Die Infrastruktur in der Gemeinde Wiesenburg war Thema des vorerst letzten Kamingesprächs am 18. Februar. Referiert wurde über die Versorgung des Gemeindeverbandes mit Wasser, Abwasser, Strom und Telefon. Dabei erfuhren die Gäste historische Daten, es wurden aber auch einige Anekdoten zu Tage gefördert, die den Anwesenden ein Schmunzeln entlockten.

Der Wiesenburger Wasserturm wurde bereits 1929 gebaut – umgesetzt in die Perle des Flämings wurde er 1956. Interessant war, zu erfahren, dass schon im Deutschen Reich der Bau von Wasserleitungen gefördert und Zweckverbände vorhanden waren. Der Wasserverbrauch war früher jahreszeitenabhängig – hat sich heute aber bei ca. 80 l pro Person und Tag eingepegelt. Dies hat jedoch keine Auswirkungen auf die Wasserqualität. Nach Schmerwitz gab es sogar 2 Leitungen – schließlich musste die ehemalige Kampfgruppenschule ständig versorgt werden. Eine alte Bauzeichnung für  das Wasserwerk zeigte die Besonderheiten des Gebäudes. Nicht nur, dass es kein Industriebau ist, sondern eher einem Wohnhaus ähnelt, auch die Symmetrie des Architekten ist etwas Besonderes. Selbst die inneren Anlagen wurden so angeordnet. Das Gebäude, inzwischen natürlich innen und außen modernisiert, ist sicher sehenswert. Einziges Überbleibsel aus früheren Zeiten ist das alte Emailleschild mit der Aufschrift: „Unbefugten ist der Zutritt verboten“. Dieses zeigte bei einer Havarie Wirkung, als die sogenannte Obrigkeit den Arbeitern Druck machen wollte. Der Genosse wurde kurzerhand am Kragen gepackt, vor das Schild gestellt, mit der „Nase drauf gestoßen“ und kurzerhand stehen gelassen.

Die Entsorgung der Abwässer erfolgt in Kläranlagen. Es gab auch früher schon entsprechende Leitungen, die aber hauptsächlich für die Betriebe wie Drahtwerk und Brauerei. Die Grundstücke selbst wurden über abflusslose Sammelgruben entsorgt, ehe man sich nach der Wende zu einer zentralen Abwasserentsorgung entschloss. Was natürlich nicht ohne Schwierigkeiten abging, denn die Bürger mussten Anschlussbeiträge entrichten. Bernd Seliger, Leiter des Klärwerkes, erinnerte sich, dass er zu dieser Zeit in seinem Heimatdorf Reetz keine Gaststätte mehr besuchen konnte, ohne „vollgemotzt“ zu werden. Aber letztendlich wurden doch alle Grundstücke angeschlossen. „Ein Anschlusszwang musste nicht durchgesetzt werden, lediglich ein Grundstückseigentümer klagte bis zum Oberlandesgericht“, informierte Bürgermeisterin Barbara Klembt. Für die Grundstücke, bei denen eine zentrale Entsorgung unwirtschaftlich ist, gilt weiter die mobile. Dazu wurde eine Fäkalannahmestation am Bahnhof gebaut, um den Verkehr aus dem Ort herauszuhalten. Auch die entwickelte Gebührensatzung musste geändert werden, denn die Gemeinde hatte eigentlich vor, ein- und zweigeschossig bebaute Grundstücke gleichzusetzen. Dieses wurde abgelehnt und so liegen einigen Hauseigentümern die Gebühren für den Anschluss auch heute noch schwer im Magen.

Die Stromversorgung erfolgte seit etwa 1916 mit einem eigenen Generator, zuerst mit Gleichstrom. Durch den Bau von Betrieben und deren Maschinen musste ein Gleichrichter zur Umwandlung von Gleich- in Wechselstrom angeschafft werden. So konnten beide Netze gleichzeitig betrieben werden. Die Leistung war natürlich gering und reicht bestenfalls für ein paar Glühbirnen, aber großartige technische Haushaltsgeräte gab es ja damals noch nicht. Heute würde der damals erzeugte Strom für etwa 2 Häuser reichen. Nach dem Krieg begann die Planung zur Umstellung auf Wechselstrom. Da das E-Werk Treuenbrietzen, von dem man damals den Strom bezog,  in den letzten Kriegstagen stark beschädigt wurde, war Wiesenburg zirka 4 Wochen komplett ohne Strom. Noch 1950 gingen Anträge zum Anschluss von Häusern ein.

Um 1926 richtete das Postamt in Wiesenburg ein Selbstanschlussamt ein. Viele erinnern sich sicher, dass die Gespräche durch das „Fräulein vom Amt“ gesteckt wurden, später war es dann möglich, zumindest innerorts den Teilnehmer selbst anzuwählen. Ferngespräche wurden weiterhin handvermittelt. Vergaß ein Teilnehmer, aufzulegen, musste die Verbindung durch den Postbeamten manuell getrennt werden, und sei es mitten in der Nacht. Auch die Technik entwickelte sich weiter – kaum noch vorstellbar, die riesigen Telefone, die damals genutzt wurden. Jedoch waren diese relativ robust – im Gegensatz zu den Leitungen. Da kam es oft zu Störungen und die sogenannten „Leitungsaufseher“ mussten dann bei Wind und Wetter zur Reparatur auf den Mast. Anfangs ging es per Fahrrad -  mit Steigeisen, Draht und Werkzeugtasche am Lenker. Kaum vorstellbar, da sich das Gebiet bis nach Brück erstreckte.

Da Leitungen fehlten, waren meist 2 Teilnehmer auf eine Leitung geklemmt, was bedeutete, wenn der eine telefoniert, hatte der andere Pech. Und das besonders, wenn man sich die Leitung mit der Gemeinde teilen musste. „Dann ging 2 Tage vor und nach den Wahlen nichts, denn schließlich musste noch vor 18 Uhr abends eine 100 %ige Wahlbeteiligung nach oben gemeldet werden“ , so Lothar Lehmann, der mit dieser Aussage die Lacher auf seiner Seite hatte. Nach der Wende sollten schnellstmöglich alle Einwohner ein Telefon erhalten. Dazu erhielt jedes neue Bundesland ein altes als Paten. Für Brandenburg war NRW zuständig, aber in puncto Prüftechnik war man den „Wessis“ um einiges voraus, berichtete Lothar Lehman, damals beschäftigt bei der Post und Telekom.

 

 
 
 
 
 
 

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