweiten, als ich dort erst im Steinbruch arbeiten musste und wegen
Erfrierungen ins Lager zurückkam, den dritten als ich 1946 entlassen
wurde.“ Viele Erinnerungen hat er an die Kriegsjahre, gute und
schlechte. Auf Grund seiner Ausbildung zum Sanitäter in der Wehrmacht,
wurde er dann auch im Lazarett als solcher eingesetzt. Er freundete sich
mit einer jungen Ärztin an. In gemeinsamen Nachtschichten lernte er von
ihr die russische Sprache und brachte ihr im Gegenzug die deutsche bei.
Das war ein großer Vorteil, als er in ein anderes Lazarett in Russland
versetzt wurde.
„60 Jahre bin ich nun
mit derselben Frau verheiratet“, sagt Alfred Kühne nicht ohne Stolz.
Der 88 jährige und seine 83 jährige Frau Gisela heirateten genau am
Nikolaustag 1952. Beide sind in Reetz geboren, aufgewachsen und zur
Schule gegangen. Kennen gelernt hat sich das Paar beim Tanz in Reuden, 6
km von Reetz entfernt in Anhalt- Zerbst. Da hat er seine Gisela das
erste mal mit dem Fahrrad nach Hause begleitet. „Wir sind mit dem Rad
dorthin gefahren“, erinnert sich Gisela Kühne. Vorher waren aber noch
einige Reparaturen nötig, denn das Vorderrad hatte ein Loch im Mantel
und Ersatzteile gab es nach dem Krieg nicht. Also wurde eine Schnur fest
um das Loch gewickelt, damit man fahren konnte. Bei Gisela Kühne hatte
es aber schon früher gefunkt. Da sie mit der Schwester ihres Mannes
gemeinsam zur Schule gegangen war, war sie auch öfter bei dessen
Familie zu Gast. Anfangs wohnte Alfred Kühnes Familie in Zipsdorf. Aber
nach dem Einmarsch der roten Armee konnte sich die Familie dort nicht
mehr halten. Das Haus war stark beschädigt, also wurde es dort Stein für
Stein abgetragen und in Reetz wieder aufgebaut. Zum Ausschachten des
Kellers mobilisierte Alfred Kühne all seine Jugendfreunde. Alfred Kühne
kennt den Einmarsch der Roten Armee aus Erzählungen seiner Eltern. Die
Frauen wurden nachts im angrenzenden Wald unter dichten Tannen versteckt
aus Angst vor Vergewaltigungen. Der Vater bewachte mit einer
Stalllaterne das Haus. Als die Soldaten des nachts kamen und nach den
Frauen fragten und keine vorfanden, wurde der Vater verprügelt.
Geheiratet wurde in der
Reetzer Kirche in einem weißen Brautkleid mit langer Schleppe. „Was
man selbst nicht hatte, wurde geborgt“, erinnert sich Gisela Kühne.
Sogar an den Hochzeitsspruch kann sich das Paar noch erinnern.
„Es sollen wohl Berge
weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von Dir
weichen, spricht der Herr, Dein Erbarmer.“
2 Jahre später wurde
Tochter Margitta geboren, 1963 Tochter Dorina. Das Ehepaar war ihr Leben
lang in der Landwirtschaft beschäftigt, erst auf dem Feld, später in
der neu erbauten Milchviehanlage in Reetz. „Meine Frau ist Trecker
gefahren wie verrückt“, erinnert sich Alfred. Er war Mitglied im der
Reetzer Karnevalsgesellschaft und dort anfangs zuständig für die
Beschallung und Mikrofone. Später tauschte er sozusagen 1 PS für 100
Watt ein, denn die Familie verkaufte ein Pferd und Alfred sich für
dessen Erlös einen Verstärker. Nicht gerade mit dem Einverständnis
seiner Angetrauten. Dieser wurde für Umzüge und ähnliches genutzt.
Doch das befriedigte ihn auch nicht wirklich, also wurden Tonbandgeräte
angeschafft und nun reiste Alfred Kühne mit seiner mobilen Disco übers
Land. Und das nicht immer zur Freude seiner Frau. Streit gab es selten
beim Ehepaar Kühne. Und wenn, ging es meist um die Arbeit oder wenn
Alfred mal wieder eine Disco angenommen hatte, die so gar nicht in die
Planung passte. Wie die an einem Hochzeitstag des Paares. Aber Gisela
ließ sich die Laune nicht vermiesen, beauftragte Tochter Margitta,
Gulasch zu kochen und lud ihre Freundinnen ein. Man feierte bis in die
Morgenstunden. Alle geleerten Flaschen wurden bewusst auf dem Tisch
stehen gelassen und von Alfred vorgefunden, als er von seiner Disco nach
Hause kam.
Auch an den Mauerbau
erinnert sich Gisela Kühne noch genau. 8 Tage vorher fuhr sie noch mit
einer Freundin nach Berlin, denn sie brauchte dringend warme
Winterstiefel – eine Woche später waren die Grenzen dicht.
Alfred Kühne hat
früher die 1. Hilfe Ausbildung für Kraftfahrer übernommen. Da
er im Krieg Sanitäter war, kam ihm dieses Wissen zu Gute. Beide
erinnern sich noch genau an ihre goldene Hochzeit. Da wollten sie sich
noch einmal in der Kirche trauen lassen. Die Töchter hatten für die
Fahrt eine Kutsche organisiert. Es war bitterkalt und die Tür zur
Kirche zugefroren, so dass die Gäste eine ganze Weile draußen bibbern
mussten. Inzwischen hat das Paar 2 Schwiegersöhne dazubekommen und 4
Enkelkinder. Gisela Kühnes größter Wunsch wäre ein Urenkelchen.
Als Rentner ist das Paar
viel gereist. Sie waren am Mittelmehr, In Frankreich, der Schweiz und an
vielen Orten in Deutschland. Besonders im Ausland war man mitunter
erstaunt, was da so alles aufgetischt wurde und Bestecke auf dem Tisch
lagen, mit denen man so gar nichts anzufangen wusste.
Alfred und Gisela Kühne könnten
noch viel erzählen. So kann man vielleicht sagen – Fortsetzung
folgt..... vielleicht in 5 Jahren .
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Das doppelte
Lottchen
Links Eileen, rechts
Franziska – oder doch umgekehrt? Die meisten können die
Zwillingsschwestern nicht auseinander halten. Aber vielleicht gerade
deshalb kennt sie jeder aus Reetz. Nicht zuletzt, weil die beiden seit
mehr als 4 Jahren die „Brawo“ im Ort verteilen. Damit verdienen sie
sich ein zusätzliches Taschengeld für ihre ganz persönlichen Wünsche.
Eileen und Franziska Volkmann besuchen zur Zeit die 11. Klasse des
Gymnasiums und hoffen auf ein erfolgreiches Abitur. Berufswünsche?
Eigentlich noch keine, bis jetzt wissen die beiden noch nicht genau, was
sie einmal werden wollen. Ob es wohl derselbe Berufswunsch sein wird? In
der Schule und auch in der Freizeit überwiegen jedenfalls gemeinsame
Interessen. Selbst den Lehrern ist aufgefallen, dass Eileen und
Franziska Volkmann wirklich ein Herz und eine Seele sind. Während
andere Zwillinge sich streiten, sind sich die beiden in der Regel einig,
besuchen dieselben Kurse in der Schule. In Reetz findet man sie auf fast
jeder Veranstaltung – meist helfen sie. Wie auf den Dorffesten und
auch jetzt bei den Veranstaltungen zum Deutschen Wandertag auf dem
Sensthof. Auch waren sie früher im Jugendclub aktiv, in dem nun eine
neue Generation heranwächst. Begeistert tanzen die beiden bei den
Reetzer Line-Dancern mit. Da hat sie Mama Doritt angesteckt, die auch
aktiv dabei ist. „Das macht wirklich voll Spaß“, meinen die beiden.
„ Als Eileen und Franziska noch Babies waren, war es schon Stress“,
erinnert sich Mama Doritt. „ Fing die eine an zu weinen, machte die
andere aus Solidarität gleich mit.“ Das ging soweit, dass Papa
Torsten mit einem Baby und Mama Doritt mit dem anderen in verschiedenen
Zimmern schliefen, damit sich die Mädchen nicht gegenseitig aufweckten.
Und dann war da ja auch noch Schwester Janine, die natürlich auch ihr
Recht verlangte. Eileen und Franziska Volkmann ähneln sich nicht nur
wie ein Ei dem anderen, auch in puncto Mode sind sie jetzt wieder auf
einer Wellenlänge. „Wenn wir shoppen gehen, kaufen wir fast immer
dieselben Modelle, nur in unterschiedlichen Farben“, erzählt Eileen.
Und wenn sie mal getrennt sind? Im vergangenen Jahr war Franziska mit
Klassenkameraden allein im Urlaub an der Ostsee. „Irgendwie hat was
gefehlt“, meint Eileen.
Herzlichen
Glückwunsch!
Sie ist die älteste
Einwohnerin von Reetz – und auch sonst gibt es sicher nur wenige, die
älter sind. Am kommenden Freitag wird Erna Friedrich 101 Jahre alt. Und
sicher kommen wieder viele Gäste zum Gratulieren – wie auch schon im
vergangenen Jahr. Tochter Helga ist bestimmt schon dabei, Vasen zu
suchen für die vielen Blumen – denn ohne Geschenk? Das geht nicht.
„Wenn Du mir nichts schenkst, dann kannst du wieder gehen“, meinte
Erna Friedrich im vergangenen Jahr wohl eher spaßhaft zu ihren
Besuchern. Einen Blick in die Zeitung wirft Erna Friedrich regelmäßig
– und gehört damit wohl zu den ältesten Leserinnen von MAZ, Brawo,
Wochenspiegel und Co. in der Region. Besonders interessiert sie natürlich
alles, was in Reetz passiert, aber auch, wer Geburtstag hat und wer
gestorben ist. Aus ihrem Jahrgang ist sie nämlich nur noch allein übrig.
Aber viele Nachkommen der früheren Freunde
kommen heute noch zu Besuch. Auch ein Zeichen, wie beliebt Erna
Friedrich war und ist.
Als
Kind erlebte sie den 1. Weltkrieg mit, von dem man aber in Reetz nicht
allzu viel mit bekam, außer dass Väter, Brüder und Ehemänner
eingezogen wurden. „Mein Vater war auch im Krieg“, erinnert sich die
Jubilarin. Deshalb mussten in den schweren Zeiten die Frauen und die
Kinder mit in der Landwirtschaft helfen. „Wir zogen mit einer Kiepe
los, um Futter für die Ziegen zu holen“, erzählt Erna Friedrich,
„die wurden dann gemolken und die Butter mit einer Zentrifuge selbst
gemacht.“ Die Familie hatte etwas Acker und Wiese, dazu viele Obstbäume.
