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Frauentag 2015

 

Da staunten die Reetzer Frauen nicht schlecht, als auf ihrer Frauentagsfeier plötzlich Bildungsminister Günter Baaske in der Tür stand. Er war mit der Familie unterwegs, um in einigen Orten Station zu machen. „Mit so viel Frauen hatte ich nicht gerechnet“, meinte er doch etwas erstaunt, denn der Raum im Reetzer Sportplatzgebäude war bis auf den letzten Stuhl besetzt. Natürlich gab es ein paar Grußworte vom Minister – im Gegenzug dazu Kaffee und Kuchen. Die Reetzer Singegemeinschaft eröffnete mit einigen Liedern, Ortschefin Marion Gante mit einer kurzen Rede, später gaben einige der Frauen lustige Gedichte und Sprüche zum Besten. Die Frauen durften sich diesmal amüsieren, denn Bernd Seliger und Dieter Wankmüller übten sich im Kellnern. Letzterer gab auch noch seine eigenen Gedanken zu den Reetzer Frauen bekannt – Schmunzeln inklusive. Obendrein hatte er für jede Frau eine Tulpe mitgebracht. Blumen gab es auch vom Ortsbeirat – wunderschöne Azaleen von Anett Blasche aus der Gärtnerei in Reetzerhütten.

Die Reetzer Frau, das unbekannte Wesen - Mein Versuch dieses Geheimnis zu entdecken.
Untertitel: Mein wahnwitziger Mut, die Höhle der Löwinnen zu betreten.

von Dieter Wankmüller

Vor einigen Jahren erzählte mir eine Nachbarin, daß in ihrer Familie seit Generationen nur Mädchen geboren wurden.
Diese Aussage hat meine Fantasie beflügelt. Nachtijall, ick hör dir trapsen!

Könnte das ein Hinweis sein, daß Reetz in frühgeschichtlicher Zeit von Amazonen gegründet wurde?
Amazonen sind in der griechischen Antike als kämpferisches Frauenvolk beschrieben. Um für die Nachkommen zu sorgen, paarten sie sich bei ihren Kriegszügen für eine Nacht mit den Feinden, um sie anschließend in die Wüste zu schicken.
Könnte es sein, daß ein Stoßtrupp dieser mutigen und kämpferischen Reiterinnen sich in den Hohen Fläming verirrte?
Könnte es sein, daß im Laufe der Jahrhunderte diese Amazonen es einfacher fanden, die Männer um sich zu haben, als sie im Kampf zu erobern, sodaß man sie im Dorf duldete – natürlich mit der Maßgabe, sie von der Macht fernzuhalten?

Die Reetzer Chronik gibt hierzu keine Auskunft.

Mir, als Zugereistem, fallen allerdings eine Reihe von Indizien auf, die diese Hypothese stützen:

In Reetz haben die Frauen nahezu unbegrenzt die Macht – sowohl in den Ämtern als auch in den Vereinen.
Selbst beim Singen gibt der Frauen-Chor den Ton an.
Feste werden von Frauen vorbereitet, Reden von Frauen gehalten.
Schon im Kleinkindalter unterliegen die Knaben dem Regiment weiblicher KITA-Erzieherinnen.

Um ihre Macht zu festigen überläßt man den durchaus nützlichen Männern Reservate und Spielwiesen: Die Feuerwehr, ein besonderes Betätigungsfeld zur Pflege von Mannestum und männlichen Tugenden .
Im Privaten hält man sie im Irrglauben, sie würden den Kurs der Familie bestimmen, indem man ihnen das Lenkrad des Autos überläßt. Dabei geht es den Chefinnen doch nur darum, einen Chauffeur zu haben.

In jeder Reetzer Frau muß eine Führernatur stecken. Den Kinderwagen fährt meistens der Gatte, den Kontakt zum Kinde suchend, während die Gattin hocherhobenen Hauptes den Überblick behält und die Richtung vorgibt.

Nun haben im Oktober letzten Jahres die Frauen seltsamerweise und mit großer Mehrheit einen männlichen Bürgermeister gewählt. War das ein Versehen oder bewußtes Verzichten auf Frauenmacht?
Der wahre Grund ist: Sie haben im Bild vom Herrn Beckendorf den braven und lenkbaren Schwiegersohn erkannt, der ihnen die Macht nicht streitig macht.
Es wird sich zeigen, ob sie sich da nicht geirrt haben!

Habt Acht ihr Männer! Marco ist Eure Chance, die Ketten eurer Abhängigkeit abzuschütteln. Seid stark und stellt euch an seine Seite. Reetz braucht jetzt ganze Männer!

Bisher haben die Frauen Euch betört, nun seid ihr an der Reihe.
Frauen lieben gute Düfte.
Pflanzt Lavendel und Rosen an um Reetz. Destilliert sie zu Rosenwasser und Lavendelöl. Laßt die Bienenvölker summen und den Honig fließen.
Laßt die Lerchen singen und die Tauben gurren.
Macht das Dorf zu einem Dorf der guten Düfte.
Die Reetzer Frauen werden Euch dafür lieben und ihr werdet auf Händen getragen!


 

Reetzer Frauen sind wie Reben,
sammeln Sonne und das Licht
in die Trauben, die dann schweben
wie Brillianten ums Gesicht.
Mit dem Glück in diesen Früchten
locken sie der Männer Schar.
Und wie Kinder an den Brüsten
naschen die den Wein mit Lüsten.
Sind betrunken immerdar.

(Dieter Wankmüller zum Reetzer Frauentag am 8.3.2015)