28.000 Ziegel wurden im Reetzer Ziegelwerk zu Betriebszeiten produziert – und jeder Ziegel wurde mindestens einmal angefasst. Am Tag des offenen Denkmals konnten Interessierte das inzwischen ziemlich marode Gemäuer besichtigen. Hans-Jürgen Horn führte über das Gelände und informierte über die schwere Arbeit des Ziegelbrennens, Maschinen und Gebäude auf dem Areal. Denn dort befand sich nicht nur die Ziegelei, sondern auch ein Sägewerk. Dieses Gebäude befindet sich wohl im derzeit besten Zustand.
Bereits im 14. Jahrhundert gab es Ziegelbrennöfen in der Gegend. Friedrich Senst kaufte die Erdgruben der Familie Friedrich. 1883 begann er mit dem Bau eines Wohnhauses und der Ziegelei. Die Bauphase erstreckte sich über 4 Jahre. Er finanzierte den Bau mit 300 Mark Kredit von der Kreissparkasse. Nach dem 1. Weltkrieg übergab er das Geschäft seinem Sohn Richard Senst. Dieser automatisierte einige Bereiche. Auch die Renaturierung spielte bei ihm eine große Rolle. Nach dem Abbau wurden umfangreiche Bodenumlagerungen vorgenommen, so dass die Flächen sofort wieder als Acker genutzt werden konnten. Ab 1956 gehörte der Betrieb den vereinigten Ziegelwerken des Kreises Belzig an. Damals waren noch ein Betriebsleiter, ein Lohnbuchhalter, eine Köchin und 34 Arbeiter beschäftigt. Die Ziegelei blieb der wichtigste Arbeitgeber im Ort, aber die Arbeit forderte auch einen hohen Preis. Kohlenstaub und gefährliche Gase wurden von den Heizern eingeatmet. Trotzdem wurde die Arbeit gern gemacht, denn sie wurde am besten bezahlt.
Anfang der neunziger Jahre wurde die Ziegelei geschlossen, gegenüber würde durch die Firma Röben ein neues, modernes Ziegelwerk errichtet. Die Firma erwarb auch das Gelände der alten Ziegelei. Die Hoffnung der Bürger, dass das historische Gebäude erhalten wird, erfüllte sich nicht. Es verfiel immer mehr. Inzwischen ist die Gemeinde Wiesenburg Eigentümer des Grundstücks. Anfang 2014 wurde ein Vertrag unterschrieben, in dem die Werial GmbH unter Geschäftsführer Hans-Jürgen Horn als neuer Nutzer ihre Absicht erklärt, die seit 22 Jahren im Dornröschenschlaf liegende alte Ziegelei wieder zu neuem – auch touristischem - Leben zu erwecken. Im Jahr 2017, zum 130. Geburtstag des Ringofens, soll dieser wieder aufgebaut sein. „Ob wir ihn dann schon anheizen können, wissen wir nicht genau“, so Hans- Jürgen Horn. Neben dem Ringofen sollen auch verschiedene Maschinen wieder gangbar gemacht werden, so dass Besucher sie auch testen können. Weiterhin soll das Gelände für Ausstellungen, Gastronomie und als Treffpunkt genutzt werden.