Eigentlich sollte es am Eröffnungstag des Cafes im Wiesenburger Bahnhof eine Führung durch die neu restaurierten Räume geben – uneigentlich musste Bernhard Queling diese absagen, denn mit soviel Besucherandrang hatte man nicht gerechnet. Gäste aus nah und fern wollten den „neuen“ Bahnhof bestaunen, der aber schon mehr als 130 Jahre alt ist. Die Genossenschaft „Bahnhof am Park – Wiesenburg/Mark e.G., die sich im Mai 2010 gegründet und das alte Bahnhofsgebäude erworben hat, kann stolz auf das Ergebnis sein. Bereits im Gründungsjahr fanden Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Einen wesentlichen Impuls gab jedoch die 96 Stunden Aktion des RBB. Viele freiwillige Helfer investierten ca. 50.000 Euro in Sach- und Arbeitszeitspenden, insgesamt sind bisher 150.000 Euro in das Gebäude geflossen. Die untere Etage ist fertig, das Cafe erstrahlt in neuem Glanz, im hinteren Raum ist eine Ausstellung mit verschiedenen Skulpturen zu besichtigen, im Wartebereich kann man kostenlos Bücher tauschen, die Eingangshalle wirkt hell und freundlich mit den ausgestellten Bildern. Da kamen bei vielen der Anwesenden Erinnerungen an frühere Zeiten hoch. Das Schalterfenster war fast immer mit einem Rollo geschlossen. Wer eine Fahrkarte kaufen wollte, musste sich durch klopfen bemerkbar machen. Auch durfte man nicht zu spät kommen, wenn man mehrere Fahrkarten haben wollte. Da diese in den siebziger Jahren noch mit der Hand ausgefüllt wurden, konnte es passieren, das man wieder weggeschickt wurde. Editha Fischer aus Wiesenburg erinnerte sich, wie sie als junges Mädchen in den letzten Kriegsjahren täglich vom Wiesenburger Bahnhof nach Dessau zur Handelsschule fuhr. Und das früh um 5 Uhr – da war die Angst mitunter groß, denn der Bahnhof liegt immerhin 2 km vom Ort entfernt, also ging es mit dem Fahrrad bis zum Bahnhof. Und immer musste mit Fliegerangriffen gerechnet werden.
Die nächsten Pläne für den weiteren Ausbau des Gebäudes stehen ebenfalls schon – denn es gibt noch 2 Obergeschosse. Dort sollen Ferienwohnungen entstehen. Eine weitere Idee ist die eines ökologischen Campingplatzes und später einer ökologischen Siedlung. „Aber das sind bisher wirklich nur Ideen“, sagte Anke Mrosla, eines der Gründungsmitglieder der Genossenschaft, in ihrer kurzen Rede. Bis dahin soll der Bahnhof mit Leben erfüllt werden. Das Cafe ist ab jetzt Freitags von 15 bis 19 Uhr geöffnet, an den Wochenenden und Feiertags von 10 bis 19 Uhr. Und natürlich wird es viele Veranstaltungen geben, die man auch auf der Internetseite der Genossenschaft www.bahnhof-am-park.de nachlesen kann. Bleibt nur noch die Frage nach dem Namen für das Cafe. Nach einem Aufruf sind über 50 Vorschläge bei der Genossenschaft eingegangen, sechs davon haben die Mitglieder ausgewählt. Die Anwesenden konnten sich nun an der entgültigen Entscheidung beteiligen und Punkte für ihren Favoriten vergeben.