Erna Friedrich erinnert sich genau, dass sie Birnen gepflückt hat und
dann eine Kiepe voll zu den Nachbarn brachte. „Eine Mark bekam ich für
die Kiepe“, lächelt sie. 1934 heiratete Erna Friedrich ihren Mann
Willi. Tochter Helga blieb das einzige Kind, aber inzwischen hat sich
die Familie vergrößert: 3 Enkel, 3 Urenkel und ein Ururenkel sind dazu
gekommen. Und alle kümmern sich rührend um die Seniorin. Enkeltochter
Elke kommt regelmäßig aus Velten, um ihre Mutter bei der Pflege zu
unterstützen, seit 12 Jahren ist Erna Friedrich auf Hilfe angewiesen.
„Und mit der Hilfe von Kindern und Freunden klappt das gut“, erzählt
Tochter Helga Harbrecht, die immerhin auch schon 78 Jahre alt ist.
„Obwohl Oma uns ganz schön auf Trab halten kann und durchaus
auf ihr Recht pocht“. Denn wer denkt, sie liegt nur noch so da, der
hat sich geirrt . Selbst aufstehen kann Erna Friedrich zwar nicht mehr,
aber 5 mal am Tag helfen ihr Tochter und Enkeltochter aus dem Bett,
damit sie am Tisch sitzen, lesen, sich unterhalten und essen kann.
Geistig ist die 101 jährige nämlich noch topfit, sie erinnert sich an
alles und weiß auch, wer wo wohnte und wer zu wem gehört. „Ich kann
nicht sterben“, sagt sie zu Tochter Helga oft, „du kochst so gut“.
Das ist wohl eines der schönsten Komplimente, die eine Mutter der
Tochter machen kann.
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Funny Mountain
Seit 1990 bietet Funny
Mountain Wanderreitern und Urlaubern ein gemütliches Obdach. Das ehemalige Gut,
eingebettet in die naturbelassene Landschaft des Hohen Flämings in Brandenburg,
wurde aufwendig zu einer Pension und Wanderreiter Herberge aus- und umgebaut.
Eigentlich wollten
Ines Perthel und Ehemann Michael nur in der Natur wohnen, als sie vor 12 Jahren
nach Mahlsdorf, einem Ortsteil von Reetz kamen. Sie waren von dem Anwesen, das
direkt am Waldrand liegt, sofort begeistert. Wälder, Wiesen dazu herrliche
Sandwege, egal in welche Richtung man auch möchte, die Natur ist unverbraucht,
traumhaft schön und scheint unbegrenzt zu sein, so hatten die beiden sich das
vorgestellt. An eine Pension oder ähnliches hatten die Pferdeliebhaber damals
noch nicht gedacht. Aber als Ines Perthel keinen Job fand, wurde aus der Not
eine Tugend gemacht und so entstand die Idee einer kleinen Pension. Und das
nicht nur für Wanderer sondern auch für Reiter samt ihrer Vierbeiner. Diesen
stehen riesige Weiden zu allen Jahreszeiten zur Verfügung, aber selbstverständlich
auch Boxen. Artgerechte Haltung steht bei Ines Perthel an oberster Stelle. Das
Haus wurde im Westernstil eingerichtet, im Saloon trifft man sich zum gemütlichen
Beisammensein oder auch zu Familienfeiern. Neben „normalen“ Zimmern können
die Gäste im Cowboysleeper, einem Schlafsaal direkt über dem Saloon oder auch
zünftig im Heu nächtigen. Auch für diejenigen, die ein Zelt mitbringen, ist
Platz genug. Die Pension kann als Start- und Zielpunkt für Wanderungen in die
schöne Umgebung genutzt werden. Viele Naturdenkmäler warten auf Besucher, wie
die alte Platanenallee am ehemaligen Schloss Mahlsdorf, über die früher die
Herrschaft auf den Schlosshof einfuhr, Jahrhunderte alte Eichen am Weg nach
Neuehütten und riesige Findlinge im Wald. Wer viel Zeit mitbringt und sich auf
die Lauer legt, wird einige seltene Tierarten sehen können. In alten Robinien
nicht weit vom Ort entfernt nisten seit langem Fledermäuse -
Waldkauz, Kranich, Schwarzstorch und viele Spechtarten sind im
Mahlsdorfer Waldgebiet heimisch, ebenso Hirschkäfer und Eidechsen. Es wurden
auch Fischotter- und Luchsspuren gesichtet. Ein Paradies für Naturfreunde. Zur
Brandenburger Landpartie im Juni hat auch Ines Perthel ihre Pension für
Besucher geöffnet und natürlich können auch die Pferde aus nächster Nähe
betrachtet werden. Wer allerdings noch eine Übernachtung für einen längeren
Wanderausflug sucht, sollte sich beeilen, denn von April bis Oktober ist die
Pension fast immer ausgebucht. Und auch wenn zum diesjährigen Deutschen
Wandertag die offiziellen Routen nicht direkt durch das Revier um Mahlsdorf führen,
ein Abstecher lohnt sich allemal. Ob noch ein Zimmer frei ist, erfährt man
unter: 0173 920 38 89 oder funny-mountain@t-online.de
und auf der Internetseite www.funny-mountain.de
Heino Harbrecht
Dass der Friedhof in
Reetz sauber und ordentlich aussieht, verdanken die Bürger dem unermüdlichen
Einsatz von Heino Harbrecht. Der 43 jährige Familienvater kümmert sich seit
mehr als 2 Jahren ehrenamtlich darum. Aus gesundheitlichen Gründen kann er
seinen erlernten Beruf als Maurer nicht mehr ausüben. „Ich wollte nicht nur
zu Hause rumsitzen und obendrein auch etwas für meinen Heimatort tun“, erzählt
er. Im Frühjahr gibt es besonders viel Arbeit. Da sind die Wege zu harken, die
Abfälle zu kompostieren, die Hecken zu schneiden. Gleichzeitig ist Heino
Harbrecht für die Sauberhaltung der Trauerhalle verantwortlich. Dafür erhält
er von der Gemeinde eine Aufwandsentschädigung. Da im Moment die von der
Glaserei Gauruhn restaurierten Fenster neu eingesetzt werden, ist fast täglich
eine Säuberung der Trauerhalle notwendig. Außerdem muss der Abraum der Gräber
getrennt und teilweise kompostiert werden. Da ärgert sich Heino Harbrecht immer
wieder, wenn Gestecke samt Styropor auf dem Komposthaufen landen, denn
eigentlich sollte alles getrennt werden. Viele eigene Ideen hat er für den
Friedhof. Im Moment gibt es in Reetz eine anonyme Begräbnisstätte – eine grüne
Wiese. Heino Harbrecht hat die Idee, einen Begräbnisplatz nach amerikanischen
Vorbild – mit eingelassenen Platten – einzurichten. Einen Platz dafür hat
er auch schon gefunden. Ob es wirklich dazu kommt, weiß er jedoch noch nicht.
Auch den Container am Eingang möchte er gern versetzen, ebenso die Behälter für
Altglas. Das würde neue Parkplätze schaffen. Im Container landen eben nicht
nur Abfälle vom Friedhof, sondern auch jeglicher Müll, den Unbekannte von der
Straße her einwerfen. Ebenso hat er verschiedene Gedanken zur besseren
Gestaltung im Kopf.
Da das Osterfeuer vor
der Tür steht, wird das Tannengrün der Gestecke dort mit verbrannt. Da steckt
Heino Harbrecht mitten in den Vorbereitungen, denn er regelt auch den Empfang
von Baumschnitt der Bürger an Ort und Stelle. Und nur dieser wird auch
angenommen, Sperrmüll bzw. alte Türen und Fenster gehören nicht dazu. Geplant
ist die Annahme am Karfreitag von 9-12 und 12:30-18 Uhr, sowie am Ostersamstag
von 9-12 Uhr. Da der Platz im Nachhinein wieder bereinigt werden muss, wird eine
geringe Gebühr erhoben. Für einen Handwagen zahlt man 1 €, für einen Autohänger
3 € und für einen Treckerhänger 5 € - einmalig, auch wenn der Bürger
zweimal mit Autohänger oder Handwagen kommt.
Rentner haben niemals Zeit
Die Reetzer Rentner können
nicht nur feiern. Auch aus dem Dorfleben sind sie nicht wegzudenken. So manche
Veranstaltung würde ohne sie den Bach herunter gehen. Wo sie gebraucht werden,
sind sie da. 21 Bleche Kuchen haben sie zum 10. Reetzer Dorffest gebacken und
mit 10 fleißigen Helfern verkauft. Der Erlös dient der Finanzierung des
Dorffestes. Auch zur 850 Jahrfeier 2011 standen wieder viele Seniorinnen am
Backofen. Und dieses Mal musste sogar eine zweite Schicht eingelegt werden, denn
bereits am Tage des Festumzuges war alles Gebackene ratzekahl alle.
Seit dem Tod von Ulla
Friedrich, die sich jahrelang um die Organisation der Veranstaltungen kümmerte,
hat nun Ingrid Wolf den Hut auf. „Rentner haben niemals Zeit“, wenn dieser
Ausspruch auch oftmals belächelt wird, bei Ingrid Wolf
trifft er voll und ganz zu. Die 73 jährige kümmert sich nun seit vielen
Jahren um die Belange der Rentner im Ort. „Das kostet viel Zeit und Kraft,
macht aber auch riesen Spaß“, erzählt sie in unserem Gespräch. Große
Unterstützung bekommt sie dabei von Ehemann Günter. Er spielt oft den Fahrer für
die Ausrüstung der Veranstaltungen, achtet auf Sonderangebote bei Getränken
und schafft diese herbei.
In den Jahren haben
die Reetzer Rentner schon viele Fahrten unternommen – eigentlich war die
lustige Truppe schon fast überall. So informiert sich Ingrid Wolf bei Fernseh-
und Reisesendungen über neue Zielorte für ihre Fahrten. Es ist langsam schwer,
noch etwas Neues zu finden, denn es soll auch immer eine schöne Veranstaltung
dabei sein. So besuchte man im vergangenen Jahr eine Volksmusikveranstaltung mit
den Künstlern „Kathrin und Peter“ in der Oberlausitz. Für diese war ein
kleines „Dankeschön“ im Gepäck. Dazu hatte eine „Handarbeitsfee“
weihnachtlich gehäkelt, unter anderem kleine rosa Nikolaussöckchen. Während Künstlerin
Kathrin sich riesig über das Geschenk freute, runzelte ihr Partner Peter die
Stirn mit den Worten:“ Kathrin, hast Du mir was verschwiegen?“
Hat Ingrid Wolf ein
passendes Angebot gefunden, informiert sie ihre Mitstreiter. Wer mitfahren will,
trägt sich in eine Liste ein. Auch das Einsammeln der Fahrtkosten besorgt sie
selbst. Da meist um die 50 Teilnehmer für eine Fahrt angemeldet sind, läuft
die Klingel bei Ingrid Wolf zu Hause in den Wochen davor natürlich heiß und
Ehemann Günter rollt dann mitunter schon mit den Augen. In Vorbereitung der
Veranstaltungen berät sie sich mit Erika Lehmann und informiert diese über die
Einzelheiten. „Es kann ja sein, dass ich mal ausfalle, dann muss jemand
Bescheid wissen“, so die rüstige Rentnerin. Gemeinsam mit ihren Mann macht
sie aber auch private Fahrten, bei denen sie en genießt, sich mal nicht um
alles kümmern zu müssen.
