„Der Mensch, vom Wein geboren, lebt kurz und ist unruhig“. Das war der Spruch des Tages zum Gemeindenachmittag der Kirchengemeinde Wiesenburg im Pfarrhaus in Reetz. Für Anna Schwerdtfeger ist es jedoch schon eine lange Zeit – sie wurde kürzlich 91 Jahre alt und spendierte deshalb für die Anwesenden den Kuchen für das leibliche Wohl. Der Gemeindenachmittag findet einmal im Monat statt. Gesang und Gespräche, die sich nicht immer nur um die Kirche drehen, geben den Menschen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. An diesem Nachmittag widmete Pfarrer Martin Zinkernagel seine Erzählungen der Passionszeit, also der Fastenzeit. Diese soll die Menschen auf das Leiden Jesu vorbereiten. In den Kirchen dominiert deshalb jetzt die Farbe Lila – die Farbe der Buße. Im Mittelalter hatte der Beginn der Fastenzeit auch damit zu tun, dass die Fleischvorräte zur Neige gingen bzw. wegen der steigenden Temperaturen aufgebracht werden mussten. Dadurch entstand der alte Brauch, in dieser Zeit auf Fleisch zu verzichten. In der heutigen Zeit hat sich das ein bisschen gewandelt. Es gibt die Aktion: „7 Wochen ohne ....“, bei der die Menschen auf verschiedene liebgewordene Gewohnheiten wie Internet, Naschen oder auch Auto verzichten. Pfarrer Zinkernagel erzählte, dass er während seines Studiums einmal auf das Radio verzichtete. Dieses wurde nämlich morgens ein und nachmittags ausgeschaltet, war also mehr eine Berieselung als Zuhören. Nach den 7 Wochen nahm er bestimmte Titel und Texte viel bewusster wahr. Und nicht zuletzt tut das Fasten uns gut – wie Martin Luther sagte: „Um Gottes Willen brauchen wir nicht zu fasten....“

Die Anwesenden hörten von Pfarrer Zinkernagel noch einmal die Passionsgeschichte, vom Einzug Jesu in Jerusalem bis hin zu seiner Kreuzigung. So erklärte er den Ursprung der Worte des Heiligen Abendmahls, die noch heute gesprochen werden. Als Jesus nämlich mit seinen Jüngern am Gründonnerstag zu Tische saß und das Brot reichte, sprach er: „Dies ist mein Leib, für Euch gebrochen“, als er den Wein reichte, sprach er: “Dies ist mein Blut, für Euch vergossen.“ Erst nach der Kreuzigung ergaben diese Worte für die Jünger einen Sinn.

Die Vorbereitung der Karwoche läuft indes schon auf Hochtouren. Von Ostersonntag bis Pfingsten wird es einen „Ostergarten“ geben. In diesem wird die Passionsgeschichte nachgebaut und die Besucher können in einzelnen Stationen die Geschichte nachvollziehen und fühlen und Verbindungen zum eigenen Leben herstellen. Zum Abschluss zeigte Pfarrer Zinkernagel allen verschiedene Arten des Kreuzes, mit und ohne Korpus, ein keltisches Kreuz mit dem Sonnenkranz, ein Segenskreuz, welches Jesus mit ausgebreiteten Armen zeigt und ein Fingerkreuz. Letzteres stammt aus dem Bereich der Seelsorge, denn es ist klein und man gibt es Sterbenden in die Hand. Oftmals ist es das letzte, was sie festhalten. Man kann sich jedoch auch ein Kreuz selbst basteln. Pfarrer Zinkernagel zeigte seines, aus einem Ast gestaltet. Dies praktiziert er auch seit Jahren mit den Konfirmanden – Bau Dir Dein eigenes Kreuz.

 
 
 

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