Nach
über 3 jähriger Planung und Bauzeit konnte das Ökozentrum in
Reetz am vergangenen Wochenende eingeweiht werden. Bauherr Dieter
Wankmüller zog Resümee. Und dabei war es doch eher der Zufall, der
ihn zu diesem Gehöft verhalft. Bei einem Besuch mit Freunden aus
Berlin kam die Gruppe ziemlich niedergeschlagen aus Richtung
Wiesenburger Schloss. Und begegnete Editha Fischer. Die ehemalige
Wiesenburger Geschäftsfrau hatte sich seit einiger Zeit als
Fremdenführerin betätigt und fragte die Gruppe, ob sie helfen könne.
Man hätte gern die Schlossterrasse besichtigt, sagte diese, es würde
aber nicht erlaubt. Die Wohnungen im Schloss waren damals schon zum
Teil vermietet und wer möchte schon gern auf seiner eigenen
Terrasse gestört werden. Editha Fischer schnappte sich die Gruppe
und ging mit ihnen auf die Schlossterrasse, schließlich wurden
weitere Mieter gesucht und die sollten schließlich wissen, worauf
sie sich einlassen. Im
Anschluss ergab sich ein Gespräch mit einem grauhaarigen Herrn, der
spontan meinte, hier würde er gern leben wollen. So entstand der
Kontakt zu Dieter Wankmüller und eine langjährige Freundschaft. In
Wiesenburg war allerdings kein Haus zu finden, aber eben in Reetz.
Seit 2006 wohnt Dieter Wankmüller nun hier – und hat seit dem
einiges verändert. Er kam nach Reetz, um sich einen Lebenstraum zu
erfüllen, sein Projekt „Anders leben im Alter.“ Das hat
er jedoch vorerst auf Eis gelegt. Vielleicht hatte ich einfach zu
hohe Ansprüche, gestand er ein. Dafür gründete er mit Berliner
Freunden, die sofort begeistert von dem Anwesen waren, den Verein OE
LA LA, (Verein zur Förderung des ökologischen Landbaus und der
Landschaftspflege in Reetz e.V.) um ökologische Landwirtschaft zu
betreiben. Bei den Reetzern stieß das Anfangs auf wenig Gegenliebe.
Die Meinungen gingen auseinander, von einem Aussteiger aus Berlin,
zu einem Enthusiasten mit viel Geld und grünen Ideen bis hin zum
Einsiedler, der seine Ruhe haben will. Doch sie erlebten das genaue
Gegenteil, einen Unruhegeist. Und damit eckte Dieter Wankmüller oft
an. Heute darüber schmunzelnd erinnerte Ortschefin Marion Gante
sich in ihren Grußworten an viele Gespräche und Mails – man
war nicht immer einer Meinung, fand aber immer einen Konsens.
„Mir hat sie auch oft gesagt, wo es langgeht“, gesteht
Dieter Wankmüller, „aber das gehört zum Lernprozess.“
So war es auch im Fall der Friedenseiche. Sie stand direkt vor dem
Sensthof, war mit Schädlingen befallen und sollte gefällt werden.
Dieter Wankmüller hätte sie gern als Symbol der
Natur und des geschichtlichen Hintergrundes erhalten. Jetzt wirft
sie ihren Schatten an die Hauswand, aus ihrem Holz ist ein Rastplatz
im Feldweg entstanden, direkt neben dem neu gepflanzten
Friedensbaum, einem Ginkgo. Doch da hatte Dieter Wankmüller die
Rechnung ohne die Behörden gemacht. Auch wenn der Ginkgo als Baum
des Friedens gilt, ist er dennoch kein einheimisches Gewächs. Die
Genehmigung zur Pflanzung wurde nachträglich erteilt. Und auch für
den alten Stumpf der Friedenseiche gibt es eine Lösung – dort
soll eine Stele errichtet werden. Die Genehmigung dazu hat Dieter
Wankmüller schon. Das
Einweihungsfest sollte nicht nur ein Dankeschön an alle Helfer
sein, sondern auch ein Angebot an die Reetzer, es mit Leben zu erfüllen.
Erste Schritte dazu sind getan, der Reetzer Frauenchor übt schon
regelmäßig im großen Veranstaltungsraum, die Bürgerinitiativer
„Für eine nachhaltige Zukunft unserer Dörfer“ tagt
dort regelmäßig. Auch für andere Veranstaltungen und
Versammlungen stellt Dieter Wankmüller den Sensthof gern zur Verfügung
– natürlich auch wieder zum schon traditionellen
Adventsmarkt. Es entstanden 2 Ferienwohnungen und ein Heuhotel.
Neben Gästen aus nah und fern, überzeugten sich auch Bürgermeisterin
Barbara Klembt und Eveline Vogel in ihrer Funktion als Vorsitzende
der LAG "Fläming-Havel"
über das gelungene Projekt und erinnerten in ihren Grußreden an
die Zusammenarbeit mit Dieter Wankmüller. Eingeweiht wurde auch ein
neuer Rastplatz aus Stein am Wald- und Ackerrand in Richtung
Reppinichen. Zu dessen Errichtung hat auch die Wiesenburger
Sparkasse mit einer Spende beigetragen. Auf dem Weg dorthin konnten
die Gäste noch einmal das zum Hof gehörige Land besichtigen,
welches an einen Ökobauern verpachtet ist und auch entsprechend
bewirtschaftet wird. Nächste Pläne gibt es ebenfalls schon. Um das
Land herum werden Hecken angelegt, um der Erosion durch den Wind
entgegen zu wirken. Hierzu bittet der Verein die Bürger um Spenden
von Heckenpflanzen als Ableger oder Stecklinge. Außerdem soll eine
Allee der vergessenen Obstbäume entstehen, wo sehr alte Obstsorten
gepflanzt werden. Dieter
Wankmüller macht in Berlin sehr viel Werbung für Reetz. Er sieht
in seinem Hof auch eine Begegnungsstätte zwischen Stadt und Land.
Besonderes Augenmerk soll auf die ökologische Erziehung von Kindern
gelegt werden. Bereits in der kommenden Woche ist eine Schülerklasse
aus Berlin auf dem Hof. Ulla Ondratschek, Mitglied des Vereins und
Lehrerin in Berlin, will sich nach ihrer Pensionierung im kommenden
Jahr ganz intensiv darum kümmern und solche Fahrten organisieren. So konnte sich jeder überzeugen, dass der „Unruhegeist“ aus Berlin doch so einiges auf die Beine gestellt hat. Neben der Versorgung für den Magen durch Pizza und Kuchen, war auch für gute musikalische Unterhaltung gesorgt. Schülerbands aus Berlin präsentierten ihr Können – unter großem Beifall der Gäste. |