Der Ordner mit den
verschiedenen Ausflügen ist in den vergangenen 20
Jahren beachtlich angewachsen. Oft ist die Reetzer Truppe „Vorreiter“
für Fahrten, des Busunternehmens „Glaser“ aus Klepzig. Da wird im
Nachhinein Bericht erstattet und viele „Probefahrten“ wurden im Anschluss in
den Katalog des Unternehmens aufgenommen. Sicher auch als Dankeschön erhalten
die Rentner jährlich zu Weihnachten 12 große Flaschen Sekt, mit denen sie den
traditionellen Neujahrsempfang im Januar ausgestalten. Monatlich mindestens
einmal trifft sich die Gruppe. Für dieses Jahr sind das Schlachtfest in Trebitz,
dieses besucht man auch schon seit mehreren Jahren,
Einkaufsfahrten nach Polen, eine Fahrt zur Tulpenblüte nach Holland und
zum Spargelessen in den Spreewald geplant. Und das sind nur die Veranstaltungen,
die bisher feststehen. Dazu kommen Feste im Ort und eine Überraschungsfahrt im
Juni. Das Ziel ist natürlich noch geheim, nur Ehemann Günter kennt es.
„Nein,
wir sind kein Verein, sondern nur ein lockerer Zusammenschluss“, erklärten
sie und Erika Lehmann bei einem Gespräch auf dem Reetzer Dorffest. Angefangen
hat alles, als 1992 die ersten in den Vorruhestand gegangen sind. Anfangs waren
es nur interessante Vorträge, zu denen man sich traf. Wir könnten ja auch mal
irgendwo hinfahren – hieß es dann. So entwickelte sich eine
unternehmungslustige Truppe, die gemeinsame Fahrten und Wanderungen unternehmen.
Dazu nutzen sie die Angebote des Busunternehmens „Glaser“ aus Klepzig. Und
der Bus ist immer voll besetzt, wenn eine Fahrt geplant ist. Zu Tagesfahrten
melden sich bis zu 50, zu Mehrtagesfahrten etwa 35 Teilnehmer an. An den
Kaffeenachmittagen sind oft 60 und mehr Personen anwesend. Um dem Gerangel um
die Plätze in den Bussen Abhilfe zu schaffen, hatten die Rentner eine gang
einfache Idee, bei der Anmeldung werden Platzlose vergeben, so dass man keinen
Einfluss aus den Sitzplatz im Bus hat. „Seit dem läuft das alles in aller
Ruhe ab“, sagte Ingrid Wolf.
Poesie im Fläming
Neben Christa Krüger und Evelin
Beckmann gibt es noch eine dritte Poetin in unserer Region: Marion Gante aus
Reetz. Im Jahresband „Ausgewählte Gedichte aus der Frankfurter Bibliothek“
2008/2009 ist sie mit ihrem Gedicht „Wär ich ...“ vertreten. Das Talent,
sich in Reim und Vers auszudrücken, hat sie von ihrem Vater Hans Senst geerbt.
Dieser spielte früher in der Reetzer Theatergruppe, in der auch die Stücke
teilweise selbst geschrieben wurden. „Das hat wohl abgefärbt“ schmunzelt
Marion Gante. Auch hat sie als Kind viel gelesen – auch mit der Taschenlampe
im Bett und fand Deutsch als Unterrichtsfach einfach nur gut. Die ersten
literarischen Versuche unternahm sie in der 8. Klasse, als sie die ersten
Gedichte schrieb und eine Klassenzeitung heraus brachte. Seitdem ließ sie die
Poesie nicht mehr los. Marion Gante muss nie lange überlegen, egal, ob bei
Veranstaltungen oder Feierlichkeiten, ihre Grüße überbringt sie stets
gereimt. „Es sprudelt dann einfach so heraus“, meint sie. Inzwischen hat sie
einiges zu Papier gebracht, so an die 300 Gedichte werden es wohl sein, schätzt
sie. Nicht eingerechnet sind die vielen Grußworte und Glückwünsche in
gereimter Form. Ihr Traum ist es, vor allem die Gedichte einmal in einem kleinen
Band zu veröffentlichen. Aber die Suche nach einem geeigneten Verlag ist
ziemlich schwierig. „Aber man soll ja seinen Traum leben – und irgendwann
klappt es bestimmt“ ist Marion Gante zuversichtlich für die Zukunft.
Zabel - Racing ist 10-facher
Weltmeister!
Nach 4060 Kilometern
und einer dreiwöchigen Tour stand es fest: Zabel ist Weltmeister! Gemeint ist
natürlich nicht Motorenhersteller Friedhelm Zabel in Person, sondern die mit
Motoren aus seiner Werkstatt ausgerüsteten Fahrer Daniel Willemsen und Sven
Verbrugge aus den Niederlanden im Sidecar Motocross.
61 Teams fuhren in diesem Jahr in die Punkte – 29 davon mit Zabel –
Motoren. Die ersten 5 Plätze sind in Zabel – Hand. Nicht umsonst heißt der
Leitspruch: „Zabel – wo wir sind, ist vorn.“ Begonnen hat die
Erfolgsgeschichte in der Saison 1998/1999, als die erste Weltmeisterschaft
eingefahren wurde. Nach einer kleinen Pause ging es ab 2003 Schlag auf Schlag.
Lediglich 2009 verpasste man das Podium und wurde Vierter. Somit feiert die
Firma in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum – den 10. Weltmeistertitel, der
zum Saisonende beim Rennen in Sibirien am 21. August feststand.
Und nicht nur das, auch in Europa räumten Zabel-Motoren alles ab, was es
zu gewinnen gab. „Wir haben in diesem Jahr alles erreicht“, so Friedhelm
Zabel dennoch bescheiden. Gemeinsam mit Ehefrau Brigitte tourt er wochenlang zu
allen Rennen, leistet den Service für seine Teams, damit nach den
Samstagsrennen am Sonntag alles wieder richtig funktioniert.
Die dreiwöchige Tour
war für die beiden nicht nur wegen des WM Titels ein besonderes Erlebnis. Nach
Lettland und Estland ging es weiter nach Kamens Uralsky in Sibirien. An der
Grenze von Europa zu Asien markiert ein Obelisk und eine Linie den Übergang.
„Wir standen also mit einem Bein in Europa, mit dem anderen in Asien“, so
das Ehepaar. Das Rennen dort war ein sogenannter Stadtkurs, abgeschirmt von viel
Sicherheit. Aber die Motorsportbegeisterung war zu spüren, schon bei der
Vorstellung der Fahrer waren 40.000 Gäste anwesend. Der Kurs ging direkt an der
Kathedrale im Zentrum vorbei, an der Brautpaare ihren Segen empfangen. Obwohl
Friedhelm und Brigitte Zabel erst ein bisschen Bammel hatten vor der Fahrt ins
tiefste Russland – genug Gerüchte wegen Diebstahl und Polizeischikanen machen
schließlich die Runde, waren sie im Nachhinein hellauf begeistert. Keines der
Gerüchte hatte sich bewahrheitet. „Es war eine Veranstaltung wie im Märchen“,
so Brigitte Zabel, „wir kamen uns vor wie bei der Formel 1.“
Friedhelm Zabel ist früher
selbst Rennen gefahren. Oftmals wurde er bei Rennen im In- und Ausland nach
Ersatzteilen gefragt. So ist das Geschäft entstanden. Auch Ehefrau Brigitte
lernte das Motorengeschäft von der Pike auf – und war als Schrauber genauso
gut wie ihre männlichen Kollegen. Eine Allergie zwang sie zur Aufgabe,
daraufhin schmiss sie den gesamten Vertrieb an Teilen und Bekleidung. 800 Kunden
hat die Firma weltweit, Europa wird fast komplett beliefert, dazu Amerika.
Friedhelm Zabel
entwickelt seine Motoren ständig weiter. „Die besten Ideen hat er beim Essen
oder in der Badewanne“, schmunzelt Ehefrau Brigitte. Dann steht er auf und ist
plötzlich weg. Wenn sie ihn sucht murmelt er meist nur: „Mir ist da grad was
eingefallen.“
Tradition hat auf
jedem letzten Rennen der „andere“ Friedhelm Zabel. Jährlich wechselt nämlich
seine Haarfarbe. Aber nach etwa 45 Jahren „Dienstzeit“ bei schätzungsweise
120.000 gefahrenen Kilometern pro Jahr( das ist hochgerechnet etwa 120 mal um
den Globus) darf man schon ein bisschen ausgeflippt sein.
Hier
gibt es einige Fotos zu sehen!
Die
Erfinder aus Reetz
Innovationspreis
2010 des Landrates ging an zwei Techniker aus Reetz
Artikel
im Blickpunkt am 14.07.2011
Gerhard Jakob, Anton Stucki und Fred Lüdecke (v.l.)
präsentieren „ihren“ Sonnenkollektor.
Foto:
red Blickpunkt
Reetz.
Es ist vielerorts nicht mehr zu übersehen, wir befinden uns im
Solarzeitalter. Das hat auch das Erfinderteam aus Reetz erkannt und bekam
diesbezüglich für eine neue Idee 2010 sogar den Innovationspreis von Landrat
Blasig, Potsdam-Mittelmark, überreicht.
Der Ideengeber und Erfinder, Fred Lüdecke sprüht vor Energie, wenn er über
sein Produkt – den Sonnenkollektor - spricht, der aus einer besonderen
Kombination von Kunststoffen hergestellt werden kann. Diese neue Erfindung wird
nicht nur dem Umweltschutz gerecht, sondern kann auch noch eine positive
Energiebilanz aufweisen und ist zudem auch noch in seiner Herstellung sehr
kostengünstig. Da sich der Erfinder Lüdecke gern mit den Worten von Albert
Einstein identifiziert, der einmal sagte, „Phantasie ist wichtiger als Wissen,
denn Wissen ist begrenzt“, verwundert es nicht, dass er bereits 2008 auf seine
Kollektoridee kam, der auch noch aus immer wieder nachwachsenden Rohstoffen wie
Holz, Getreide und Hanf hergestellt werden kann. Auf Gas und Öl kann bei dieser
umweltschonenden Variante weitgehend verzichtet werden. Es handelt sich in jedem
Falle um Kohlenwasserstoffverbindungen, die als einfache Technologie in vielen Ländern
aus Pflanzen hergestellt werden können. Das Besondere an diesem Kollektor ist
das Weglassen von herkömmlichen Materialien, wie Solarglas, Kupfer und
Aluminium als Absorberflächen. Die individuelle Technologie der Herstellung
erlaubt verschiedene geometrische Kollektorformen, die eine Anbringung an sonst
ungenutzten Gebäudeflächen ermöglicht, wie zum Beispiel dem Dachgiebel.
