Etwa 18 Meter hoch ist der diesjährige Maibaum in Reetz. Am Vorabend des 1. Mai trafen sich viele Einwohner, um dem traditionellen Aufstellen beizuwohnen. Nachdem die Kinder der Kita „Zwergenland“ den Baum mit bunten Schleifen geschmückt hatten, ging es mit vereinten Kräften daran, die Maie in die eigens dafür angefertigte Vorrichtung zu bringen. Dabei waren nicht nur Augenmaß, sondern teilweise auch der Zollstock gefragt.

 

Das Maibaum stehlen hat eine lange Tradition und feste Gesetze. So muss der Baum bereits gefällt sein, sich im Ort befinden und darf nur in der Walpurgisnacht geklaut werden. Da der Baum bewacht wird, ist das Stehlen desselben fast unmöglich. Gelingt es trotzdem und befindet sich der Baum bereits außerhalb der Ortsgrenzen, muss er üblicherweise mit Naturalien (Speisen und Getränke) ausgelöst werden. Scheitern allerdings die Verhandlungen, weil z.B. die Forderungen der Diebe zu hoch sind, stellen ihn diese im eigenen Ort als Schandmal auf und zersägen ihn nach einigen Wochen. Das Holz wird dann für wohltätige Zwecke versteigert.

Die Ursprünge des Maibaumbrauchtums sind immer noch ungeklärt bzw. umstritten. Die Wikinger hatten einen Thorsbaum , den sie in der Nacht zum 1. Mai aufstellten. Der Thorsbaum war ein „zwei Mann hoher“ geschmückter Pfahl . Ebenso verehrten die Germanen Waldgottheiten, denen sie in verschiedenen Baumriten huldigten. Sogar Menhire, Obelisken bis hin zum schamanischen Symbolen im eurasischen und amerikanischen Raum werden als Kultpfähle im Zusammenhang mit Maibäumen betrachtet.
Eine durchgängige Tradition zu den heutigen Maibäumen lässt sich nicht herstellen, wird von einigen Volkskundlern sogar bestritten. In diesem Zusammenhang sollten jedoch Einflüsse der Christianisierung betrachtet werden, die heidnische Sitten unterdrückte und oftmals sogar bestrafte, dem schloss sich mancherorts auch die weltliche Obrigkeit an. Hierauf könnte auch eine wahrscheinliche weitere Unterbrechung der wieder aufgekommenen Tradition im frühen Mittelalter zurückzuführen sein. Interessant ist, dass der Maibaum in einigen Gegenden auch Marienbaum genannt wird, denn bei den Germanen stand der Kultbaum in enger Verbindung mit der Erdmutter.

Laut einem Bericht aus der Eifel trat an manchen Orten im 13. Jahrhundert an Stelle des Maibaums ein „christlicher“ Pfingstbaum. Auch in Thüringen wird an vielen Orten ein “Maien” an Pfingsten gesetzt. Erst im Jahr 1224 wird in Aachen lt. einem Bericht des Caesarius von Heisterbach erstmals wieder ein Maibaumaufstellen dokumentiert. Dem folgt ein Bericht über eine seit 1520 in Franken und Schwaben gepflegte Sitte des Maibaumaufstellens auf dem Dorfplatz. Aus dem Jahr 1531 stammt eine Rechnung für einen Maibaum in Bayern, 1550 folgt die erste Abbildung eines Maibaumes. In Österreich wird er 1466 erstmals erwähnt – im 17. Jahrhundert jedoch zeitweise verboten. In seiner heutigen hohen Form mit belassener grüner Spitze und Kranz geschmückt ist der Maibaum seit dem 16. Jahrhundert bekannt, allerdings auch in anderen Funktionen: als Kirchweihbaum, als Ehrenmaibaum für Individuen oder als mit Preisen behängte Kletterstange. Seit dem 19. Jahrhundert kam er (vor allem in Bayern) auch als Ortsmaibaum für die nun selbstständigen Gemeinden (als Symbol ihres Selbstbewusstseins) auf. Rund um den Maibaum hat sich im Laufe der Zeit allerdings sehr viel lokales Brauchtum entwickelt, das sich vielfach sogar von Dorf zu Dorf erheblich unterscheidet. In der Romantik (19. Jahrhundert) wurde der Maibaum oft als kultischer „Riesen-Phallus“ gedeutet, der als Fruchtbarkeitssymbol für reiche Ernten sorgen sollte. Heute spricht kaum ein Volkskundler mehr von diesen „Ursprüngen“, die sich so nicht nachweisen lassen. Unklar ist auch, ob der Maibaum in seiner heutigen Form zuerst in Städten auftauchte oder auf dem Land. Ziemlich unbestritten ist, dass es sich nicht um einen agrarischen Bauernkult handelte, sondern eher um allgemeines Volks-Brauchtum. Wenn er in Städten auftauchte, bestand eher die Chance, dass dies schriftlich dokumentiert wurde – auf dem Land hingegen wurde dieses Brauchtum meist von relativ lose gebundenen Junggesellengruppen erhalten, die in früheren Jahrhunderten oftmals weniger gebildet waren und über die entsprechend weniger berichtet wurde. Dem Maibaum verwandt ist der Mittsommerbaum in Schweden. (Quelle: Wikipedia )

 
 
 
 
 
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