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Reetzer Geschichte

(Auszüge und Bilder aus der von John Shreve veröffentlichten Chronik, ausführlich kann man hier nachlesen.)

Schon früh ist die Gegend um Reetz besiedelt worden. Bodenfunde auf dem Mühlenberg und in der Dorfmitte sollen aus dem 5. Jahrhundert vor Christi stammen. Bei den archäologischen Untersuchungen des Dorfes Miltendorf wurden Spuren einer bronzezeitlichen Siedlung entdeckt. Die Bronzezeit erstreckte sich vom Ende des3. bis zum Anfang des 1. Jahrhunderts vor Christi. Im 12. Jahrhundert wurden unter anderem die Burgwarde Görzke, Reetz, Wiesenburg und Belzig urkundlich erwähnt.

Zwischen 1190und 1250 wurde die Reetzer Kirche erbaut. Diese ist auch das einzige erhaltene Bauwerk aus dem Mittelalter.

Durch Pest und Agrarkrise in der Mitte des 14. Jahrhunderts wurden viele Dörfer verlassen. In der Brandtsheide überlebten von 30 neugegründeten Siedlungen lediglich 4: Wiesenburg, Jeserig, Schlamau und Reetz.

Die ersten direkten Nachrichten aus Reetz stammen aus den 60er Jahren des 16. Jahrhunderts und betreffen ein Saufgelage und einen Diebstahl.

Der dreißigjährige Krieg ging auch an Reetz nicht spurlos vorüber. 1654 begann der Wiederaufbau der völlig verwüsteten Kirche. Trotzdem der Aufbau des Ortes schneller ging als anderswo, war erst Ende des 17. Jahrhunderts die Bevölkerungszahl von 1627 wieder erreicht.

Siebenhundert Jahre nach der ersten schriftlichen Erwähnung des Ortes, 1861, standen etwa 100 Fachwerkhäuser in Reetz, 5 öffentliche Gebäude und 156 Wirtschaftsgebäude. 

Die Bevölkerung des Dorfes wuchs, 1880 lebten 760 Menschen in Reetz. Der Lebensstandard erhöhte sich, es entwickelte sich ein Vereinsleben, es gründete sich der Männergesangsverein "Germania" und der Sportverein "Frisch Auf", später der Schießverein und der Radfahrerverein "Hohenzollern". 

Nach der Reformation wurden evangelische Schulen auf dem Land eingerichtet, meist auf kirchlichem Grund und Boden. Das Schulgeld betrug damals 4,50 Mark. 1872 gingen 159 Kinde in die Reetzer Schule. Im Oktober 1903 begann der Bau einer neuen Schule. Bis 1998 lagen die Biberdachsteine, die damals in Rathenow gekauft wurden, auf dem Dach.

 

1906 kam ein weiteres Wahrzeichen nach Reetz, die Mühle auf dem Mühlenberg. Spätestens seit 1575 stand eine Windmühle in Reetz. AM 30.11.1811 traf die Reetzer Mühle der Blitz, sie brannte ab, 1813 war sie wieder aufgebaut. In der Nacht vom 1. zum 2. November 1906 brannte die Mühle erneut ab. Der Windmüller Großkopf kaufte daraufhin die Windmühle in Nedlitz, ließ sie abbrechen und in Reetz wieder aufbauen.

Auch der erste Weltkrieg ging an Reetz nicht vorüber. 228 Männer waren einberufen, 218 davon standen im Feindesland, 32 waren gefallen, 5 vermisst. 

Nach dem Krieg begann die Modernisierung des Dorfes, Straßen wurden befestigt, eine eigene Strom- und Wasserversorgung geschaffen. 1921 wurde die freiwillige Feuerwehr Reetz gegründet. Das Vereinsleben wurde wieder aktiviert.

 

Am 30: Januar 1933, der Tag, an dem Adolf Hitler Reichskanzler wurde, wehte das erste Mal eine Hakenkreuzfahne vom Giebel des Schulhauses. Auch NSDAP und Hitlerjugend war in Reetz organisiert. 

Im Juli 1937 wurde beschlossen, eine Badeanstalt zu bauen. 1938 wurde diese mit einer großen Feier eingeweiht.

Vor dem 2. Weltkrieg war Reetz gut versorgt mit Gaststätten, Geschäften und Handwerksbetrieben. Eine Übersicht über das Bäckerhandwerk, zusammengestellt von Dieter Wankmüller, findet man HIER!  

Im August 1939 begann der 2. Weltkrieg. Es gab Lebensmittelkarten, die ersten Meldungen über Gefallene trafen ein. 1945 wurden von vielen Familien Flüchtlinge aufgenommen. Am 4. Mai um vier Uhr früh traf die Rote Armee in Reetz ein. Angst ging um, besonders unter den Frauen, Übergriffe waren nicht selten, Plünderungen an der Tagesordnung. Aber der Krieg war zu Ende! 77 Reetzer kehrten aus dem Krieg zurück, 44 waren gefallen, 33 vermisst..