„Die flexible Anwendbarkeit und die Möglichkeiten sind noch gar nicht
absehbar“, so das Erfinderteam Fred Lüdecke und Gerhard Jakob, beide im
Elektrofach zu Hause und selbständige Unternehmer. Es geht vor allem um das
Ziel, die Sonnenenergie so effektiv wie möglich zu nutzen. Eine sinnvolle
Unterstützung für Heizungen und Warmwasseranlagen, gerade im Winter, gilt es
zu erreichen. In der Firma Mundus GmbH, welche sich mit alternativen Umwelttechnologien beschäftigt, fanden Fred Lüdecke
und Gerhard Jakob ein Unternehmen,
welches
ihrer Idee Raum gibt und deren Realisierung auf den Weg hilft. Anton Stucki, der
Geschäftsführer von Mundus fügt hinzu: „Wir wollen für die Entwicklung von
Ideen zusammen mit den Erfindern eine Plattform bieten, damit sich die Ideen
realisieren
und
vermarkten lassen“.
Fred
Lüdecke und Gerhard Jakob arbeiten gleichberechtigt und kooperativ im Team mit
der Mundus GmbH zusammen. Wobei die Firma nicht nur Geldgeber ist, sondern
diesen und anderen Erfindern auch noch mit Rat und Tat zur Seite steht. „Bei
dieser Erfindung geht es um die Ergänzung zum Energiemix und um den optimalen
und effizienten Einsatz besonders im Winter, da in der kalten Jahreszeit übliche
Kollektoren praktisch keine nutzbare Wärme mehr produzieren.“, sagt Anton
Stucki. Fred Lüdecke, der von 1973 bis 1990 im Draht- und Seilwerk Wiesenburg
gearbeitet hat, möchte nicht, dass „die Sache“ im Sande verläuft, sondern,
dass die Entwicklung der Innovation fortschreitet. Es geht um einen Qualitätssprung,
den Stucki so zusammenfasst: „Die Neuheit besteht vor allem in der Kombination
der richtigen Materialien und dem richtigen Verfahren, d. h. in diesem Falle,
dass der Betrieb der Anlage weitgehend drucklos im Tauscherkreislauf erfolgt und
der Absorber im Kreislauf gezielt ein- und abgelassen werden kann. Das gab es
bisher noch nicht so. Deshalb hat auch das Entwicklerteam diese Innovation zum
Patent angemeldet. „Man muss den Mut zum
Querdenken
haben“ fügt Fred Lüdecke hinzu und Gerhard Jakob bekräftigt seinen
Standpunkt
mit
den Worten: „Man muss nur ein innovatives Ziel haben und darf dieses nicht aus
den Augen verlieren...“. Für die Verwirklichung sind Partner willkommen, die
finanziell oder mit Know-how die Entwicklung voranbringen können. Mit der
„Solarthermie“ wird sich inzwischen schon weltweit beschäftigt, es ist ein
globales Problem und so reiste Fred Lüdecke in seiner Eigenschaft als
„Erfinder“ bereits auch schon zu Vorträgen durch das Land, um seine Idee
der Wärmegewinnung mit dem neuen Kollektorprinzip in Verbindung mit den
richtigen Materialien vorzustellen. „Die Konkurrenz schläft nicht“, sagte
jemand zu ihm, die Erfinder in Reetz ganz gewiss auch nicht und so sind sie auf
dem richtigen Weg. Wichtig dabei ist, die Effizienz sowie die ökologisch
sinnvolle und kostengünstige Umwandlung von Sonnenenergie in Wärme, denn der nächste
Winter kommt bestimmt.
Aufbau einer Versuchsanlage - Foto:
A. Stucki
Erika Lehmann
Dass sich Erika
Lehmann sehr für ihren Heimatort Reetz interessiert, ist bekannt. Ein nicht
Erscheinen bei öffentlichen Sitzungen rief Verwunderung hervor, der ehemalige Bürgermeister
Burkhard Schmidt sagte oft: „Jetzt biste da, nun können wir anfangen“.
Vielleicht weniger bekannt ist, dass die 72 jährige seit Jahren alles sammelt,
was mit Reetz und Umgebung zu tun hat. Inzwischen haben sich dadurch mehrere
Ordner angesammelt. Begonnen hat es eigentlich mit dem Tod ihrer Mutter, als
Erika Lehmann beim Ausräumen Zeitungsausschnitte und Hefte aus vergangenen
Zeiten fand. So packte sie die Sammelleidenschaft, anfangs damit, was Familie
und Persönliches betraf, weiter mit fast allen in der Presse erschienenen
Artikeln über Reetz, teilweise auch Wiesenburg und Belzig. Dadurch ist eine
richtige Chronik entstanden. Vereine, in denen Erika Lehmann selbst Mitglied
war, bekamen einen extra Ordner. So die Sportgemeinschaft Reetz, in der Erika
Lehmann seit ihrer frühsten Jugend Mitglied war, viele Jahre im Vorstand und in
der ersten Turnerriege, dem Kegelverein und der Reetzer Karnevalsgesellschaft.
Stolz zeigt sie die Sammlung des Heftes „Der Heimatfreund“ aus den fünfziger
Jahren – ein Heft kostete damals 30 Pfennig. Auch die Fahrten, die sie jetzt
mit den Rentnern unternimmt, erhalten alle einen ausführlichen Bericht mit
Programm und Fotos. „und so wundert man sich, dass der Schrank immer voller
wird“, schmunzelt sie.
Die gelernte Industriekauffrau, seit 51 Jahren
verheiratet und Mutter dreier Kinder verbringt viele Sonntage mit dem sortieren
und Aufkleben von neuem Material. „Leider fehlt mir ein Artikel über die
Reetzer Geschichte, der in der MAZ einmal von Frank Hesse veröffentlicht
wurde“ erzählt sie. „Wer den noch zufällig hat, der kann sich gern
melden.“
Uta Lehmann
Erinnerungen
an ihre Arbeit in der Reetzer Bibliothek gaben für Uta Lehmann den Ausschlag,
zum 850-jährigen Jubiläum ihres
Heimatortes Reetz für den Umzug einen „Bibliothekswagen“ zu gestalten.
Die 42-jährige Gymnasiallehrerin
für Englisch und Russisch, die derzeit
überwiegend als hinzugezogene Lehrkraft im Landesinstitut für Schule
und Medien Berlin-Brandenburg tätig ist sowie
im Oberstufenzentrum Teltow Englisch
für Berufsschüler unterrichtet, war in
ihrer Schulzeit Mitglied der Arbeitsgemeinschaft „Junge
Bibliothekare“. Zweimal in der Woche unterstützte sie mit anderen Joachim
Großkopf, der ein umfangreiches Wissen über Bücher besaß. „Wir bekamen
je Stunde, die wir in der Bibliothek arbeiteten, 1 Mark“, erinnert sie sich.
Zu Beginn mussten sämtliche Zeitschriften aus den Schränken geholt und
ausgelegt werden – abends musste alles wieder zurück in die Schränke, da
der Raum auch als Versammlungsraum genutzt wurde. Es konnten Bücher bestellt
werden, auch an die Einteilung und Sortierung kann sich Uta Lehmann noch
erinnern. Besonders in Erinnerung blieb das Prozedere des Heizens im Winter.
„Im Raum stand ein alter Ofen und Joachim Großkopf musste immer über die
Straße zum alten Wiegehäuschen. Gegenüber, wo sich auch die alte
Bushaltestelle befand, gab es einen Verschlag, von den Bürgern „Finke“
genannt, aus dem er die Kohlen holen musste“, erinnert sie sich. Mit Hilfe
ihres Vaters ist Uta Lehmann jetzt dabei, einen alten Heuwagen herzurichten.
Material hat sie genügend, da Mutter Erika alle alten Schulbücher und
verschiedene Zeitschriften wie „Elternhaus und Schule“ und die „Pramo“
aufgehoben hat. „Schön wäre es, wenn ich noch einige alte Karteikarten der
Bücherei hätte“, meint sie, „Aber die sind wohl alle bei der Auflösung
verschütt gegangen.“ Von ihrer Mutter hat Uta Lehmann wohl auch das
Interesse für ihren Heimatort geerbt. Als Tochter Tanja (jetzt schon ein
Schulkind) noch in der Kita war,
gestaltete sie den „Kitaboten“, ein Informationsblatt für Eltern und
Kinder. Sie ist Mitglied des Feuerwehrvereins Reetz e.V., derzeit Schriftführerin
und gestaltet die Website des Vereins www.feuerwehr-reetz.de.
Henry Gafert
Bekannt ist er wie ein bunter Hund –
und auch Henry Gafert kennt jeden Zweiten. Der 50 jährige ist alt eingesessener
Reetzer und seit seiner Kindheit mit der Landwirtschaft verwurzelt. Wenn man ihn
um Hilfe bittet, ist er da. Für den geplanten Umzug zur 850 Jahrfeier in Reetz
hat er sich spontan bereit erklärt, einen Wagen zum Thema „Geflügel“
herzurichten. Dieser war bereits im vergangenen Jahr beim Umzug des Geflügelzüchtervereins
in Medewitz am Start. So braucht nur wenig geändert werden. Auf einem Polster
aus Stroh werden dann Hühner und Tauben in Käfigen eine Dorfrundfahrt machen.
Die Tiere sind Eigentum von Henry Gafert. Im Laufe der letzten 10 Jahre fand man
eine Vielzahl an vierbeinigen Bewohnern auf seinem Grundstück. Vor allem
war es gar nicht so einfach, eine Frau zu finden, die sich mit diesem Hobby
anfreunden konnte. Aber diese hat er nun endlich gefunden. Kurz nachdem
Lebensgefährtin Silvia Ganzert mit ihren Töchtern vor 10 Jahren die Patchwork
– Familie komplett machte, bekam das Paar 2 Wollschweine geschenkt und zog
dann selbst einige Ferkel auf. Dazu gesellten sich Hühner und Enten. Zu einem
Geburtstag bekam er einen kleinen Ziegenbock geschenkt. „Den hab ich noch mit
der Flasche groß gezogen“, schmunzelte Silvia Ganzert. Nur bei der Absicht,
auch noch Kaninchen anzuschaffen, ging sie auf die Barrikaden. Immerhin heißt
Tierhaltung auch, auf Feiertage und Urlaub zu verzichten. Aber die Kinder des
Paares waren immer eine große Unterstützung. Tochter Bianca, die inzwischen
arbeitsbedingt in Brandenburg lebt, vermisst das Leben auf dem Hof und würde
lieber wieder Schweine ausmisten. Inzwischen fliegen aber auch einige Tauben auf
dem Gehöft herum, die eigentlich zum Schlachten bestimmt waren. „Das hat
Henry aber nicht fertig gekriegt, also fliegen sie heute noch“ lacht seine
Partnerin. Aber nicht nur die Tiere faszinieren Henry Gafert, sondern auch
Landmaschinen. Besonders Traktoren haben es ihm angetan. Es gab Zeiten, da
nannte er 10 Traktoren sein Eigen, mit einigen davon war er auch auf dem
Medewitzer Treckertreffen vertreten. Wenn man Tiere hat, gibt es auch immer
wieder lustige Begebenheiten. Vor vielen Jahren pflügte Henry Gafert mit seinem
Vater den Garten eines Bekannten um. Nach getaner Arbeit wollte man gemeinsam
ein Feierabendbier genießen und das Pferd solange auf dem unbebauten
Nachbargrundstück grasen lassen. Es wurde also das Tor geöffnet und versucht,
das Pferd hinein zu bringen. Ob diesem das Gras nicht gefiel – wer weiß, denn
es machte ruck zuck kehrt, entwischte 3 gestandenen Männern durch das offene
Tor, rannte die Straße hinunter über die Reetzer Kreuzung und blieb zu Hause
vor dem Tor stehen. Schweißgebadet kamen die Männer endlich auch dort an, und
vor allem erleichtert, dass just in dem Moment kein Auto kam. „Da hätte sonst
was passieren können“ . Derzeit hat Henry Gafert 2 eigene Pferde, die Stuten
Jette und Jasmin. Das auch Pferde mitunter Geselligkeit lieben, bewies Jasmin
bei einer Veranstaltung der Reetzer Feuerwehr. Aus diesem Anlass fuhr ein
Kremser durch Reetz, direkt am Garten vorbei, wo die beiden Pferde standen.
Anscheinend fand Jasmin den Kremser, oder wohl eher das Zugpferd, so
interessant, dass sie mit einem Satz über den Zaun sprang. Der Kremser war
inzwischen nicht mehr zu sehen, dafür aber eine Menschenansammlung vor dem
neuen Feuerwehrhaus in Reetz. So mischte sich Jasmin unters Volk und der
damalige Feuerwehrchef Karl-Heinz Krumm staunte nicht schlecht, als ihm plötzlich
während seiner Ansprache ein Pferd über die Schulter sah. Pferde stehen eben
nicht nur auf dem Flur. Die Leidenschaft für Pferde teilt auch
Partnerin Silvia Ganzert. Bei den „Titanen der Rennbahn“ in Brück
sind die beiden Stammgast. Zum 50. Geburtstag im vergangenen Jahr bekam Henry
Gafert von seinen Kindern deshalb eine besondere Überraschung –
Eintrittskarten für die Show „Apassionata“!
Ortwin Renner
Irgend etwas müssen
wir machen, sagte Ortwin Renner vor etwa 5 Jahren eines Tages zu seiner Frau.
Dem jetzt 51 jährigen fehlte irgendwie Bewegung und Ausgleich. In Reetz
aufgewachsen kannte der gelernte Zerspanungsfacharbeiter und Vater zweier
erwachsener Kinder die Umgebung. 1999 zog die Familie in das Elternhaus von
Ortwin Renner zurück, welches inzwischen einen Anbau für die Familie bekommen
hatte. Er selbst arbeitet heute bei einem Abfallunternehmen in Berlin, pendelt
also jeden Tag mit dem Zug zwischen Wohn- und Arbeitsort.
Das Ehepaar entschied
sich für Nordic Walking und besorgte sich Knall aus Fall die notwendige Ausrüstung.
Zwei Jahre lang liefen sie gemeinsam von Ort zu Ort. Die Touren wurden mit der
Zeit immer länger und natürlich auch schneller. Den Lauf von Reetz über
Medewitz, Wiesenburg, Neuehütten und zurück über Mahlsdorf nach Reetz
schaffte das Paar in knapp 3 Stunden. „Am besten eignen sich Waldwege“, so
Ortwin Renner. „Das Tempo kommt mit der Übung, außerdem kann man den Körper
mit den Stöcken zusätzlich in Schwung bringen“. Krankheitsbedingt musste
Ortwin Renner ein Jahr pausieren. Jetzt will er wieder durchstarten und diese
Art der körperlichen Bewegung auch anderen nahe bringen. Deshalb beschloss er,
Touren für Interessenten im Raum Wiesenburg an den Wochenenden anzubieten. Sie
sollen für Anfänger und Fortgeschrittene geeignet sein. Ausgangsort und Ziel
ist jeweils der Bahnhof Wiesenburg, Startzeit etwa 12:15 Uhr, um auswärtigen
Interessenten die Gelegenheit zu bieten, mit dem Zug anzureisen. Die Routen
selber können individuell je nach Interessen festgelegt werden. Die Tour dauert
etwa 2 Stunden. „Die Ausrüstung muss im Moment noch jeder selbst
mitbringen“, so Ortwin Renner, „aber vielleicht wird ja ein kleines
Unternehmen daraus“. Dann kann er sich vorstellen, auch die Ausrüstung bereit
zu stellen. Interessenten sollten sich bis spätestens Freitag Abend 21:00 Uhr
unter der E-Mail: nordic.wolking.flaeming.flitzer2005@web.de
melden. Nähere Informationen gibt es auch auf der Reetzer Internetseite www.reetz-flaeming.de
Fredi Lüdecke
WETTBEWERB:
Fläming ganz pfiffig
MAZ vom 28.09.2010
Alle vier Agenda-21-Preisträger
dieses Jahres kommen vom Lande
REETZ
- Bei der Betrachtung der transparenten Abdeckung seines Wintergartens
war ihm der Einfall gekommen: Kunststoffkammerplatten könnten zur
Warmwasseraufbereitung genutzt werden. Unverzüglich hat Fredi Lüdecke aus
Reetz einen Gartenschlauch angeschlossen. Tatsächlich war das Nass schon nach
dem ersten Durchlauf durch die von der Sonne bestrahlten Hohlräume der
Dachelemente gar nicht mehr so kühl.
Foto: Dirk Fröhlich
„Ich habe dann
experimentiert und die Sache verfeinert“, berichtet der 58-Jährige. Einst in
der Drahtzieherei Wiesenburg beschäftigt war er schon dort ein Tüftler. Die
von ihm entwickelte automatische Abschaltung von Mittelzug-Maschinen habe sich
seinerzeit bis Helmstedt und Wladiwostok durchgesetzt, erzählt er. Nach wie vor
ist der Elektriker umtriebig dabei, wenn es gilt, den Alltag pfiffig zu
meistern.
Immerhin ist seine
Initiative dem Kreis Potsdam-Mittelmark eine Prämie wert. 250 Euro erhält der
Hobby-Forscher als einer von zwei dritten Preisträgern des diesjährigen
Agenda-21-Wettbewerbes, der sich neuerdings vor allem auf effektive
Energienutzung fokussiert. Womöglich hilft es dem Fortschritt allgemein und der
Idee speziell.
Der Prototyp der
Warmwasseraufbereitung – die Gebrauchsmusterurkunde wurde bereits erteilt –
ist jedenfalls als Patent angemeldet. „Ich weiß, wie es funktioniert.
Allerdings kann ich das System mit meinen Mitteln nicht zur Serienreife
bringen“, sagt Fredi Lüdecke. Wenn jemand die Lizenz erwirbt, könnte sich
der Preis für einen Quadratmeter Kollektorfläche wesentlich verbilligen. 100
Euro ließen sich kalkulieren, meint er.
Bis zum Darmstädter
Forschungszentrum des Bayer-Konzerns war der Erfinder aus dem Fläming bereits.
Dort sei man durchaus beeindruckt gewesen, berichtet Fredi Lüdecke. Vorerst
kooperiert er mit der ortsansässigen Mundus-GmbH, die sich auf Bodengewässersanierung
spezialisiert hat. Sie ist jedoch nicht minder offen für besondere
Innovationen, wie Andreas Stucki berichtet. „Die Entwicklung von Fredi Lüdecke
hat mich fasziniert“, sagt der Geschäftsführer. Gerade erst hat sein
Unternehmen für Aufsehen gesorgt, weil es mit der Klassik-Beschallung der
Bakterien in den Becken des Treuenbrietzener Klärwerkes angeblich für einen
optimierten Reinigungsprozess sorgt (die MAZ berichtete).
Der Hohe Fläming
scheint ohnehin einige Impulse zu geben. Jedenfalls werden bei der aktuellen
Auflage des Agenda-21-Wettbewerbes weiterhin folgende Personen ausgezeichnet:
Otto Schmücker aus Ziesar für die Wasserkraftanlage an der Eulenmühle (800
Euro), Familie Gerlach aus Borkwalde für das ganzheitliche Lebens- und
Energiekonzept in ihrem Haus (500 Euro) und Andreas Schiller für das
Plusenergiehaus in der Rosa-Luxemburg-Straße Bad Belzig (250 Euro). (Von
Andreas Koska und René Gaffron)
Foto: Dorothea
Scholz-Janicke
30 gewürdigte
Projekte seit 1999
Der Agenda-21-Wettbewerb wird seit 1999 vom Kreis Potsdam-Mittelmark ausgelobt.
Erster Gewinner war
Unternehmer Franz Wachter aus Beelitz, der seine Taxiflotte teilweise auf
Pflanzenölantrieb umgestellt hatte. Seither wurden 30 Innovationen zwischen
Havel und Fläming prämiert, die ökologisch – mithin ökonomisch – von
Wert sind.
Seit 2009 sind vor
allem Initiativen gefragt, die zur Ablösung fossiler Energieträger bzw. zu
besseren Nutzung von Energie beitragen.
Dieses Jahr waren
elf Bewerber dem Aufruf gefolgt. Die Jury – jede Parlamentsfraktion entsandte
ein Mitglied des Ausschusses für Umwelt und Verbraucherschutz, Ordnung und
Verkehr – hat am 17. August alle Vorschläge geprüft und entschieden.
Die Auszeichnung
nimmt Landrat Wolfgang Blasig (SPD) heute in einer Woche beim Sanddorn-Entefest
auf dem Hof von Christine Berger in Petzow vor. Das Preisgeld – insgesamt 1800
Euro – wird von Sponsoren gestiftet.
Werner
Letz
Alternative
Heilmethoden sind derzeit gefragt wie nie. Dazu gehört unter anderem Ayurveda.
Werner Letz bietet diese Dienstleistung unter der Bezeichnung „Ayurvedische
Massagen und Heilen“ seit 2007 in Reetz an. „Meine heilerischen Kräfte
entdeckte ich 1993 bei einer Reise nach Frankreich“, erzählt der 56 jährige,
gebürtige Reetzer. „Anfangs wollte ich das nicht wahr haben, aber je mehr ich
mich mit diesem Thema beschäftigte, je größer wurde mein Interesse.“ Seit
1996 bildete Werner Letz sich stetig weiter über Heilweisen nach uraltem,
traditionellen Wissen, natürliche Ernährung und gesundes Umfeld. Werner Letz
trat in den Dachverband Geistiges Heilen e.V. ein. Ab 2006 bereitete er sich auf
seine Selbstständigkeit vor, denn er wollte seine Fähigkeiten zum Beruf
machen. Nachdem er auf einer Indienreise seine erste Ayurvedische Massage
erhalten hatte, wusste er sofort: „Das ist es“! Werner Letz begann 2006 mit
der ayurvedischen Massageausbildung an der europäischen Akademie für Ayurveda
„Rosenberg gGmbH“ und erwarb dort sein Abschlusszertifikat. Seit 2007 bietet
er seine Dienstleistungen als Selbstständiger an. „Die Kombination von
ayurvedischen Massagen und Heilen ist einzigartig“, so Werner Letz, „ersetzt
aber nicht den Gang zum Mediziner, sondern kann nur als zusätzliches Mittel
gesehen werden. Sie zielt auf die Aktivierung der Selbstheilungskräfte ab.
Heiler verstehen unter Heilung im umfassenden Sinne weit mehr als nur körperliche
Genesung, sie behandeln nicht eine Krankheit oder ein Leiden, sie behandeln den
Menschen!“
Zum
Jahresende wird ein neuer Massageraum in Reetz eröffnet, der bestmöglich nach
Feng Shui hergerichtet wird, um im Vorfeld schon für ein angenehmes Raumklima
zu sorgen. Dazu wurde ein schamanisches Medizinrad (Steinkreis) nach der
UKANDADA WAKAN- Tradition mit 36 Feldsteinen unter den Fußboden gelegt. Ein
Kaminofen sorgt für angenehme, natürliche Wärme.
Werner Letz ist
dankbar für die Unterstützung, die er auf dem Weg in die Selbstständigkeit
erfahren hat. „Ich danke meine Freunde und Mitmenschen, die mich in meiner
berufliche Entwicklung unterstützt
und gute Ratschläge gegeben haben, was anderen Mitmenschen wiederum zu gute
kommt. Besonders möchte ich mich bei Eva Loth für Ihre Unterstützungen
bedanken, hier auch für die Erstellung der Homepage www.ayurvedische-massagen-und-heilen.de,
auf der sich Interessenten über meine Arbeit ausführlich informieren können.“
John
Shreve
Einen
besonderen musikalischen Leckerbissen gibt es am 12. September in der Reetzer
Kirche. Auf Einladung von Pfarrer Martin Zinkernagel wird John Shreve American
Folkmusic zum besten geben. „Ich habe schon seit Jahren den Wunsch gehabt, in
der Reetzer Kirche zu singen, aber man kann sich nicht selber einladen,“
schmunzelt er. Seine Begleitmusiker sind langjährige musikalische Freunde, mit
denen er schon viele Jahre zusammen spielt, wie Sängerin Stefanie Zill und
Banjospieler Heiner Thomas. Gitarrist Volker Schnier, der einzige studierte
Musiker in der Gruppe, ist erst seit einem Jahr dabei. Mal spielen sie zu dritt,
mal zu viert.
Der
Name der Gruppe, "Roots and Branches" - also Wurzel und Äste – ist
auch Programm. Die amerikanische Folkmusik-Tradition ist sehr alt aber auch sehr
lebendig. Die Musiker singen sehr alte Lieder, die auf ihre Anfänge in England
hatten, aber auch neue Lieder, die aus dieser Tradition entstanden sind. Das
Konzert in Reetz sollte etwas Besonders werden. Also hat John Shreve eine
amerikanische Musikerin eingeladen, mit der er nur selten Gelegenheit hat, zu
spielen. Kat Baloun spielt Blues-Harmonika und ist eine Klasse für sich. Also
wird das Konzert in Reetz in dieser Besetzung einmalig sein. Die Gruppe wird
alte Balladen, Blues, Country- Lieder, Gospel und anderes mehr bringen.
John
Shreve ist in der Region kein Unbekannter auf Grund seiner Heirat mit einer
damals noch „Ostdeutschen“ und als Verfasser der Reetzer Chronik. Er wurde
am 22. Februar 1952 in St. Joseph, Missouri, USA geboren, wo er auch aufwuchs.
Von 1968 bis 1969 kam John als Austauschsschüler das erste Mal nach
Deutschland. Er ging in Weilburg an der Lahn zur Schule, verbrachte jedoch
relativ wenig Zeit in der Schule, lieber trampe er durch den größten Teil von
Westeuropa.
Nach
dem Schulabschluss in St. Joseph ging John nach Montana und studierte an der
Universität von Montana in Missoula. Es war eine Zeit der politischen Unruhe während
des Krieges in Vietnam und für John Shreve eine prägende Phase in seinem
Leben.
Während
der 70er Jahre teilte John seine Zeit zwischen Montana und Europa und er lebte
in der Bundesrepublik, Schweden und Frankreich. In Montana schloss er ein
Studium der Germanistik ab, arbeitete als Assistent an der Universität von
Montana und machte seinen Magister. Er besuchte auch die Philipps-Universität
in Marburg/Lahn und mit einem Fulbright-Stipendium die Technische Universität
in West Berlin.
Im
Laufe der Jahre arbeitete John in einer Großbäckerei, in einer Bibliothek, als
Druckerassistent, Tellerwäscher, Straßenmusiker, Englischlehrer, Hausmeister,
Stadtführer, Übersetzer und Dolmetscher.
John
Shreve lernte seine zukünftige Frau 1977 in Ost Berlin kennen. Bis 1983, als
sie und ihre gemeinsame Tochter aus der DDR ausreisen durften, pendelte er
zwischen West und Ost Berlin. Während dieser Jahre schaffte er es, von der CIA
als Sicherheitsrisiko eingestuft zu werden. Bei der Stasi stand er unter
Spionageverdacht. Noch 1989 führte die Stasi 13 „operative Maßnahmen“
gegen John und seine Frau durch.
Seine erste musikalische Prägung stammt von seinem Großvater Ralph Layson, ein
Laienprediger der „Freien Methodisten“, der vorwiegend religiöse Lieder
sang. Johns Mutter, Kay Shreve, ist auch Sängerin und kann auf Johns CD „From
Texas to Montana“ gehört werden. In der Grundschule lernte John amerikanische
Folksongs und wurde von den Aufnahmen von Woody Guthrie, Bob Dylan, Utah
Phillips und Si Kahn beeinflusst. Er hat drei CDs veröffentlicht. Die CDs „From
Texas to Montana“ und „Wild and Windy Places“ sind Sammlungen von Liedern,
Gedichten und Instrumentalstücken über den Westen der USA. Seine neuste CD,
„Leap of Faith“, ist eine Sammlung von Liedern über Leben, Tod, Glaube und
die Gnade Gottes.
1989 promovierte John Shreve an der Freien Universität Berlin in Germanistik.
Seine Doktorarbeit über den Liedermacher Wolf Biermann erschien als Buch unter
dem Titel „Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“. 1998 veröffentliche er
sein Buch über Reetz, „Reetz, Ein Dorf in der Brandtsheide“. Er hat auch
mehrere Artikel zur Geschichte des Flämings veröffentlicht. Zurzeit arbeitet
er an einem Buch über Belzig und Umgebung während des Ersten Weltkrieges und
ist immer auf der Suche nach Information, Dokumente, Fotos usw.
Doppeltes "Lottchen"
in der Reetzer Badeanstalt
Wer in diesem Jahr in
die Reetzer Badeanstalt geht, sieht doppelt – auch ohne einen Tropfen Alkohol.
Die Zwillingsbrüder Sebastian uns Stephan Binte sorgen seit Juni für Ordnung
und Sicherheit im Bad. Die Reetzer freuen sich, dass sich wieder junge Leute
gefunden haben, die diese verantwortungsvolle Tätigkeit übernehmen, allerdings
wird wohl kaum jemand den Rekord von Anita Herrmann (ehemals Schmidt) schlagen können,
denn sie 34 Jahre lang ihre Freizeit für das Bad, gebaut Anfang der siebziger
Jahre als Feuerlöschteich für die Milchviehanlage, geopfert.
Foto: Michael Greulich
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Als
Ortsvorsteherin Marion Gante und Bürgermeisterin Barbara Klembt die beiden Brüder
ansprachen, waren diese sofort bereit, die Aufgabe zu übernehmen. Beide
besuchen derzeit die 11. Klasse des Gymnasiums in Belzig, bleiben dem Ort also
noch mindestens 3 Jahre „erhalten“. Anschließend wollen beide studieren. Während
bei Stephan die Studienrichtung schon feststeht, er studiert auf Lehramt, hat
sich Sebastian noch nicht entschieden.
Von März bis Mai
haben Sebastian und Stephan ihre Rettungsschwimmerausbildung bei der DLRG
absolviert. Neben Tauchen, Ausdauerschwimmen und schwimmen mit Kleidung, stand
natürlich auch die Erste Hilfe auf dem Lehrplan. Mindestens 25 Meter müssen
beim Tauchen geschafft werden. „Sebastian hätte durchaus mehr schaffen können“,
meint sein Bruder. Beiden macht es Spaß in Reetz. Es muss nicht unbedingt das
Meer sein. „Aber wenn sich die Gelegenheit ergibt, warum nicht“, meint
Stephan. Vielleicht stehen am Meer die Chancen der beiden Rettungsschwimmer bei
den Mädels auch besser. „Hier hatten wir noch keine Gelegenheit, das mal zu
testen“ schmunzeln sie. Denn sie sind vollauf beschäftigt. Neben der Säuberung
der Becken müssen sie ständig die Schwimmbecken im Blick haben, damit nichts
passiert und sie im Notfall sofort zur Stelle sind. Maximal 3-4 Minuten Pause gönnen
sie sich zwischen ihren Rundgängen. Während der Schulzeit sind Sebastian und
Stephan ab 15 Uhr vor Ort, in den Ferien und an den Wochenenden ab 13 Uhr bis
jeweils 20 Uhr.
Natürlich gibt es in
den Ferien auch Schwimmunterricht. Es liegen bereits viele Anfragen für das
„Seepferdchen“ vor, aber auch andere Stufen werden abgenommen. Interessenten
können sich zu den Öffnungszeiten im Bad selbst, oder auch telefonisch unter
033849/51597 anmelden.
Durch die
Mitgliedschaft von Sebastian und Stephan Binte in der DLRG ist das Bad jederzeit
abgesichert, denn über die Gesellschaft kann auch eine Vertretung gestellt
werden. Ebenso können beide auch in anderen Freibädern eingesetzt werden.
Viele junge Muttis, die regelmäßig mit ihren Sprösslingen im Kinderbecken
planschen, freuen sich, dass das Bad auch in diesem Jahr wieder geöffnet hat.
Es ist wichtig für die Dorfentwicklung und die Kinder finden in den
Sommermonaten eine sportliche Freizeitbeschäftigung – sind sie der
einhelligen Meinung. Und auch die Preise sind für alle erschwinglich. Kinder
zahlen 1 €, Erwachsene 1,50 € - und das für den ganzen Tag.
Diamantene Hochzeit
60 Jahre und kein
bisschen weise – so der Titel eines alten Schlagers aus den Jugendjahren von
Hildegard und Willi Schmidt aus Reetz. 60 Jahre sind die beiden jetzt auch
verheiratet. Heute, am 6. Mai, feiern
sie ihre diamantene Hochzeit, gestern obendrein den Geburtstag von Hildegard
Schmidt. Da war erst mal noch großes Kuchen backen für die Kaffeegäste
angesagt.
Hildegard und Willi
Schmidt sind beide gebürtige Reetzer. In Kinder- und Jugendjahren hatten sie
allerdings wenig miteinander zu tun. Sie wohnten an entgegengesetzten Enden des
Ortes, Willi war 3 Jahre älter. Außerdem mussten alle damals noch auf der
Wirtschaft der Eltern helfen, also wenig Zeit für Kontakte und Freundschaften.
Erst nach Kriegsende, als die ersten Tanzveranstaltungen aufkamen, wurden
sie aufeinander aufmerksam. „Füreinander entschieden haben wir uns 1949“,
so Hildegard Schmidt, ein Jahr später wurde geheiratet. Willi Schmidt als
gelernter Schmied arbeitete damals in Reetz in „Jünglings Schmiede“,
Ehefrau Hildegard als Büroangestellte im damaligen Bürgermeisteramt. 3 Kinder
und 6 Enkelkinder hat das Paar. Als die Kinder noch klein waren, blieb Hildegard
Schmidt zur Betreuung zu Hause und arbeitete anschließend im Kinderheim
Mahlsdorf im Büro . Willi Schmidt war zuerst als Mechaniker bei der MTS beschäftigt,
danach als Raupenfahrer und in der Werkstatt des ehemaligen Forstamtes Belzig.
Mit der Raupe wurde er an verschiedene Betriebe „ausgeliehen“ und bekam so
den Spitznamen „Panzerwilli“. „Obwohl ich nie was mit Panzern zu tun
hatte“, schmunzelt der Jubilar. Willi Schmidt wurde Invalidenrentner,
Hildegard Schmidt schied 1989 aus dem Berufsleben aus zu Pflege ihrer
Schwiegermutter, „sie war eine feine Frau“, so Hildegard Schmidt heute noch
bewundernd. Jetzt kümmern sich beide um Haus und Hof. Ab und zu gehen sie zu
den Rentnerveranstaltungen des Ortes und zum Ball der Sportgemeinschaft Reetz,
dessen Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender Willi Schmidt war. Am nächsten
Wochenende wird dann groß mit Familie und Freunden gefeiert.
Schmiedender
Schornsteinfeger
Wenn Jörg Stolze zu jemandem sagt:
„Ich steig Dir gleich aufs Dach“, kann man das wörtlich nehmen, denn er ist
Schornsteinfeger. Im Moment hat er, wie viele andere auch, aber eher mit der weißen
Pracht zu kämpfen, und das ganz ohne schwarze Montur.
Der 45 jährige, der mit Ehefrau und Sohn seit dem 1.1.1995 in Reetz
lebt, hatte einen Grund für seine Berufswahl, er wollte nicht in irgendeiner
Werkshalle mit stickiger Luft arbeiten, sondern draußen im Freien. Aufgewachsen
ist der gebürtige Brandenburger in Pritzerbe. Dort wurde auch der Grundstein für
sein Hobby, das Schmieden gelegt. Uropa, Opa und Vater von Jörg Stolze waren
gelernte Schmiede. Der Meisterbrief seines Uropas aus dem Jahre 1927 hängt noch
heute in seinem Büro. Als Kind zog es ihn immer wieder ans Schmiedefeuer, er
sah zu, wie sein Vater Pferde beschlug und die verschiedensten Gegenstände
herstellte. So gern er es selbst einmal versucht hätte, das blieb ihm verwehrt.
„Mein Vater hat mich nicht rangelassen“, meinte Jörg Stolze schmunzelnd.
Erst nach dem Tod des Vaters im Jahre 2002 machte er die ersten eigenen
Versuche. Sein erstes Stück war ein Sturmhaken für ein Tor. Da er für seine
Arbeiten nicht immer nach Pritzerbe fahren wollte, richtete er sich zu Hause
eine kleine mobile Schmiede ein. Um dieses alte Handwerk den Menschen näher zu
bringen, findet man Jörg Stolze unter anderem zur Weihnachtszeit auf dem
Brandenburger Kunsthandwerkermarkt. Auch auf den Belziger Adventshöfen hat er
schon den Schmiedehammer geschwungen. Durch diese öffentlichen Präsentationen
bekommt er auch ab und zu Anfragen von Leuten, die bestimmte Gegenstände
hergestellt haben möchten. Leider bleibt Jörg Stolze wenig Zeit für sein
Hobby, da zur Zeit der gesamte Kehrbezirk auf Grundlage der Bundeskehr- und überprüfungsordnung
umgebaut wird. Bisher hatte jedes Bundesland eigene Überprüfungsrhythmen und
Preise. Ab 2013 wird dieses vereinheitlicht. Die Kehrbezirke bleiben jedoch
erhalten. Jörg Stolze beschäftigt
derzeit einen Angestellten, da die gesamte Verwaltungsarbeit einen großen Teil
seiner Arbeitszeit in Anspruch nimmt. In unserer Region gibt es noch einen großen
Anteil an Feuerstellen mit Festbrennstoffen, so dass immer noch viele
Schornsteine neben der Überprüfung von Heizungsanlagen gekehrt werden müssen.
Stolz ist Jörg Stolze, dass es in den 15 Jahren seiner Tätigkeit hier keinen
einzigen CO Toten und auch keinen Hausbrand gab, bei dem der Schornstein die
Brandursache war. „Da habe ich doch meine Arbeit gut gemacht“, meint er. Und
als Glücksbringer ist er nach wie vor mit „darf ich Sie mal anfassen“
gefragt.
Ehrenamtler des Monats
Hoher Besuch hatte sich am 26.11. in
Reetz angemeldet. Staatssekretär Albrecht Gerber, neuer Chef der Staatskanzlei,
kam, um Dieter Wankmüller als „Ehrenamtler des Monats“ November
auszuzeichnen. Diese Auszeichnung wird seit dem Herbst 2007 verliehen. Dazu hat
die Staatskanzlei eine eigene Koordinierungsstelle eingerichtet. „Für die
Nominierung der Ehrenamtler gibt es kein offizielles Prozedere“ so Albrecht
Gerber. Gemeinden, Vereine und Bürgermeister können Empfehlungen aussprechen.
Oftmals ergeben sich Kontakte durch Besuche in verschiedenen Orten und Regionen.
„Inzwischen ist eine kleine Vereinsdatenbank entstanden“ erläutert Albrecht
Gerber , „wir versuchen, das gesamte Land Brandenburg abzudecken“. Dieter
Wankmüller verdankt seine Ehrung der „Akademie 2. Lebenshälfte“. Dort ist
er seit vielen Jahren aktiv, unter anderem als Seniorentrainer. „Wir erhielten
eine Anfrage der Staatskanzlei“ erzählt Klaus- Dieter Späthe,
Projektkoordinator der Akademie. Nach einer Beratung im Rahmen der
Seniorentrainer wurde Dieter Wankmüller für diese Auszeichnung vorgeschlagen.
Die Veranstaltung fand auf dem Sensthof in Reetz statt. Nach dem Eintreffen von
Albrecht Gerber führte Dieter Wankmüller ihn und seine Gäste über das Gehöft
und das angrenzende Oelala Land. „Ich habe ein Attentat auf Sie vor“ gestand
er anschließend dem Chef der Staatskanzlei. Er bat ihn, an der Friedenseiche
vor seinem Grundstück eine Geschichtsplakette zu enthüllen. Diese wurde von
Nachbar Stefan Brüning gesponsert und enthält Informationen sowohl über die
Geschichte des Baumes als auch über Reetz. Gemeinsam mit Ortsvorsteherin Marion
Gante übernahm Albrecht Gerber nur zu gern diese Aufgabe. Die Geschichtstafel
wird demnächst am dahinterstehenden Gebäude verankert. Bei der
Auszeichnungszeremonie würdigte der Chef der Staatskanzlei noch einmal das
Engagement von Dieter Wankmüller. Zudem gab es einige Hinweise für Ehrenamtler.
So wurde für diese ein Unfallschutz bei ihrer Tätigkeit erreicht. Ebenso soll
es zukünftig einen „Freiwilligenpaß“ geben, mit dem es leichter sein wird,
Unterstützung für ehrenamtliche Tätigkeiten zu erhalten. Dieter Wankmüller
ist stolz auf diese Auszeichnung, die Nominierung kam für ihn völlig
unerwartet. „Ich möchte die Ehrung weiterleiten, denn es gibt auch in Reetz
viele Bürger, die diese verdient hätten, vielleicht sogar mehr als ich“,
sagte er in seinen Dankesworten. „Hier möchte ich alt werden“ , waren seine
abschließenden Worte.
Buttern wie bei
Muttern
Im
16. Jahrhundert tauchte der Name „Butter“ zum ersten Mal auf. Er
entstand aus dem lateinischen "butyrum". Dieses Wort wiederum
wurde vom griechischen Wort "Bou-tyron" abgeleitet, was übersetzt
"Kuhquark" bedeutet. Den Namen, der bis heute seine Gültigkeit
hat, prägten die Westgermanen: Butter.
Früher
war die Butter ein Lebensmittel für die reiche Bevölkerung. Erst mit
der Erfindung der Zentrifuge, 1877, wurde die Butterherstellung
erleichtert. Durch die moderne Butterproduktion im 20.Jahrhundert wurde
sie auch für das einfache Volk erschwinglich. „So eine Zentrifuge hätte
ich auch gern“, erzählt Monika Sonja von Allmen. Die 59 jährige frühere
Angestellte eines Steuerbüros beschäftigt sich seit etwa 3 Jahren mit
der Butterherstellung.
Seit
Juni 2001 lebt sie mit ihrem Mann in Reetz. Begeistert von der schönen
Landschaft und der Natur entschloss sich das Ehepaar durch Vermittlung
von Freunden, endgültig in den Fläming umzusiedeln.
Die
Idee zum Buttern war eher ein Zufall. Ein guter Freund erzählte Monika,
daß der Kreislandfrauenverband eine Butterfrau sucht, um die
traditionelle Butterherstellung auf Veranstaltungen zu präsentieren.
Dort erhielt sie auch erste Hinweise und Ratschläge zur
Butterherstellung. „Alles Weitere habe ich sozusagen autodidaktisch
gelernt, ich habe mich viel belesen“, so Monika Sonja von Allmen. Über
Ebay ersteigerte sie sich ein Butterglas und machte die ersten Versuche,
selbst den köstlichen Brotaufstrich herzustellen. Ihre erste öffentliche
Aktion war in Beelitz. Diese verlief so gut, dass man sie jetzt häufig
auf Dorffesten und anderen Veranstaltungen sieht. Sie war sogar schon
mehrmals auf der Brala. Der nächste „Buttereinsatz“ ist am 5.
September in Golzow.
Anfangs
stellte Monika von Allmen ihre Butter nur aus süßer Sahne her, bis sie
in einem Artikel las, wie Sauerrahmbutter hergestellt wird. Inzwischen
bietet sie beides an. Das Nebenprodukt der Butterherstellung ist die
Buttermilch. „Die Sahne im Butterglas muss ich etwa 20 bis 30 Minuten
rühren, dadurch entstehen die Butterkörner. Diese werden gewaschen und
ausgepresst. Das Endprodukt Butter besteht aus 82 % Fett, 16 %
Wasser – die restlichen Inhaltstoffe sind Eiweiß, Milchzucker,
Lecithin, Vitamin A und D und Mineralstoffe“ erklärt Monika Sonja von
Allmen. Übrig bleibt leicht säurehaltige Milch, die nach etwa 2 Tagen
zur leckeren Buttermilch wird.
Normalerweise
sollen 2 ½ Liter Sahne 1 kg Butter ergeben. „Leider bekommt man nur
ca. 750 Gramm, weil der Fettgehalt der käuflichen Sahne nur 30 % Fett
beträgt“ erklärt die „Butterfrau“. Schon deshalb möchte Monika
Sonja von Allmen mit einer Zentrifuge arbeiten, um Milch direkt vom
Bauern verarbeiten zu können. Und natürlich der Tradition zuliebe.
Den
Unterschied zur Butter aus dem Supermarkt spürt man deutlich im
Geschmack. Und wer immer noch nicht überzeugt ist, weil er auf die
Kalorien achtet, dem sei gesagt: 20 Gramm Margarine enthalten 145
Kalorien, 20 Gramm Butter dagegen nur 150 Gramm – diese 5 Kalorien
sind den guten Geschmack wert.
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Orgel und Rock´n Roll
Wer in
Reppinichen, Reetz, Medewitz oder Schmerwitz die sonntäglichen
Gottesdienste besucht, sieht an der Orgel häufig „Schüler“ von
Sara Gleiniger aus Niemegk sitzen. Die engagierte Christin erteilt
Interessierten kostenlosen Unterricht. Einer dieser Schüler ist Erhard
Loth aus Reetz. Musik war schon immer sein Hobby. Bereits während
seiner Lehre als Betriebsschlosser ließ er sich von einem Freund die
ersten Griffe auf der Gitarre zeigen. „Es hat lange gedauert, ehe ich
die Akkorde richtig wechseln konnte, anfangs habe ich jeden Finger
einzeln auf die Saiten gesetzt“, erinnert sich Erhard Loth. Als Arno
Weigel aus Reppinichen die Gruppe „Interferenz“, vielen
Alteingesessenen sicher noch bekannt durch Auftritte im jetzigen
Amtsbereich Wiesenburg, ins Leben rief, gehörte Erhard Loth von Anfang
an mit dazu. Er spielte Rhythmusgitarre und Schlagzeug. Als dann ein
Bassist gesucht wurde, sattelte er um. „Ich dachte, da hab ich nur 4
Saiten“, meinte er schmunzelnd. Während dieser Zeit lernte er auch
seine Ehefrau kennen, mit der er jetzt seit 32 Jahren verheiratet ist
und inzwischen 3 erwachsene Söhne und 3 Enkelkinder hat. Das vierte ist
unterwegs. Seine Frau, ebenfalls musikbegeistert, war auf fast allen
Proben der Band anwesend, sie sich mitunter bis tief in die Nacht
erstreckten. Mit der Auflösung der Band „Interferenz“ hörte Erhard
Loth aber nicht auf zu musizieren. Abends griff er zu Hause oft zur
Gitarre, kaufte sich ein Schlagzeug und richtete sich im Keller seines
Hauses einen kleinen Übungsraum ein. Bei Geburtstagsfeiern wird dort
regelmäßig unter dem Beifall der Gäste musiziert. In den 90er Jahren
kaufte sich die Familie ein Keyboard. Nachdem anfangs versucht wurde,
sich selbst das Spielen beizubringen, stellte Erhard Loth fest, dass das
so nicht wirklich funktioniert. „Mein Handikap war, dass ich keine
Noten konnte“, erzählt er. Dann hörte er von Sara Gleiniger, setzte
sich mit ihr in Verbindung und wurde so mit fast 50 Jahren einer ihrer
ältesten Schüler. Er lernte Noten und die ersten Kirchenlieder zu
spielen. Zu Hause kramte er alte Text- und Notenhefte hervor, um seine
Kenntnisse auch für Oldies, Schlager und andere Musik anzuwenden. Seit
etwa 2 Jahren spielt Erhard Loth nun bei Gottesdiensten der Region. Tägliches
Üben ist dafür unbedingt notwendig. Er bekam ein altes Harmonium
geschenkt, welches er wieder funktionstüchtig machte, die Tasten dort
ähneln denen einer Orgel. „Vielleicht kann ich damit später mal mein
Geld verdienen“, hofft Erhard Loth, „im Moment bin ich arbeitslos
und mit 54 Jahren stehen die Chancen nicht sehr gut, wieder längerfristig
einen Job zu bekommen.“
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Kitaleiterin Karin Priebe
Sie ist die dienstälteste
Leiterin einer Kita in der Gemeinde Wiesenburg – und stolz darauf.
Seit 25 Jahren sorgt Karin Priebe für das Wohlergehen der jüngsten
Reetzer Einwohner. Die gebbürtige Reetzerin durchlief ihre Ausbildung
in der Fachhochschule Luckenwalde. „Wir waren der erste Jahrgang, der
über 3 Jahre die Bildungsstätte besuchte“, erzählt sie. Nach
erfolgreichem Abschluss bewarb sich Karin Priebe bei der Gemeinde
Wiesenburg als Kindergärtnerin und wurde prompt angenommen.
7 Jahre arbeitete sie im dortigen Kindergarten bis sie hörte,
dass in Reetz eine neue Leiterin gesucht wurde. Seit dem 20. August 1984
ist Karin Priebe nun wieder in ihrem Heimatort beschäftigt. Nach der
Wende mussten sich alle Mitarbeiter durch den Trägerwechsel von
Volksbildung zum Schulamt erneut bewerben. Außerdem standen für sie
noch einmal zahlreiche Weiterbildungen auf dem Programm, da in der neuen
Kita auch Krippen- und Hortkinder betreut werden. Durch ihre spezielle
Ausbildung als Leiterin vertrat Karin Priebe auch schon Kolleginnen in
Reppinichen und Medewitz. Ein Instrument hat sie auch gelernt – Karin
Priebe kann Flöte spielen. „Das mache ich aber nicht mehr, da ich ja
mitsingen muss, wenn die Kinder neue Lieder lernen“. Damit die Eltern
auch zu Hause mit den Kindern üben können, erscheint regelmäßig der
„Kita Bote“, in dem alle Lieder und Termine zu finden sind. Die
Auftritte der Reetzer Kita- Kinder bei den Rentnern und Dorffesten
kommen immer gute an, was neben ihrem auch der Verdienst ihrer 3
Kolleginnen ist, von denen Ute Schmidt im August ihr 25 jähriges
Dienstjubiläum begeht. Neben ihrem Beruf war Karin Priebe schon immer
im Dorf aktiv. Lange Jahre engagierte sie sich in der Reetzer
Karnevalsgesellschaft . „Das würde ich sicher heute noch machen, wenn
der Verein noch bestehen würde“, so Karin Priebe, „ es war eine
lustige Zeit“. Ehemals Mitglied der Frauenchores Reetz singt Karin
Priebe jetzt in der Wiesenburger Chorgemeinschaft. Jeden Mittwoch ist
Sport angesagt, wenn sie sich zur Gymnastik trifft. Außerdem ist sie
Vorsteherin der Jagdgemeinschaft Reetz/Reetzerhütten, Mitglied des
Personalrates der Gemeinde Wiesenburg und arbeitet im Verein „Pro
Reetz“ mit. „Da muss man schon aufpassen, dass die Familie nicht zu
kurz kommt“, aber Ehemann Uwe und Sohn Heiko haben sie immer unterstützt.
Sollte dann wirklich noch Zeit übrig bleiben, gibt es noch Haus, Hof
und Garten. „Und wenn alles gut geht und ich gesund bleibe, will ich
meine Arbeit noch einige Jahre weiter machen“, bemerkt Karin Priebe
abschließend. |
Schwimmen macht Spaß
Foto: Dirk Fröhlich
Tamara Brinkhoff kann jetzt 25
Meter Schwimmen und einen Ring aus schultertiefem Wasser holen. Damit
hat sie die Bedingungen für die "Seepferdchen" -Prüfung
bestanden. Mit ihrer 2 Jahre jüngeren Schwester Sophie hat sie in den
vergangenen Tagen einen Kurs im Freibad Reetz absolviert. Auf eine
Umfrage der einheimischen Rettungsschwimmerinnen Dominique Iversen und
Katrin Nowottnik im Ort hatten sich die beiden Mädchen für den Kurs -
Preis: 40 Euro für 10 Stunden - gemeldet. Und bekamen Exclusivrecht:
denn die Ausbildung fand vormittags oder abends außerhalb der
Öffnungszeiten statt. Mit Trockentraining hat alles begonnen, Springen
und Tauchen wurde außerdem zur Abwechslung eingebaut. "Die
Mädchen sind super, nichts scheint ihnen schwer zu fallen",
schätzen die Übungsleiterinnen ein. "Obendrein sind sie
fleißig." "Zum Üben fehlte bisher die Gelegenheit",
erzählt die fünfjährige Sophie, die noch mit Schwimmflügeln ihre
Bahnen zieht, aber beim Tauchen schon mindestens so sicher ist wie die
"Große". Jene hatte ein paar Vorkenntnisse, jetzt das
Abzeichen und ist ein gutes Vorbild. |
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